Pflegeroutine: Vitamin A – Retinol, Retinal und Co

Über Retinol, Retinal, Tretinoin und weitere Formen von Vitamin A habe ich schon öfter geschrieben. Also gibt es zunächst mal ein paar Links, dann ein kurzer Abriss, worauf man bei Produkten dieser Kategorie achten sollte und dann meine zwei derzeitigen Lieblinge.

Wichtig: bitte einfach nochmal nachlesen

Man kann es bei Vitamin A aller Art nicht oft genug sagen: es handelt sich auch in der nicht-verschreibungspflichtigen Variante um sehr potente Inhaltsstoffe. Bei unsachgemäßer oder zu häufiger Anwendung kann man sich die Haut so richtig schön ruinieren!

Daher: einmal grundsätzliches über die unterschiedlichen “Sorten” und was ansonsten zu beachten ist.

Und noch ein paar Mythen rund um Vitamin A.

Gut zu wissen: Stabilität

Retinol ist notorisch instabil, selbst in licht- und luftdichten Verpackungen. Und auch in Öl oder Squalane gelöst. Das trifft auf Retinal (kurz für Retinaldehyd) und das Granactive Retinoid nicht zu. Tretinoin ist auch nicht das allerstabilste, bei fertig gekauftem gibt es ein Haltbarkeitsdatum, ansonsten wird es in der Apotheke auf die Verpackung geschrieben.

Etwas genauer wird das von Lab Muffin beschrieben (Link Lab Muffin, etwas runter scrollen).

Ich rate von allen Retinolprodukten in der Variante “einfach in Öl” ab und auch von den Produkten ohne undurchlässigen Spender. Das ist kurz gesagt rausgeschmissenes Geld. Irgendwie sind reine Retinolprodukte auch ein bisschen altmodisch.

Generell ist Retinal aus meiner Sicht besser, weil erstens besser verträglich, zweitens näher am Tretinoin und drittens stabiler.

Auch gut zu wissen: die Mischung macht es

Wir haben hier schon oft darüber philosophiert, dass eher preisgünstige Produkte eine gute INCI-Liste haben, aber dann doch nicht so richtig toll sind. Oder manchmal auch richtig schlecht in Sachen Konsistenz, Haptik, Verhalten auf der Haut.

Das liegt oft an den Emulgatoren (die wirklich haptisch tollen sind richtig teuer oder werden nicht in Standardrezepten der Labore angeboten) oder auch an der Mischung der Inhaltsstoffe. Bestes Beispiel Ceramide: die sind teuer und dann sind eben mal ein bis drei in mikroskopischen Mengen enthalten. Was ok ist, aber eben nicht vergleichbar mit einer ausgefeilten Rezeptur. Letztere bekommt man aber nicht für 5 Euro, es müssen aber auch keine Mondpreise sein. Im Bereich zwischen 40 und 80 Euro bekommt man hervorragende Produkte.

Der zweite Effekt, den man den INCIs nicht entnehmen kann, ist die Aufnahme in die Haut. Das ist z.B. bei Vitamin C-Seren so ein Punkt. Bei einem gut formulierten Serum mit Ascorbinsäure ist die Aufnahme von Vitamin C deutlich höher als bei einer Wald- und Wiesenmischung.

Ich hatte das beim Geek & Gorgeous Retinalprodukt – die starke Variante habe ich ohne Probleme täglich vertragen. Bis ich das von HighDroxy wieder benutzt habe und nach drei Tagen Hautalarm war. Das kann natürlich auch andere Gründe habe, aber ich tippe mal, dass die Aufnahme in die Haut beim erstgenannten Produkt einfach deutlich schlechter war – dann verträgt man auch “starke” Produkte.

Daher: wenn es der Geldbeutel hergibt, lieber ein bisschen mehr investieren.

Tretinoin: toll, aber leider nicht für mich

Ich habe im Lauf der Jahre diverse Versuche mit Tretinoin gestartet. Im Endeffekt habe ich es nie dauerhaft vertragen, auch nicht bei Anwendung alle zwei oder drei Tage. Das Ergebnis war jedes einzelne Mal unruhige, gerötete, empfindliche Haut und da nützt es mir nichts, wenn ich eine Falte weniger habe. Meine Haut ist halt wählerisch und damit muss ich leben – ich würde sehr gerne morgens Vitamin C und abends Tretinoin benutzen, ist aber nicht.

Wer es verträgt: go for it! Von der Wirkung her auf jeden Fall deutlich stärker und auch schneller als alle Derivate.

So, nach all diesen Vorbemerkungen kommen wir zu meinen aktuellen Produkten.

Fast schon ein Langzeitfavorit: HighDroxy RetinAid

Bisher mein Vitamin A-Produkt der Wahl und zwar aus mehreren Gründen:

• eine ausgekügelte Formulierung mit stabilisiertem Retinal, Bakuchiol und weiteren Goodies (Feuchtigkeit, Pflege, Antioxidantien, Peptid, Ceramide und so weiter und so weiter – schon toll!)
• sehr verträglich nach einer Eingewöhnungsphase
• gut haltbar (sechs Monate nach Anbruch)
• sehr schöne Konsistenz

Das RetinAid ist nicht billig, 30 ml kosten 60 bzw. in der Forte-Variante 65 Euro (es gibt auch Tester im Spenderformat für 15 bzw. 16 Euro, alles hier).

Der Vollständigkeit halber nochmal die INCIs (von der HighDroxy-Website):

• AQUA (Wasser dient als Lösungsmittel und Konsistenzgeber)
• PENTYLENE GLYCOL (Pentylenglykol ist ein Lösungsmittel mit feuchtigkeitsbindenden und antimikrobiellen Eigenschaften)
• PASSIFLORA EDULIS SEED OIL (Maracujasamenöl hat aufgrund des hohen Linolsäureanteils eine beruhigende und entzündungshemmenden Wirkung)
• GLYCERIN (Glycerin ist Teil des hauteigenen Feuchthaltesystems; es ist barrierestärkend und elastizitätsfördernd)
• HYDROGENATED ETHYLHEXYL OLIVATE (Aus Olivenöl gewonnener Mix aus verschiedenen Estern mit weichmachenden, hautpflegenden Eigenschaften)
• HYDROGENATED OLIVE OIL UNSAPONSIFIABLES (Aus Olivenöl gewonnenes Lipid mit pflegenden Eigenschaften)
• SR-SPIDER POLYPEPTIDE-1 (Seidenproteine schützen die Haut mithilfe eines atmungsaktiven Films)
• ISOSORBIDE DICAPRYLATE (Diester aus Isosorbid und Caprylsäure; hautpflegende Substanz natürlichen Ursprungs mit regenerierenden und feuchthaltenden Eigenschaften)
• SACCHARIDE ISOMERATE (Naturkosmetischer, aus Glukose gewonnener Pflegestoff mit feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften)
• ORBIGNYA OLEIFERA (BABASSU) SEED OIL (Babassuöl zieht schnell ein, wirkt leicht kühlend, bewahrt die Feuchtigkeit und hinterlässt ein weiches und seidiges Hautgefühl)
• UBIQUINONE (Auch als Q10 bekanntes Co-Enzym mit antientzündlichen und antioxidativen Eigenschaften)
• TOCOPHERYL ACETATE (Das Derivat des Vitamin E ist ein Antioxidans und Radikalfänger, sodass es die Haut vor schädlichen Einflüssen schützt)
• C12-15 ALKYL BENZOATE (Hautfreundliches Lipid synthetischen Ursprungs; vereint pflegende und antimikrobielle Eigenschaften)
• UNDARIA PINNATIFIDA (WAKAME) EXTRACT (Extrakt der Wakame-Alge mit hautschützenden und feuchtigkeitsbewahrenden Eigenschaften)
• PECTIN (Naturkosmetischer Verdicker)
• XANTHAN GUM (Xanthan ist ein aus Zucker gewonnenes Verdickungsmittel, das auch für Bio-Lebensmittel eingesetzt wird)
• CHONDRUS CRISPUS EXTRACT (Extrakt der roten Seealge mit hautpflegenden Eigenschaften)
• CYCLODEXTRIN (Oligosaccharid-Komplex, der hier zur Stabilisierung vom Retinal eingesetzt wird)
• RUBUS CHAMAEMORUS (SEED) OIL (Öl der Moltebeere; pflegendes Öl mit einem hohen anteil an Vitamin C)
• RETINALDEHYD (Wird auch als Retinal bezeichnet; direkte Vorstufe der Retinsäure; stimuliert die Kollagen- und Elastenproduktion)
• CERAMIDE NP, CERAMIDE AP, CERAMIDE EOP (Ceramide sind körpereigener Bestandteil der Hautbarriere; schützen sie vor schädlichen Umwelteinflüssen und reguliert den Feuchtigkeitshaushalt)
• PHYTOSPHINGOSINE (Gehört zur Gruppe der Ceramide; körpereigener Bestandteil der Hautbarriere)
• CHOLESTEROL (Körpereigenes Lipid; Bestandteil des Zellmörtels in der Hornschicht der Haut (Stratum Corneum))
• SODIUM LAUROYL LACTYLATE (Aus Pflanzenöl gewonnenes Natriumsalz; wird als milder Emulgator eingesetzt)
• CARBOMER (Gelbildner mit stabilisierender Eigenschaft)
• TETRAHEXYLDECYL ASCORBATE (Stabilisierte, da öllösliche Form von Vitamin C)
• BAKUCHIOL (Aus der indischen Babchi-Pflanze gewonnener Wirkstoff, der ähnlich wie Retinol wirkt)
• DIPOTASSIUM GLYCYRRHIZATE (Extrakt aus der Süßholzwurzel; wirkt entzündungshemmend und hautberuhigend)
• MAGNOLIA OFFICINALIS BARK EXTRACT (Extrakt aus der Rinde des Magnolienbaums; hat entzündungshemmende, antibakterielle und antioxidative Eigenschaften und verlangsamt somit die Hautalterung)
• SODIUM HYALURONATE (Hyaluronsäure speichert ein Vielfaches ihres eigenen Volumens an Feuchtigkeit, polstert die Haut auf und regt die Kollagenbildung an)
• ALLANTOIN (Allantoin wirkt wundheilungsfördernd, entzündungshemmend und hautberuhigend)
• SODIUM CARBOXYMETHYL BETAGLUCAN (Filmbildner pflanzlichen Ursprungs)
• SODIUM HYDROXIDE (Sodiumhydroxid ist ein pH-Wert-Regler mineralischen Ursprungs).

Die Formulierung ist bei beiden Produkten identisch, Forte enthält einfach nur mehr Retinal. Apropos: das ist eine spezielle Variante mit einer Einbettung in Oligosaccharide und kann deswegen sogar tagsüber ohne Verlust der Wirksamkeit benutzt werden.

Hat aber auch einen Nachteil – Stichwort “Lebercreme” (der gefällt mir ausgesprochen gut…):

Ja, es ist gelb, ziemlich gelb sogar. Bei mir verschwindet das nach ein paar Minuten komplett, bei sehr heller Haut wäre ich aber etwas vorsichtig – wobei ich noch nichts von dauerhaft gefärbter Haut gehört habe 😉

Der Neue: Beyer & Söhne Retinol Booster

Seit einiger Zeit bei mir im Test und für gut befunden.

Zunächst mal ein paar Informationen drumherum:

Leichtes Retinol Serum mit hochdosiertem Vitamin A in 3 wirksamen Formen. Entspricht ungefähr 0,7% Retinol.

• 0,1% Retinol, 0,06% Retinal, 0,1% Retinsäure-Ester
• Retinol wirkt gegen Falten und unterstützt ein feines Hautbild durch die Bildung neuer Hautzellen
• 3% Niacinamide, 2% Vitamin C, verkapseltes EGCG (Grüntee) und Ceramid-Vorstufen (Tetraacetylphytosphingosine) wirken gegen Rötungen und lindern Mikroentzündungen

Verpackt in einem licht- und luftdichtem Pumpspender, 30 ml kosten 49 Euro, der Tester mit 4 ml knapp 7 Euro (gibt es hier). Achtung: die Normalgröße ist aktuell ausverkauft.

Hier noch die kompletten INCIs:

Aqua, Pentylene Glycol, Dimethyl Isosorbide (verbessert die Aufnahme in die Haut), Butylene Glycol, Glycerin, Niacinamide, 3-O Ethyl Ascorbic Acid (Vitamin C), Betaine (Feuchtigkeitsspender), Trehalose (Feuchtigkeitsspender), Panthenol, Phospholipids (stärkt die Hautbarriere), Retinol, Sodium Retinoyl Hyaluronate (Retinsäure-Ester), Retinal, Epigallocatechin Gallate (Antioxidans des Grüntees), Tetraacetylphytosphingosine (Vorstufe aller Ceramide), Dehydroxanthan Gum, Glyceryl Citrate / Lactate / Linoleate / Oleate, Ethyl Oleate, Citric Acid, Sodium Citrate

Auch hier eine ausgeklügelte Formulierung mit diversen Extras. Mir gefällt die Kombination von drei Vitamin A-Varianten. Der Punkt ist nämlich: keiner weiß so ganz genau, wie was in der Haut wirkt und eine Kombination deckt dann erfahrungsgemäß einfach ein größeres Spektrum ab. Das bedeutet aber auch: der Retinol Booster kann nur abends verwendet werden. Außerdem ist die Haltbarkeit kürzer, nach Anbruch des Spenders drei Monate.

Die Konsistenz ist sehr schön, ein weiß-durchsichtiges Gel, lässt sich sehr gut verteilen und zieht schnell ein, fühlt sich auf der Haut gut an.

Ich fand es sehr verträglich bei Nutzung alle zwei Tage, auch mal drei Tage in Folge, aber dann ein bis zwei Tage Pause, sonst zickt meine Haut. Was wiederum ein Zeichen für die gute Wirksamkeit ist.

Also kurz gesagt: ich kann den Retinol Booster empfehlen.

Ja was denn nun benutzen?

Tja, die Frage aller Fragen, ich versuche schon länger, nur ein Produkt für einen Zweck zu haben. Naja, vergessen wir das. Erstens probiere ich zu gerne Neues aus und zweitens gibt es immer wieder tolle neue und ggf. sogar bessere Produkte.

In Sachen Vitamin A versuche ich derzeit folgende Variante: vier Tage im Wechsel HighDroxy und B&S, ein Tag Pause, Peeling, ein Tag Pause und von vorn. Ich habe den Eindruck, dass die kombinierte Nutzung von RetinAid und Retinol Booster noch ein bisschen besser wirkt als nur ein Produkt, aber das kann ich mir auch einbilden. Auf jeden Fall vertrage ich diesen Mix bisher sehr gut UND ich bin damit geschickt um eine Entscheidung für nur ein Produkt herum gekommen. Wenn die aktuellen Spender leer sind, werde ich aber tendenziell abwechselnd benutzen und immer einen Spender leer machen. Ich hoffe, meine 4-Tage-Strategie funktioniert dann noch.

Das Thema Vitamin A haben wir ja immer wieder – was habt ihr zu berichten?