Ich habe den Serge endgültig nicht mehr lieb

Wie letzten Sommer berichtet, bin ich böse auf den Serge. Denn Serge Lutens macht wunderbare Düfte, aber die Geschäftsstrategie ist irgendwie fragwürdig.

Mein allerliebster Lieblingsduft Gris Clair wurde aus dem Programm genommen, die Website zeigte im November ein SEHR stark reduziertes Bild und ich fragte mich, ob Shiseido den Laden einfach dicht macht.

Serge Lutens Gris Clair

Weit gefehlt, es gibt alle alten Düfte wieder, noch mehr neue Düfte denn je und das auch noch in den unterschiedlichsten Ausführungen. Ich habe noch nie so recht verstanden, warum man nicht einfach alle in die wunderschönen schlichten eckigen Glasflaschen packt und fertig ist es.

Ich höre mich zwar jetzt an wie eine griesgrämige Alte, aber es war so einfach: schlichte eckige Flaschen konnte man “überall” kaufen (sprich: in Parfümerien, die Lutens führen), Splashflakons in Paris. Fertig.

Mittlerweile gibt es das folgende unübersichtliche Sortiment – natürlich auch ohne jede Duftbeschreibung:

  • Collection Noire (die bekannten Flaschen mit Etikett in neuem Design), die Preise wurden natürlich saftig (!) erhöht, dafür gibt es jetzt aber auch Flaschen mit 100 ml – das sind i.w. die bekannten Düfte aus der Exportlinie, die man überall kaufen kann.
  • Splashflakons – die glockenförmigen Schüttflakons mit 75 ml für mittlerweile 190 Euro. Dabei ist auch ein alter Favorit von mir, Douce Amère. Kostete vor nicht allzu langer Zeit 50 ml 95 Euro…
  • Natürlich gibt es noch die Eaux im hohen, schmalen Flakon.
  • Section d’or sind die megateuren Düfte, ich habe den einen oder anderen in Paris Probe gerochen, richtig umwerfend fand ich nichts (50 ml kosten 450 Euro).
  • Neu ist die Linie “Gratte-Ciel”: altbekannte Düfte im neuen schwarzen Wolkenkratzer-Gewand, 100 ml für satte 290 Euro. Dabei auch Borneo 1834 (auch ein Alltimefavorit). So gerne ich den mag – aber der Preis ist eine Frechheit. Geht auch ohne.
  • Und das Allerneueste sind “Les Eaux des Politesse”, auch zum Großteil schon bekannte Düfte.

Tja, und hier nahm dann die Katastrophe neuerlich ihren Lauf: da gibt es auch Gris Clair. Als Eau mit geringerer Duftkonzentration. Und dann zu allem Überfluss auch noch reformuliert.

Ich habe viereinhalb Flaschen Gris Clair auf Vorrat. Nicht reformuliert. Und das war es dann mit uns.

Es wird einfach einen neuen Lieblingsduft geben, offensichtlich möchte mir das Duftschicksal etwas sagen. Ich finde dieses Gehampel mit den Sortimentsumstellungen und die ständigen Preiserhöhungen einfach ermüdend. Ich glaube, ich brauche dann etwas von Jean-Claude Ellena. Oder vielleicht auch mal etwas ganz anderes.

Auf die Zukunft, das unentdeckte Duftland. (Fast ein Zitat, Star Trek 6)

17 Kommentare

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Liebe Irit,

Ich finde deine Schlussfolgerung folgerichtig. Wenn irgendwas zu schwer ist, nicht mehr funktioniert, ist das für mich ein Zeichen loszulassen. Dann hatte es seine Zeit.

Bei mir ist das zugegebermaßen schon eine natürliche Reaktion, aber ich weiß, wie lange du an deinen Lieblingsdüften hängst. Es gibt sehr viele, die das wie du empfinden. Manche empfinden den Duft als einen Ausdruck ihrer Persönlichkeit generell, der so genannte „Signature-Duft“. Bei mir ist das immer wechselhaft, weil auch ich mich anders empfinde und ich hab viele Facetten, die ich gern durch Duft verstärke, mitunter momentane Stimmungen. Das führt auch dazu, nur kleine Mengen zu brauchen. Ich brauche fast nie irgendeinen Flacon auf, selbst 30ml nicht.

Allerdings flammt ab und zu die Liebe zu einem alten Duft kurz wieder auf.
Momentan üben genderless-Düfte eine ganz große Anziehung auf mich aus und ich denke darüber nach, ob mein Hormonhaushalt mit den Wechseljahren dafür verantwortlich ist. Aber nicht nur. Als meine Mutter starb, las ich in einem Buch über Trauer über einen Trostduft. Obwohl der sonst nicht in mein Raster fallen würde, funktionierte er erstklassig. Ab und zu nehme ich ihn jetzt, wenn ich das Gefühl haben will, von mir in den Arm genommen zu werden.

Dann hab ich noch ganz zarte, skinnige Düfte, die ich gern zu Hause trage, nach dem Baden, beim Lesen, zum Rumwuseln. Düfte wie eine leichte, warme Jacke. Für draußen sind die mir fast zu intim.
Für die Arbeit bevorzuge ich Düfte, die nicht meine Weiblichkeit betonen, sondern Kraft, Zuversicht und Klarheit. Jetzt nicht ausschießlich, aber das würde ich zu Hause beim Umräumen tragen. Grund ist nicht, dieses Signal an andere zu geben, sondern an mich selbst. Und dann kommt noch das Ritual, mir auf Reisen gern einen Duft zu kaufen, der sich für Ort und meine Stimmung in dem Moment richtig anfühlt. Es ist ein erfahrbares Souvenir, der das Lebensgefühl des Moments verankert. Benutze ich es später zu Hause, hole ich mir gefühlsmäßig den Urlaub zurück. Das kann übrigens auch ganz oft ein Deo sein, es ist keine Frage des Preises. Es muss mich auch finden und ganz oft tut es das nicht, dann lass ich es.
Aber ich bin in der Zeit dafür aktiv offen.
Ich hab auch Düfte, die im „Sommer in der Stadt“ klar, kühlend und modern wirken, ohne maritim zu sein, wo ich es in der Jugend mal übertrieben habe und immer noch „die Nase voll“ davon. 😀
Ich hebe zwar die meisten Düfte auf, weil ich sie doch immer mal wieder benutze (hallo Minimalismus!), aber ich gehe doch recht selten für längere Zeit zu einem alten Duft zurück. Mir kommt es vor, als würde ich wieder die Person sein, die ich vor paar Jahren war. Ist für mich selten attraktiv.
Wahrscheinlich ist der Teil von mir, den ich selbst am meisten mag, die Lust am Wandel.

100ml-Düfte für den x-fachen Preis liegen vollkommen außerhalb meiner Duftgewohnheiten, für mich wären 15ml perfekt – maximal. Ich liebe Duftstylos oder Roll-ons, leider gibt es die selten in den Düften, die mich anfallen.

Ich bin sehr gespannt, was du dir demnächst aussuchst.

Ich liebe Grau heiß und innig, dieses helle Grau von Kaschmirpullovern, gern kombiniert mit Silber, Weiß und Rot. Mein Duft dazu ist einer für den Sommer: „Grey Vetiver“ von Tom Ford. Im Winter passt er nicht, zu kühl. Der hat absolut nichts Liebliches, aber ich kann damit Bäume ausreißen. 😀

Schieß Lutens in den Wind und geh auf Entdeckungsreise!

Düfte begleiten mich schon seit meiner frühen Kindheit, wie meine Liebe zu Kosmetik und Make-up meiner Mutter geschuldet. Sie hatte eine große Flasche Shalimar von Guerlain im Schlafzimmer stehen, an der ich manchmal schnuppern durfte. Sie hat immer Parfüm getragen und mein erstes Parfüm habe ich von meinem Vater bekommen, die Flasche in Form eines Seepferdchens.

Ich besitze auch heute noch viele Düfte, habe auch noch welche, die sicher 20-30 Jahre alt sind. Ohne Duft gehe ich nicht aus dem Bad, je nach Laune und Jahreszeit, leicht, schwer, blumig oder klassisch. Einen echten Liebling habe ich nicht, es kann in einer Woche immer derselbe sein oder jeden Tag ein anderer. Ich kaufe eigentlich grundsätzlich die 100 ml Flaschen, da so gut wie nie etwas so lange steht, dass es kippt.

In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, dass Düfte nicht mehr so lange im Sortiment bleiben, diese ständig „neu“ interpretiert werden (wie viele Interpretationen von „la vie erst belle“ gibt es mittlerweile?) und das Sortiment dann auf diese reduziert werden. Dafür kommen dann Düfte, die teilweise bis zu 200 Euro kosten. Ich gebe viel aus für Parfüm, aber das geht mir dann zu weit, vor allem, wenn dann noch die Haltbarkeit zu wünschen lässt.

Diese etlichen Varianten finde ich einerseits nervig, aber mir ist es schon passiert, das genau eine der Abwandlungen genau meinen Nerv traf, das Original aber nicht. Ich musste es dann international suchen, weil es hier schon wieder raus war.

es gibt aber auch gute Abwandlungen… vom guten Serge. Feminite du Bois war das Original und es gibt (übrigens bis heute) vier Interpretationen davon. Mein Liebling ist Fruits et Bois, leider nur als Splashflakon

Von feminite du bois hab ich irgendwo noch so einen Stift mit Parfumpatrone, alte Formulierung. Ich glaube, der hat mich damals mit Hölzern angefixt.
Ich mochte auch mal Chêne sehr, wild und leidenschaftlich, aber immer nur kurz.

Bei mir ist es so, je älter ich werde, umso weniger kann ich Düfte ertragen. Schon gar nicht schwere oder Rosendüfte (sind oft in Kosmetikprodukten enthalten). So eine Creme mit Rosenduft über Nacht – für mich unerträglich. Obwohl ich die Pflanze Rose sehr gerne mag, auch den Duft!

Meine Favoriten sind frische klare Düfte aber nicht zu blumig. Im Winter gerne auch Düfte von Hölzern oder eine Spur Vanille.

Ich frage mich, ob ich zum Mann mutiere, jetzt in den Wechseljahren? Einen Bart jedenfalls habe ich noch nicht.

Viele Grüße

nein, du mutierst nicht!

Ich mochte noch nie Blumendüfte und nehme genau wie du im Sommer frisches und im Winter Holz (Ceder!), Vanille, Gewürze. Und zwar schon immer

Mir geht es eher wie Nelly. Es hat sich definitiv was verändert.

Dass ich sie nicht ertragen kann, könnte ich nicht sagen, weil mir immer noch viele gefallen. Aber ich hab auch meine Probleme mit süßen, überhaupt feminin konzipierten Düften. Ich kann kaum fassen, dass mir mal „Angel“ gefallen hat.
Alles Blumige umgehe ich weiträumig. Dufthämmer a la russische Oligarchengattin kann ich nicht mal an anderen gut riechen. Ich hab auch das Gefühl, duftsensibler geworden zu sein.

Seit einigen Jahren mag ich Düfte, die eher bestimmten Assoziationen folgen statt der Einteilung in Damen- und Herrenduft.

Der gute Onkel Serge…im Moment nervt mich das alles auch. Ich bin Kunde/Käufer, aber ich soll nach seiner Musik tanzen? Nee, keine Lust! Es gibt so unglaublich viele&schöne Düfte, da findet sich schon etwas. Im laufe der Zeit will ich nicht mehr alle haben. Ich bevorzuge nach wie vor Ambra und seit ich Ambra Aurea von Profumum Roma trage, sind alle anderen uninteressant! Ich liebe Serge Noire (riecht etwas nach Affenkäfig aber für mich total anziehend), und Gris Clair auch. Chergui finde ich komischerweise im Sommer schön aber die tollen Elie Saab Düfte in der Essence Serie (von F. Kurkdjian) machen SL Konkurenz). Guck mal bei Notino. Das gibt es tolle Düfte zu super preisen!

Und mein Signature ist Chance Eau Tendre EDT von Chanel. Das EDP habe ich noch nicht probiert, ich könnte bei Gefallen sonst nicht widerstehen und das geht gerade nicht.

Seinen Duft zu finden gleicht finde ich mittlerweile fast der Quadratur des Kreises. Vieles riecht gleich, beliebig, austauschbar und viel zu chemisch.

Oh ja, Chance Eau Tender ist der Hammer. So zart, vor allem die Herznote… ich mag am meisten Düfte, bei denen man die Kopf, Herz und Basisnoten deutlich wahrnimmt. Das ist glaube ich das, was viele bemängeln, wenn es heißt, der Duft hält nicht lange. Sicher spielt auch die Haut eine Rolle, je öliger, je besser haftet er. Aber wenn man Abends immer noch so duftet wie morgens, da bekomme ich dann Kopfschmerzen. So, wie damals bei Charlie… habe ich gemieden.

Susi, sehr interessant.

Joop hat die Rechte an seinen Düften schon damals auf dem Höhepunkt 2003 verkauft, noch vor der Gründung von Wunderkind. Die Rechteinhaber Coty pressen das bis zum Letzten aus und offenbar wird es noch häufiger gekauft, ich hab es aber schon ewig an niemandem mehr gerochen.

mit dem Mainstream kann ich nix anfangen, zu massenkompatibel. was mich sehr geflasht hat, war eine Empfehlung auf Instagram: Olympic Orchids. oft seeehr eigenwillige Sachen, aber ich bin begeistert! Olympic Amber in winziger Menge, und es ist, als würde ich meine Nase im sonnenwarmen Fell einer Raubkatze vergraben. bei Kyphi habe ich sonnendurchglühte Steine in der Nase. (ich mag es sonnig, merkt man das etwa? 😉 ) und das Tolle ist, man kann sich Probesets zusammenstellen. große Empfehlung von mir.

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