Ich bin ein großes Fangirl von Isabella Rosselini. Mir gefiel früher immer, dass sie nicht diese vordergründige Sexyness, sondern eher eine erwachsene Schönheit ausstrahlte. Auch äußerlich vom Typ her kam ich eher ihr entgegen als den damaligen Models.
Sie hat damals ein Buch geschrieben „Some of me“ und darin beschrieb sie ihren Stil, ihr Hadern als Model (sie fand sich nicht schön genug und glaubte immer, als Hochstaplerin enttarnt zu werden) und von ihrer Art, das Leben zu sehen. Ich habe sehr bedauert, sie immer nur kurz irgendwo zu sehen.
Im letzten Jahr las ich, dass die neue Lancôme-Chefin Francoise Lehmann sie aufgesucht hat und gefragt, ob sie wieder für Lancôme werben würde, sie selbst möchte das Label aus der Anti-Age-Richtung rausbringen und das Älterwerden von Frauen für jedes Alter mit Produkten begleiten. In der Tat werben dort mit Kate Winslet und Julia Roberts 40- und 50-Jährige, mit Isabella dann eine Frau Mitte 60.
Im Unterschied zu L‘Oreal, die auch mit der über 80jährigen Jane Fonda werben, sind die Werbefotos – Achtung (!) – nicht bearbeitet. Das ist allerdings ein wirklich neuer Schritt in Richtung Akzeptanz des Älterwerdens und es wird Irit freuen, die das ja auch macht und mich auch, die jetzt hofft, dass das auch wirtschaftlich funktioniert. Bisher hat das nie geklappt.
Was mir an Isabella gefällt und was ich von ihr gelernt hatte, war auch: versuche nie jünger zu wirken und kommentiere nie, dass jemand jünger, besser oder schlechter für sein Alter aussieht. Wer das bei anderen macht, hat diese Resonanz: „jung = schön, alt = hässlich“ in sich und sieht sich auch selber so. Das ist deprimierend und auch widersprüchlich, wollen wir doch alle älter werden als jetzt und nicht aus optischen Gründen aus der Gesellschaft fallen.
Zudem stimmt es gar nicht. Als ich Kind war und völlig unbeeinflusst von Schönheitsidealen, fand ich sehr zum Verdruss meiner Mutter meine Großmutter die schönste Frau der Welt. Sie hatte sehr helle, zart gefältelte und unglaublich weiche Haut, die ich ständig streicheln wollte, lange weiße Haare und rote Lippen, war schlank, liebevoll und aktiv. Später lernte ich, dass Falten schlecht sind und ich frage mich heute, wann ich begonnen habe, sie unschön zu finden und wann, sie gar nicht mehr wahrzunehmen – von Extremfällen mal angesehen.
Mir ging es besonders bei dem Fotovergleich von Irit so. Ich fand sie auf allen Bildern gleich wunderschön und hab weder Bearbeitung noch irgendwelche Falten gesehen. Sie waren schlicht nicht relevant für mein Gefühl von Schönheit. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich seit paar Jahren mit meinem altendem Gesicht sehr glücklich bin, viel mehr als früher, als ich optisch fehlerfreier war, wie es gemeinhin bezeichnet wird. Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass ich das bei anderen weder positiv noch negativ werte, interessanterweise profitiere ich selber davon.
Ich fand vor paar Tagen einen Videoclip, in dem sie jetzt erzählt, wie überraschend es war, jetzt als Model gebucht zu werden und wie alterlos sie sich selbst sieht. Ich hatte vegessen, dass sie und Christine Kaufmann, bei der das allerdings leider nicht so nebenbei wirkte, die Grundlage dafür gelegt haben, mich damit so viel besser zu fühlen.
Sich in seinem Alter wohl und gut zu fühlen und nicht nach der Vergangenheit zu schielen, auch nicht äußerlich, ist wirkliches Annehmen. Dabei geht es mir nicht darum, nichts verbessern zu wollen. Interessant ist für mich nur: warum? Will man die Uhr zurückdrehen oder die schönste Version des echten Alters? Letzters finde ich in jedem Alter lebensbejahrend. Ich wollte schon früher auf keinen Fall eine frustrierte Alte sein, die ihrer Jugend nachheult, zumal die auch nicht perfekter war, glatte Haut hin oder her.
Mich freut, dass sie es heute noch so sieht. Ich überlege, mir die Creme zu kaufen, obwohl ich gar keine mehr benutze :-D, weil mir das Gefühl gefällt, mit dem sie wirbt und mir ist natürlich klar, dass das auch bewusste Werbung ist, aber wenn ich auf ein Werbeversprechen reinfallen sollte, dann auf eins, dass mich unterstützt, mich in meinem Alter ohne Wenn und Aber wohlzufühlen. Diesem Geist würde ich gern irgendeine Energie von mir schenken.
4 Kommentare
Ich habe die Lancôme Werbung auch schon in irgendeiner Zeitschrift gesehen.
Die soll nicht bearbeitet sein ? Aha…
Dann hatten sie bei den Aufnahmen aber sehr gutes Licht 🙂
Ihr Alter sieht man Isabella Rosselini da nicht an.
Oder es ist vielleicht doch eine Wundercreme ?
Ein richtig guter Fotograf und vor allem ein perfektes Studio machen auch ohne Photoshop sehr gute Bilder, Licht ist ein Weichzeichner ohnehin, wenn es gut eingesetzt wird. Ich hab mir aber, als ich dazu mal wieder recherchierte, Paparazzibilder von Isabella angeguckt. Wie es in dem Alter ist, sah sie zwar auf einigen auch viel schlechter aus, auf vielen, vor allen in Videomitschnitten, aber sehr gut. Ich glaube nicht, dass das einer Creme zu verdanken ist, die hat einfach sehr viel Glück gehabt und meinte vor einiger Zeit, dass sie nur Feuchtigkeitspflege benutzt (außerdem Lippenstift und Duft) das ist schon sehr minimalistisch, oder?
Das Foto ist auf jeden Fall bearbeitet. Der Unterschied zwischen dem Video hier im Artikel und dem Werbefoto ist deutlich zu sehen, siehe Kinnlinie und Fältchen. Sie können es nun mal nicht lassen 🙂
Trotzdem finde ich es super das auch auch ältere Frauen wieder werben.
Mich sprechen Anti Aging Produkte nicht an wenn mit 19 Jährigen geworben wird.
Isabella Rosselini sieht toll aus und hat noch viel mehr zu bieten als nur ihr Aussehen.
Die Creme würde ich trotzdem nicht kaufen.
Diese Woche ist mir Isabella Rosselini schon zwei Mal untergekommen:
http://bacnyc.org/performances/performance/isabella-rossellini
https://intothegloss.com/2018/04/isabella-rossellini-beauty-routine/
Ich fand sie schon immer großartig und sie befindet sich auf meiner Liste von Leuten, die vorbildlich älter werden.