Ein letztes Mal

2022 ist für mich ein Jahr der Abschiede und Neuanfänge – und so manches mache ich ein letztes Mal. So auch das hier: die letzte Dienstreise für E.ON.

Ein letztes Mal

Dienstags am Flughafen München ankommen – früher mein fast wöchentliches Brot. Bei der Buchung habe ich dann gemerkt, dass ich im August 2020 das letzte Mal da war. Ich habe nochmal meine gesamten Buchungen gecheckt – stimmte. Es kam mir unwirklich vor, wo ist die (Corona-)Zeit geblieben? Nach langen Jahren mit teilweise wöchentlichen Reisen Richtung München (oder Coventry oder Riga) fühlte es sich aber immer noch normal an.

Nur beim Koffer packen war ich etwas aus dem Tritt. Früher war ich in maximal zehn Minuten fertig. Ich hatte einen Extrabeutel mit meinen Dienstreise-Dingen, in dem alles war, was man sonst vergisst: Nagelfeile, Wattestäbchen, kleine Zahnpasta, Shampoo, Deo und so weiter. Das wurde dann nur durch einen zweiten Beutel mit der aktuellen Pflege ergänzt und fertig. Kleidung und Schuhe dazu und fertig war der Koffer. Früher hatte ich tatsächlich eine Tasche in meinem Stammhotel mit Kosmetikkram, das habe ich dann irgendwann aufgegeben und habe dann lieber einen Koffer aufgegeben.

Apropos Stammhotel…

Das war immer mein Zimmer in meinem Hotel in München. Eine Konstante in einem unsteten Leben.

In dem Zimmer habe ich viele Nächte verbracht und es war immer ein bisschen ein zweites Zuhause. Bis Ende 2021 auch ein Raucherzimmer, jetzt ist es ein Nichtraucherhotel – hat den Abschied vereinfacht. In dem Erker habe ich auch diverse Fotos für den Blog gemacht…

Weiter ging es dann nach Landshut – hier der wunderschöne Biergarten meines dortigen Stammhotels. Nochmal mit dem Besitzer geplauscht, morgens ein Kaffee in der Sonne. Wunderbar.

Zurück nach Hause, irgendwie sah die Mietwagenetage am Münchner Flughafen früher auch anders aus.

Flüge von München nach Düsseldorf wird es wohl nicht mehr geben. Ich bin nicht böse drum, denn an dem Abend gab es Gewitter, wir standen anderthalb Stunden auf dem Rollfeld, bis endlich gestartet werden konnte und mit reichlich Verspätung war ich dann wieder in Düsseldorf.

Am Ausgang traf ich prompt auf drei Kollegen, die abends (es war nach 20 Uhr) noch nach München wollten. Ich verkündete fröhlich die verbleibende Zahl meiner Arbeitstage (SEHR neidische Gesichter) und fuhr nach Hause.

Mit zwei lachenden Augen.

12 Kommentare

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Liebe Irit,

vielen Dank für den Einblick ins Abschiednehmen vom Arbeitsleben. Mich betrifft es in 2 Jahren auch und ich mache mir auch einige Gedanken voller Vorfreude, aber auch etwas Nostalgie. Ich vermute, dass mir meine Kollegen am meisten fehlen werden, aber wer weiß – vielleicht bedauere ich, mein Büro nie wiederzusehen, indem auch viel Nettes gequatscht wurde. Orte sind auch mit eigenen Energien aufgeladen, wie dein Zimmer in München. Du bist schon dabei, loszulassen. Ich würde das auch gern schon jetzt. Mich freut es, das zu lesen und bin gespannt auf deinen Weg draußen – bald auch ohne Kinder.
Man wird wieder zu einer neuen Variante des Selbst, ich freu mich auf deine, obwohl ich jede Variante an dir schön finde. Bisschen weniger Verpflichtungen hab ich dir aber schon immer gewünscht, besonders der Arbeit.

Wieviele Arbeitstage hast du denn nun noch? 🙂

Es gibt auch so einige Kollegen, die ich vermissen werde. Büro eher nicht, aber ich habe schon seit Jahren kein festes mehr. Ich habe meine Kontaktliste aufgeräumt, 95% gelöscht und die übrigen habe ich alle angerufen und meist ein eher längeres Pläuschchen gehalten. Tja, und die Kinder: meine große Tochter zieht bald aus.

Arbeitstage: 2 😀

Ich habe diese Woche auch gemerkt, dass ich reisetechnisch ein wenig aus der Übung bin, zumindest was Flugreisen angeht. Mit dem Zug bin ich jede Woche unterwegs, aber geflogen bin ich in den letzten 3 Jahren glaube ich nur einmal. Und es ist schon ein Unterschied, ob man fliegt oder per Zug fährt, ob es eher casual oder förmlich ist (ich hab zum ersten mal seit 3 Jahren wieder einen Anzug angehabt 😀).
Ich kann mir vorstellen, dass es schon komisch ist, wenn man sich von lieben Kollegen verabschiedet. Auch wenn man in Kontakt bleibt, wird man sich wahrscheinlich nicht mehr so oft in Persona sehen (?).

tja, Anzüge habe ich schon vor Jahren aussortiert – der Vorteil von IT Projekten aller Art. Da laufen eh alle im T-Shirt rum und mit schwarzer Hose + schwarzem Pulli plus eher außergewöhnliche Schuhe ist man schon formell gekleidet 😀

Und nein, die liebsten Kollegen sind unten in Süddeutschland bzw. auch gar nicht bei E.ON, sondern externe Berater. Aber bei der einen oder anderen Gelegenheit werden wir uns bestimmt treffen

Fliegen ist auch irgendwie kein Vergnügen
Ich erinnere mich gerade mit Schrecken an den Sitzabstand beim Flug nach und von Djerba (ich suche das Kotzsmilie….)

Ich liebe es zu fliegen. Als Studentin habe ich so mein Studium finanziert.
Eine Stunde im Flugzeug oder 12-14 Stunden im Auto um Familie zu sehen, eine klare Entscheidung. Spart auch zwei Urlaubstage. Viele Urlaubsinsel wie Sao Muguel sind zudem nur per Flugzeug erreichbar, wir haben dort 12 Tage am Ostern gewandert. Packen mag ich dagegen nicht und erledige es in 10-15 Minuten. Dienstreisen hatte ich bereits 2021 wieder, allerdings fliegt bei uns keiner innerhalb Deutschlands. 4 Stunden Fahrt waren mit ICE Sprinter ok, zumal check in und eine Stunde vorher da sein entfällt und man steigt direkt in der Stadt aus.

Liebe Irit,
eine intensive Zeit, die Du da erlebst. Für mich ist das Leben in Lohn und Brot auch vorbei und ich fand die Zeit des Abschieds war besonders. Auch besonders schön. Meine Erinnerungen sind geblieben und ich sehe ohne Wehmut zurück. Die Freiheit Neues zu beginnen ist wunderbar. Für mich war es der Umzug von der Stadt aufs Land, Ruhe, Natur um mich herum, zur Besinnung kommen nach endlosen Jahren der Herumjetterei und auch konsumiererei. Weniger vergleichen, weniger leisten und nichts müssen, sondern alles können. Ich freue mich für Dich!

Liebe Liese, ein wunderschöner Kommentar. Wehmut hatte ich lange Jahre nach dem Ende der Ruhrgas. Und jetzt schaue ich nach vorne und bin sehr neugierig!

Da Dir der Kommentar gefiel, mag ich noch etwas mehr schreiben. Das vielbeschworene “Loch” in das man angeblich nach einer Weile fällt, ist bei mir nicht eingetreten. Ich glaube, dass es wichtig ist früh Antworten auf ein paar Fragen zu finden. Was bedeutet es für mich ab jetzt auf die Belohnung in Form von Erfolg und Anerkennung aus der Arbeitsumgebung zu verzichten? Wir ergeht es mir, wenn ich ab jetzt in dieser Art nicht mehr “gesehen” werde?
Nachdem ich meine Antwort gefunden hatte, konnte ich alle Löcher vermeiden.

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