Aber DANN wird alles toll

Neulich hatte ich eine sehr interessante Diskussion mit meiner besten Freundin. Die genauen Umstände sind im Moment nicht so richtig spruchreif, aber wir leben beide seit sehr vielen Jahren in ständiger Hetze. Das soll und wird sich ändern.

Und bis dahin?

Sie schrieb mir kürzlich: wir versuchen ja beide immer, alles zu erledigen, weil DANN ja alles fein ist und man machen kann, was man will. Aber es kommt natürlich immer wieder Neues, so dass man nie ankommt. Also vielleicht Einstellung ändern?

Und genau in dieser Falle sitze ich und versuche gerade heraus zu kommen. Ich weiß nicht, wie oft ich schon gedacht habe, dass ich ja zuerst mal noch dies und das erledigen muss und DANN kann ich mir Zeit für mich nehmen. Klappt nie. Oder nur sehr selten.

Das liegt natürlich auch an den äußeren Umständen (zwei halbe Kinder, Vollzeitjob, Mann, Freundin, Blog und irgendwann mag ich auch noch tanzen), die sich nur schwierig ändern lassen.

Aber muss denn wirklich immer alles perfekt erledigt sein? Na klar. Sagt das protestantische Pflichtbewusstsein. Ach, kann man auch später noch machen. Sagt die gestresste Frau in den Wechseljahren.

Meist gewinnt das Pflichtbewusstsein.

In den letzten Monaten ist mir immerhin schon gelungen, die Arbeit etwas lockerer zu nehmen. Ich arbeite immer noch viel und es ist anstrengend – aber ich kann dann auch abends loslassen. Und irgendwie habe ich es geschafft, mich – ich überlege immer noch, wie man es ausdrücken kann – mich “frei” davon zu machen. Und am Freitagabend nicht völlig fertig, genervt und erschöpft den tollen Mann anzumaulen (wir sehen uns ja nur am Wochenende). Diese etwas gelassenere Einstellung tut mir ausgesprochen gut.

Ich denke, das wird sich auch hier auf dem Blog noch stärker bemerkbar machen. Weniger neuen Sachen hinterher jagen – und lieber über andere Themen schreiben, die mich gerade beschäftigen. Oder wieder die Freude am Makeup entdecken! Auch wenn kein neuer Lippenstift dabei ist, aber dafür eine tolle Farbkombination.

Ich arbeite an meiner Gelassenheit.

Kommt euch das bekannt vor?

13 Kommentare

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Wie wäre es denn mit einer Not-To-Do Liste. Ich habe die aus Marc-Uwe Klings Känguru Chroniken entnommen und für gut befunden.
Viele Grüße

Ich hoffe doch, dass Deine Kinder ganz sind… 😉

Ich habe viele Jahre so gelebt wie Du, Irit: Das-und-das-und-das-erledigen… und DANN kann ich mich entspannen.
DARF ich mich entspannen. Das Muster ist: “Belohnung danach.”

Mein körperliches System hat mich gewaltsam von dieser Spur heruntergeholt — es brach zusammen. Es war also keine persönliche Entscheidung, langsamer und bewusster zu sein. Ich war dazu gezwungen, ein anderes Lebensmodell auszuprobieren. Langsam zu leben in einer Welt, die Geschwindigkeit hochhält, kann sehr herausfordernd sein… 😉

Als früher stets von innerer Unruhe getriebener Mensch kann ich heute das schönste mögliche Kompliment genießen, von Menschen, die in meiner Gegenwart durchatmen: “Du strahlst so eine Ruhe aus.” 🙂

Belohnung sofort! Und dann sehn wir weiter…

Dieses endlose Pflichtbewusstsein haben die katholischen Mädchen auch, wurde uns wohl in der Jugend unauslöschlich eingeimpft. Es hat sehr lange gedauert, mich zumindest ein wenig davon zu befreien und ich ertappe mich auch heute noch dabei, dass ich das Schöne aufschiebe, um das Lästige zu erledigen, weil danach ja alles gut ist. Denkste! Es geht ja alles von vorne los.

Ich versuche jetzt, meine Projekte nicht mehr „sofort und komplett“ zu erledigen, sondern wo immer möglich in Etappen aufzuteilen und mir dazwischen Ruhe zu gönnen und kein schlechtes Gewissen zu haben. Klappt noch nicht immer, aber es wird. Und mit zunehmendem Alter zeigt natürlich auch der Körper schon mal Grenzen auf, wenn man denn auf ihn hört.

Mich haben vor allem die wöchentlichen Pflichttermine neben der Arbeit gestresst. Ich habe jahrelang Tanzunterricht gegeben bzw. war Mitglied einer Auftrittsgruppe. Das habe ich letztes Jahr von einem Tag auf den anderen aufgegeben. Alles was ich jetzt noch an Sport in der Freizeit mache, und das ist viel: dreimal Laufen und zweimal Krafttraining, zeitlich so, wie es mir am angenehmsten ist, also ohne festen Termin.
Im Haushalt ist mein Mann jetzt für das Staubsaugen und -wischen verantwortlich. Auch wenn er es nicht so gründlich macht wie ich, es reicht, fertig.
Was die anderen Dinge anbelangt, die ich nicht delegieren kann, das teile ich mir in kleine Häppchen ein, und vor allem mache ich nichts auf die letzte Minute.

ich spanne derzeit meine Töchter ein – wir wechseln uns ab beim Kochen und sie müssen auch ansonsten mehr ran (Spülmaschine ausräumen etc) – das entlastet ungemein

Jaja erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ich war ganz überrascht als mir mein britischer Kumpel erzählte das es bei ihm auf der Arbeit so gut wie keinen mit Burnout gibt und bei uns schrubbt die ganze Abteilung immer knapp dran vorbei. Dann muss ich an diesen Spruch denken und denke das kommt nicht von ungefähr. So viele Vorteile es auch hat in Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein, so muss man sich eingestehen dass wir uns selbst Entspannung hart erarbeiten müssen.

das Mutterland der Protestanten… ich denke, es gibt einen Grund dafür, dass dieses Land wirtschaftlich so erfolgreich ist. Hat aber – wie du es ganz genau beschreibst – auch Schattenseiten. Ich kann von meinem Team ähnliches berichten, vor einiger Zeit hat es eine Kollegin erwischt, die ich immer für sehr belastbar gehalten habe. Aber irgendwann kommt da wohl mal der berühmte Tropfen, der as Fass zum Überlaufen bringt. Rechtzeitig inne halten – nehme ich mir ungefähr dreimal pro Woche vor. Mit wechselndem Erfolg

Das ist doch bei vielen anderen Dingen der Denkfehler:
wenn ich endlich mein Wunschgewicht erreicht habe, dann fange ich mit meinem tollen Leben an;
wenn ich diese Aufgabe hinter mich gebracht habe, dann kann ich endlich …
In der Zwischenzeit verpassen wir aber das tolle Leben, denn dem Leben ist es egal, wie viele Aufgaben wir geschafft haben oder wieviel wir wiegen.
Es läuft einfach weiter.
Danke für diesen Reminder!
Herzliche Grüße
Bea

Ich arbeite auch daran, weniger gehetzt zu sein. meine Freunde sagten schon immer, wenn ich mir deine to do’s anschaue, werde ich gleich müde. Wie Du schreibst, wenn man freitags komplett erledigt nur noch vegetieren kann, macht man irgendetwas falsch…evtl. magst Du mal über die Wechseljahre schreiben? Mich beschäftigt das Thema immer mehr und auch interessiert wie sich die anderen Frauen helfen…

Hm, Wechseljahre finde ich schwierig als Thema – weil sehr individuell. Ich habe allerdings noch eine Idee: ich habe vorletzte Woche ein Buch als Rezensionsexemplar bekommen und da könnten wir auch eine Folge Buchclub machen. Momentan habe ich allerdings das Problem, dass ich in diesem Jahr genau ein Buch ausgelesen habe, es ist Ende März. Ich erinnere mich gerade an 2015 mit der 50-Bücher-Challenge. Das muss auch besser werden

Hallo,
Sehr interessantes Thema, auch ich kann erst entspannen wenn alles erledigt ist , und ich muss auch immer alles gleich erledigen ich kann nix liegen lassen, wenn ich z.B eine Rechnung aus dem Briefkasten hole dann überweise ich die sofort , bevor ich irgendetwas anderes tue
Simone

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