Bildungsurlaub 2019

Ich hatte schon mal über die Möglichkeit des Bildungsurlaubs geschrieben und außer in Bayern und Sachsen kann das jeder Arbeitnehmer in Anspruch nehmen: fünf bezahlte Tage für eine (selbstbezahlte) Fortbildung. Die einen beruflichen Kontext haben muss – ansonsten wird es nämlich von den jeweiligen Bundesländern nicht als Bildungsurlaub anerkannt.

Ich habe in den letzten drei Jahren das Angebot der VHS Dortmund genutzt:

  • 2016: Französisch-Intensivkurs, Ergebnis: in diesem Leben werde ich nicht mehr fließend französisch sprechen. Das war zwar nicht das gewünschte Ergebnis, aber Erkenntnis ist ja auch nicht schlecht.
  • 2017: Yoga zum Stressabbau, Ergebnis: ich mag Yoga nicht, das stresst mich eher
  • 2018: QiGong zum Stressabbau, Ergebnis: fand ich toll und sehr entspannend, aber ich tanze dann doch lieber. Ich brauche Musik und Schwitzen.

In diesem Jahr habe ich einen Nähkurs gemacht (kreative Techniken im Beruf) und hier kann ich zum ersten Mal vermelden: ein voller Erfolg! Der Kurs war absolut super, ich habe unglaublich viel gelernt und mich für nächstes Jahr gleich zum Fortsetzungskurs angemeldet.

Ein paar Impressionen

So sah es im Schulungsraum aus, eine alte umgewidmete Schule in Bochum-Langendreer. Alle Teilnehmer hatten ihre eigenen Nähmaschinen mitgebracht.

Ich hatte gleich zwei dabei, zum einen mein altes “Möhrchen”, das ich 1985 zum Abi von meiner Mutter bekommen habe und die immer noch einwandfrei funktioniert. Es ist sogar noch die erste Glühlampe drin!

Außerdem habe ich mir letztes Jahr eine Overlockmaschine zugelegt. Zunächst mal ein günstiges Modell von Aldi Süd und bisher bin ich auch sehr zufrieden damit.

So sah das Ganze dann aus: alle haben eifrig an ihren eigenen Projekten auf ihrem eigenen Kenntnisstand gearbeitet und natürlich wurde auch zusammen gefachsimpelt. Die Teilnehmerinnen waren ganz unterschiedlich, ich war sozusagen der Neuling, drei waren schon zum dritten Mal da. Eine Teilnehmerin hat in der Woche ein maßgeschneidertes Wollkleid mit allem Schnick und Schnack erstellt, eine andere Könnerin eine absolut phantastische Tasche.

Das Tolle war, dass die Kursleiterin (Schneidermeisterin!) alle optimal unterstützt hat und die Kenntnisse Stück für Stück erweitert hat. Neben einigen Runden mit allgemein interessanten Techniken!

Zwischendurch gab es dann auch mal einen Kaffee und Blick aus dem Fenster. Das grüne Auto ist übrigens meins 😉

Bei mir Zuhause habe ich das Gästezimmer umfunktioniert:

Mein alter Esstisch steht jetzt darin plus meine Nähmaschinen und eine neue Lampe, die man gut bewegen kann. Zugeschnitten wird auf dem neuen Esstisch. Mir fehlt nur noch ein passender Schrank oder ein Regal, mal sehen. Kommt Zeit, kommt Möbel.

Die Ergebnisse

Ich habe viel weniger geschafft als ich dachte, dafür aber sehr viel darüber gelernt, wie man ein T-Shirt ordentlich näht. Nur das mit dem Ausschnitt, da muss ich noch üben.

Die Hose hat noch Verbesserungsbedarf – man sieht es hier nicht, aber den Bund mache ich das nächste Mal besser und die Taschen sind nicht ganz so geworden wie gedacht.

Außerdem habe ich mir noch einige Schnittmuster aus alten Kleidungsstücken erstellt, dafür habe ich fast eine Tag gebraucht, aber es ist der Grundstock für meine Basic-Sammlung. Bisher gibt es: Nachthemd, T-Shirt (wie oben), T-Shirt im Wickelschnitt, die weite Hose und ein Sommerkleid.

Und wie geht es weiter?

Über den Sommer werde ich mir einige Sommerbasics nähen und meine neu erworbenen Fähigkeiten üben. Und im Januar beim nächsten Kurs wage ich mich an ein Traumprojekt: ein Wintermantel von Burda mit Futter und allem Drum und dran!

Und natürlich gibt es noch SEHR viele andere Projekte, einiges habe ich in meiner Pinnwand fürs Nähen gesammelt. Und noch ein paar weitere Anregungen / Ideen / was ich schon immer mal wollte findet man auf meiner Stilfragen-Pinnwand.

Was meint ihr zu meinen Anfängerstücken? Und wer näht hier noch?

13 Kommentare

Ich Nähe auch, bei grösseren Grössen kann ich Cashmerette Patterns sehr empfehlen. Da gibt’s auch verschiedene Cupgrössen bei den schnitten…..
Ist das Möhrchen eine Bernina? Ich habe auch so ein altes Maschinchen, eine Bernina Sport von da 1985…

nein, ein “Billigheimer” von Privileg, das war die Quelle-Eigenmarke.

Bernina ist so ein Traum, aber ich glaube nicht, dass sich das für mich lohnt. Soooo viel wollte ich dann doch nicht nähen, zumindest nicht bei der derzeitigen Auslastung mit Job, Kindern, Mann und so weiter

Das ist ja toll, die Sachen sehen super aus! Ich habe jetzt endlich mein eigenes Zimmer, mir gleich eine Nähmaschine gekauft und lerne jetzt auch nähen. In den 80ern habe ich mit Hand Klamotten genäht, ganze Anzüge aus schwarzer Futterseide 😉 Waschen durfte man die allerdings nicht…
Leider ist nähen als Bildungsurlaub in Berlin nicht möglich, der Jobbezug muss doch recht deutlich sein, ansonsten gehen nur Gesundheitskurse, die sind anerkannt. QiGong habe ich letztes Jahr gemacht, war ganz nett, aber nix für mich, dieses Jahr gibt’s einen Englisch Auffrischungskurs. Ich verstehe auch gar nicht, warum nicht alle Arbeitnehmer das Angebot Bildungsurlaub wahrnehmen, ist doch toll, man kann einfach mal was ausprobieren.
Ich dachte übrigens auch immer, dass Yoga nicht mein Ding ist, diese Kurse sind es auch nicht, das ist mir meist zu viel Ommm und zu wenig Power. Aber die Schminktante hat mal Yoga Sessions auf Youtube empfohlen (Mady Morrison) die sind wirklich toll und fordernd. Jetzt mache ich seit einem Jahr fast jeden Tag nach der Arbeit eine kurze oder längere Yogaeinheit und ich merke deutlich eine Verbesserung bei Kraft und Beweglichkeit. Das Krafttraining im Fitnesscenter kann ich mir jetzt sparen und ich bin abends deutlich entspannter, als wenn ich nur aufs Sofa sinke.
Allen einen schönen Sommer!

Ich bin ganz hin und weg von Deinem Kleinwagen! Wenn man nähen kann, ergeben sich auch kreative Umgestaltungsmöglichkeiten für nicht mehr getragene Klamotten (wir haben ja Grün gewählt… ;-). Das Gefummel mit dem Faden, das sich bei meinen ersten nervösen Nähversuchen stark eingeprägt hat, hindert mich daran, die Sache noch mal entspannt anzugehen. Dein Bericht klingt allerdings verführerisch!

Wenn ich Bildungsurlaub mache, wollen die anderen auch. Wir ächzen dermaßen unter dem Fachkräftemangel, dass solche “Ausflüge” von den Kollegen nicht mehr aufgefangen werden können. Alle an der Grenze der Belastbarkeit…

Ich nutze seit einigen Jahren auch stets den Bildungsurlaub – bei der vhs, Kobi in Dortmund oder neues lernen in Köln.
Eine sehr gute Idee!!!

Deine ersten Näherfolge sind doch schon was und wenn es dir Spaß macht, sehen wir hier bestimmt noch mehr Eigenkreationen, das ist prima.
Für die Art Kurse, die du belegt hast, gibts bei uns keinen Bildungsurlaub, der muss hier eine sehr enge Beziehung zum Beruf haben, am besten eine teure fachliche Spezialausbildung, die der Arbeitgeber sich dann sparen kann 😛 Ich habe schon darüber nachgedacht, aber noch keinen Kurs gefunden, der mich gleichzeitig interessiert und die Kriterien erfüllt (und nicht zu teuer ist). Ich kenne auch niemanden, der etwas angemeldet hat, vermutlich weil die Kenntnis darum bei den Kollegen wenig verbreitet ist und der Arbeitgeber nur zähneknirschend einwilligt – wir haben das gleiche Problem, was Beate erwähnt hat.
Dafür besteht bei uns die Möglichkeit des unbezahlten (Sonder-)urlaubs, was allerdings auch nur wenige wissen und noch weniger beantragen. Fazit: seine Rechte mehr nutzen! LG!

kleiner Tipp: auf bildungsurlaub.de kann man sich anschauen, was im jeweiligen Land als Bildungsurlaub anerkannt ist

Danke für den Hinweis! Da gibt es tatsächlich viel mehr Angebote, als mein AG uns glauben machen wollte. Ich werde mir was Nettes aussuchen und ausprobieren. Mich interessieren schon immer fremde Sprachen, das ist ein guter Anstoß, endlich Französisch zu lernen. Oder Spanisch. Oder mein Italienisch aufzupolieren…
Schöne Pfingsten!

Toll dass du mit dem Nähen angefangen hast. Und dann auch gleich noch mit Jerseystoffen und rundem Halsausschnitt. Alle Achtung!
Jerseys mag ich selber nicht so gerne verarbeiten. Ich habe schon einige Pleiten mit billigen, dünnen Jerseystoffen erlebt: Nach dem Waschen total verzogen oder ausgeleiert. Schade um die Arbeitszeit.
Ich habe das Nähen mehr oder weniger in die Wiege gelegt bekommen. meine Mutter hat fast alles für mich und für sich genäht. Mit einer Pfaff Tretmaschine. Als Kind empfand ich das als nervig, weil ich ständig anprobieren musste. Und ich war anders angezogen als die anderen Kinder und fühlte mich dadurch ausgegrenzt. Aber ich habe so nebenbei die Grundlagen gelernt.
Was und wieviel ich nähe, schwankt sehr stark. Da waren schon Hosenanzüge dabei und Kleider. Meine Bauchtanzkostüme habe ich fast alle selbst entworfen und genäht. Mein letztes Projekt war ein Rock aus einem großkarierten Wollstoff mit Rundumkellerfalten. Und das nächste was ansteht, ist mal wieder ein Bauchtanzkostüm, diesmal aber für meine älteste Tochter.
Ich finde dieses handwerkliche Arbeiten einen tollen Ausgleich zum Job am PC. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn man Ende ein selbst geschaffenes Kleidungsstück in den Händen hält.

Ich wünsche dir weiter viel Spaß bei deinem neuen Hobby!

ich LIEBE Jersey… ich mag es einfach gerne bequem und elastisch. Ich habe allerdings auch ziemlich gekämpft, aber ich war ja zum Lernen da und Imke (die Kursleiterin) war unglaublich hilfreich.

Und es ist genau wie du schreibst: es ist toll, etwas selbstgemachtes (nicht digitales) in den Händen zu halten!

Ich habe mit 13 mit dem Stricken angefangen, konnte bald auch komplizierte Muster und habe Mäntel und Pullis ohne Ende gestrickt. Mit 18 ging das Nähen los, eigentlich aus Geldnot, weil ich mir sonst keine besonderen Klamotten hätte leisten können. Erst nur Röcke, bei denen oben ein Gummizug eingezogen wurde, später, nach einem Kurs, auch Kleidungsstücke mit Paspeltaschen, Revers, Reißverschlüssen, Pattentaschen usw.
Mit meinen ersten Partner habe ich ein Haus bewohnt, dort hatte ich mein Nähzimmer und konnte alles rumliegen lassen – das ist unbezahlbar, wenn man diese Leidenschaft hat und ist auch der Grund, warum ich inzwischen kaum noch nähe: ich habe inzwischen keinen Raum mehr dafür und muß alles wegräumen, wenn ich keine Zeit oder Lust mehr habe weiterzumachen. Das empfinde ich als sehr aufwendig und hat mir die Lust verdorben, ein gnzen Kleidungstück mit allem drum und dran zu machen.
Was ich heute aber noch mache ist Up-Grading oder Customizing: Ich verbräme mal ein Kleidungsstück mit einem Fake Fur Saum, mache eine Feder-Borte an Ärmel oder veredel irgend wie anders. Und ich ziehe bei Kleidern und Röcken mit Kellerfalten die Falten ein paar Zentimeter weiter nach unten, um mein schöne Taille besser zu betonen. Überhaupt versetze ich Taillen-Abnäher, so, dass es optimal für mich ist. Und bei Shirts nähe ich mit den Ausschnitt halsferner, so dass es harmonischer zu mir wirkt.

liebe Irit, beim Lesen eines Artikels mit dem Link zu Bildungsurlaub musste ich da mal nachschauen, denn sooo viel gibt es da nicht. Der erste Blick auf die Fotos zeigte: da war ich auch, im Januar 2019. Es war sooo toll, eine Woche nur zu nähen und nicht immer aufräumen zu müssen. Imke ist auch eine tolle Lehrerin. Ich möchte das auch nochmal machen. Mein großes Projekt war ein Stillpulli.
viele Grüße Christine

dann haben wir uns ja nur knapp verpasst – wie witzig! Imke ist wirklich toll, ich war seitdem jedes Jahr dort, ich denke, nächstes Jahr auch wieder

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