Begegnungen #4

Eine angefangene und dann vernachlässigte Serie, dabei begegnen mir jeden Tag viele interessante Menschen. Also: Zeit, das Thema endlich wieder aufzunehmen. Aus gegebenem Anlass.

Kinder sind faszinierende Wesen und am erstaunlichsten finde ich die Veränderungsgeschwindigkeit. Innerhalb kürzester Zeit (wir reden von Tagen und Wochen) finden unglaubliche Entwicklungen statt.

Gefühlt gestern saß in meinem Wohnzimmer ein Kind. Mit all den Eigenschaften, die Kinder um die 12,13 so haben. Inklusive der schlimmsten Auswüchse (ich sage nur: Bibis Beautypalace…).

Und dann geschah innerhalb kürzester Zeit alles auf einmal: plötzlich saß ein junges Mädchen mit einer tollen Frisur (eigener Stylingwunsch) und einem ganz eigenen Kleidungsstil neben mir, das endlich seine Fähigkeiten nutzt und innerhalb von ein paar Monaten seinen Zeugnisschnitt um eine ganze Note verbessert hat. Nebenher noch 8 cm gewachsen ist und sich so richtig gestreckt hat – nicht nur körperlich. Herausforderungen werden als genau das verstanden und angenommen. Mittlerweile wird auf Youtube bevorzugt englischsprachiges geschaut – und ich staune.

Und wir diskutieren über Politik. Da muss ich mittlerweile ganz schön aufpassen, dass sie mich mit ihren Argumenten und Ideen nicht in die Ecke drückt. Ich muss sagen, dass ich gerne unsere Gespräche über Energiewirtschaft mag, ich sehe das weniger idealistisch und eher mit dem Blick von jemanden, der seit 27 Jahren in der Branche arbeitet. Was allerdings nicht bedeutet, dass das einfach so hingenommen wird. Alles wird in Frage gestellt und muss begründet werden. Fridays for future hat Folgen.

Mein Hase (aufmerksame Leserinnen werden bemerken, dass ich zwei Hasen zu Hause habe und auch der kleine Hase wird mich dafür hassen, dass ich das öffentlich schreibe), ich wünsche dir alles Gute zu deinem 14.ten Geburtstag. Du bist toll.

7 Kommentare

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Toll geschrieben. Das sind Momente, wo man denkt, vieles richtig gemacht. Und später wird der “Hase” diese Widmung mit Stolz und Rührung lesen.
Alles Liebe, Karen

Sehr schön. Ich habe selbst zwei Kinder (6 und 2) und freue mich darauf, ihnen beim Erwachsen werden zuzuschauen.

Liebe Irit,

genau so ist es, meine frisch 15 jährige entwickelt sich zu einer tollen Frau und es ist wunderbar, dabei zuzuschauen. Sie war schon als Kind sehr selbstständig, da fällt mir das Loslassen zum Glück leicht und man bekommt so langsam das Gefühl, das man wohl das “richtige” Grundgerüst mitgegeben hat. Jetzt kommt nämlich die Zeit, in der sich zeigt, wie die vermittelnden Werte aus der Kindheit umgesetzt werden. Das ist so spannend und schön und aufregend.

VG Heike

Bei meiner Tochter und mir war nicht alles immer so schön. Bis ca. 14 war sie (mir eigentlich zu) anhänglich. Zwei Jahre später hat sie sich fast plötzlich radikal von mir entfernt und nur noch das Nötigste aus ihrem Leben mit mir geteilt. Das hat unglaublich weh getan. Diesen Schmerz nicht auf sie zurückzuwerfen, sondern allein zu verarbeiten, bei mir zu bleiben und sie zu lassen — war ein Riesenstück Arbeit. Ich bin stolz auf mich, mich dieser Herausforderung erwachsen und nicht bedürftig gestellt zu haben. Das hat einen schmerzhaften Teil der Beziehung zu meiner Mutter geheilt.

Einen Schlüsselmoment, in dem ich begriff: das Kind geht, die junge Frau kommt — hatte ich auch. Mich hat aber zunächst statt Freude eine große Trauer überkommen. Ich kann mich erinnern, wie ich unter der (lauten) Dusche heimlich zehn Minuten Rotz und Wasser geheult habe… Abschiedsschmerz darüber, dass ich dieses süße, anschmiegsame Kind nie wiedersehen würde.

Nun hat es Abitur und wird demnächst ausziehen.
Es wird noch weitere Abschiede geben. Die gefühlt werden wollen wie alle Freude.

So ist jede Geschichte anders! Ich glaube, ich bin nicht die allertollste Kleinkindmutter, ich fand das ausgesprochen anstrengend. Aber je größer und selbständiger sie werden, umso schöner wird es hier bei uns.

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