Normalerweise schreibe ich sehr gerne darüber, wie man einfach schöner lebt. Heute die ultimative Anleitung für tägliches Unglück.
Heute ist ein toller Tag. Jawohl, endlich mal wieder glücklich und zufrieden, vielleicht scheint sogar die Sonne und es ist nicht 35 Grad warm, sondern gemütliche 28 Grad. Perfekt.
Moment. Die Nachbarn sind schon wieder im Urlaub? Der Nachwuchs im Bekanntenkreis schreibt nur Bestnoten an der Uni? Die Haut ist gerötet und da sind drei Pickel – und diese Bloggerin hat immer tolle Haut? Eine Bekannte hat einen tollen neuen Job?
Zeit darüber nachzudenken, warum es bei einem selbst nun wirklich nicht läuft.
Merke: Vergleiche dich mit anderen!
Den anderen Mann genommen, die andere Wohnung bezogen, den anderen Job gemacht.
Darüber sollte man sehr gründlich und am besten jeden Tag nachdenken. Es ist zwar nicht mehr zu ändern, aber eine gründliche Analyse der Situation inkl. möglicher Folgen einer anderen Entscheidung sollten des öfteren bedacht werden. Egal, welche Freuden die Gegenwart bietet. Oder welche Entscheidungen definitiv richtig waren.
Merke: Hätte ich doch nur…
Die Freundin sieht mal wieder unmöglich aus mit ihrem neuesten Kleid, ein lieber Freund steckt immer noch in einer unmöglichen Beziehung und überhaupt ignoriert der werte Nachwuchs jeden wertvollen Ratschlag.
Sobald die anderen endlich mal in die Gänge gekommen sind und die Ratschläge beherzigen, kann ich auch mal mit meinen Problemen anfangen. Und neue Freunde suchen, irgendwie melden sich die alten nicht mehr und die Kinder sind auch nur sehr selten da.
Merke: Die sollte doch endlich mal…
Und zwar alles. Die Wäsche muss dringend weg, Bügelwäsche ist auch noch da, der Kleiderschrank quillt über, die anstehenden Termine müssen unbedingt noch in den Kalender (wann kommt nochmal der Fensterputzer?). Ach Mist, der Vorratsschrank muss entmüllt werden, die Hälfte der Sachen ist wirklich nicht mehr essbar. Waren da nicht noch Rechnungen, die bezahlt werden müssen? UNBEDINGT den Papierstapel durchschauen. Und wann muss ich nochmal zur Krebsvorsorge.
Kein Problem, mache ich mal kurz Samstagnachmittag.
Merke: Am Wochenende endlich mal aufräumen
Ach nein, das muss heute unbedingt noch gemacht werden. Ist zwar schon spät, aber was soll’s? Morgen bin ich vielleicht müde, aber dann schlafe ich einfach am Wochenende.
Merke: Am Wochenende endlich mal ausschlafen
Ich kann doch meine Familie, beste Freundin, Kollegin etc nicht hängen lassen. Ist auch wirklich egal, ob ich dafür selbst zurückstecken muss – ist auch ein seltsames Unwohlsein, meine Bedürfnisse auch mal an die erste Stelle zu setzen. Ich will ja nicht schuld sein, dass es anderen schlecht geht.
Merke: Natürlich mache ich das
Und nun bitte ich um Tipps, wie man jeden Tag schöner machen kann 😉
12 Kommentare
Tipps, wie man j e d e n Tag schöner machen kann, ist für mich Nummer sieben. 😉
Die Tage sind genug, so wie sie sind. Muss nicht “schöner”. Muss nicht immer oben noch einer drauf gesetzt werden.
müssen nicht, können ja. Warum sollte ich nicht so schön wie möglich leben? Ich muss mich doch nicht selbst zurecht stutzen
Ich habe Beate so verstanden, dass sie sich gegen den Optimierungszwang wendet. Einfach auch mal was gut sein lassen – ohne immer nach der Luft nach oben zu suchen. Das hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, sich mit Halbheiten zufrieden zu geben. ( falls ich irgendwas falsch interpretiert haben sollte, entschuldige ich mich 😉)
Zwänge sind immer blöd und natürlich kann man Dinge auch einfach gut sein lassen. Mir ging es darum, durchaus übliche Verhaltensmuster, die nicht so richtig gut tun, darzustellen.
Ach, vielleicht habe ich Sonntagmorgen-Verwirrung
Vielleicht geht es ja nur mir so, ich verstehe nicht so recht, was dieser Beitrag mir sagen will. Es kommt bei mir ein wenig passiv-aggressiv rüber, eventuell interpretiere ich das auch falsch oder mir ist einfach deine Intention nicht klar.
Sagen wir mal so, ich bin heute morgen eigentlich mit guter Laune aufgewacht und dann hab ich den Beitrag gelesen und dachte „Oops, was ist denn da los?“
also eigentlich war das ironisch gemeint, vielleicht nicht meine Stärke? Es geht schlicht um typische Verhaltensweisen, die dazu führen, dass man den Tag eben nicht bei guter Laune genießt, sondern selbst für schlechte Laune und ähnliches sorgt. Demnächst schreibe ich das wohl wieder anders.
Ah. Tja, so unterschiedlich wie wir als Menschen sind, kann man das auffassen. Kommt vielleicht auch auf die jeweilige Gemütslage an.
Jetzt verstehe ich es besser. 😉
Ich fand den Beitrag von Irit witzig und habe mir nur gedacht: So isses. Manche der Punkte könnte ich sofort unterschreiben. Ich war direkt froh, dass es Irit wohl auch schon so erlebt hat und alles so knapp und treffend zusammengefasst hat. Meine eigenen Erfahrungen gespiegelt. Mal kein Ratgeber ” Mache es so oder so”, sondern halt andersherum. Seitenverkehrt.
Liebe alle, ich finde die Ironie gut erkennbar. Und es ist erleichternd zu wissen, dass nicht nur ich mir manchmal das Leben schwer mache, sondern es anderen auch so geht. Ich neige nämlich manchmal dazu, mir das dann auch noch vorzuwerfen 🙈 (so a la: „Bestimmt grübeln die anderen nicht so viel herum und sind zufriedener. Warum kann ich nicht…“) An ganz doofen Tagen also eine Kette ohne Ende und dann hilft mir Ironie wie hier, um mir das bewusst zu machen und es zu lassen ☺️ Paradoxe Intervention nennt man das auch! Lg
Erinnert mich an Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“.
Mit 1 und 2 kämpfe ich manchmal noch. Aber, manchmal gibt mir das grübeln auch einen Tritt was zu ändern. Der Fitness Beitrag hat mich etwas getriggert. Warum siehst du nicht so aus, warum schaffst du es nicht auch wieder Gewichte zu heben? 2 Wochen Vorwürfe…aber, irgendwie hat es “Klick” gemacht und…Schnell online angemeldet und ich war seit Freitag schon zweimal Gewichte heben! Merke sofort wieder wie sehr ich das früher geliebt habe! Meinen Körper will ich soweit es geht erhalten. Also, ich sehe es nicht als Qual, eher als etwas gutes das ich mir damit tue.
In letzter Zeit denke ich auch mit etwas Wehmut daran daß ich mein angehendes Medizinstudium abgebrochen habe, der Liebe wegen. Ich bin 36 Jahre super glücklich mit meinem tollen Mann zusammen. Ab und zu denke ich aber “was wäre wenn”. Statt grosser Kariere habe ich eine wunderbare Beziehung zu einem lieben Menschen, zwei tolle Kinder und ein ruhiges, schönes Leben. Familie und Medizin wären für mich nicht zu vereinbaren gewesen.
Ich fand den Beitrag gut! Ich denke viel und gerne über mein Leben nach. Warum auch nicht? Ich denke nichts läßt uns schneller altern als starre, gewohnte Denkweisen.
Mir geht es wie Susie. Ich verändere mich auch gern. Zu den Punkten oben habe ich wenig Resonanz, versuche aber immer, mich etwas zu entwickeln und daraus ziehe ich Kraft und hab auch immer Leute, die das teilen. Gesprächsstoff an sich durch angefangene oder bewältigte Vorhaben sind auch sozialer Klebstoff, da haben sehr viele unterschiedliche oder gleiche Erfahrungen und man kann sich über was unterhalten, was mit eigenen Erfahrungen zusammenhängt. Und letztlich interessiert es mich auch, wenn das Thema nicht mal meins ist, es aber anschaulich erzählt wird.