Eine Miniserie zum Thema systematische Pflegeroutine für die Haut in drei Teilen. Teil 1 dreht sich darum, was man denn jetzt wirklich braucht für die Hautpflege. Dabei geht es nicht um konkrete Produkte, sondern um konkrete Produktgruppen bzw. Inhaltsstoffe. In Teil 2 geht es um die Reihenfolge und im dritten Teil erzähle ich rund um meine persönliche Erfahrung bei der Anwendung von Tretinoin. Dazu noch ein paar Links bewährter Erkenntnisse.
Ganz grundsätzlich
Als Ergebnis einer Millionen von Jahren dauernden Evolution ist unsere Haut perfekt auf unsere Umwelt eingerichtet. Also kann man sich eigentlich jede Hautpflege sparen und lässt einfach Mutter Natur ihr Werk tun. So einfach kann es sein.
Tja, wenn da nicht ein paar unvorhergesehene Faktoren wären:
- Deutlich längere Lebenserwartung
- Modeerscheinungen
- Umweltschäden
Unsere Vorfahren sind vermutlich nicht an Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung gestorben, weil sie erstens nicht lange genug gelebt haben und zweitens gebräunte Haut nicht als Schönheitsideal galt. Ich kann nicht beurteilen, ob die Sonneneinstrahlung früher weniger schädlich war, auf Australien mit Ozonloch trifft das bestimmt zu, bei uns hier?? Das ist aber auch unerheblich, weil es jetzt halt ist wie es ist, womit wir beim Basisprogramm sind.
Basisprogramm
Ziemlich simpel: Haut schützen und reinigen.
Grundsätzlich braucht man also:
- milde Reinigung, die trotzdem modernen UV-Schutz entfernen kann
- potenter Sonnenschutz für tagsüber
- Pflegecreme für nachts
Dabei sollte man ein paar Dinge beachten.
Bei der Reinigung ist der Kompromiss zwischen “soll alles entfernen” und “mild zur Haut” ein Kunststück. Hinzu kommen noch persönliche Unverträglichkeiten. Bei mir ist das Coco Glucoside, ein mildes Tensid und sehr häufig zu finden – leider beschert es mir eine unruhige und gereizte Haut. Da hilft wie bei allem nur selbst probieren und eine gute Lösung finden.
In Sachen Sonnenschutz bin ich ein Fan moderner, organischer Filter, die können einfach mehr als anorganische Filter, die gerne auch noch einen dicken weißen Film hinterlassen. Anorganisch? Ich finde die oft genutzte Bezeichnung “Mineralisch” vs. “Chemisch” völlig daneben, denn alles ist Chemie und das hat immer so den Beigeschmack von gut und schlecht. Was mich auch stört ist die Fehlinformation in Sachen Wirkweise der Filter.
Tatsächlich ist es so, das organische Filter die Sonnenstrahlung in der Haut in Wärme umwandeln. Gerne wird kolportiert, dass anorganische Filter die Strahlung einfach reflektieren. Das stimmt nicht, anorganische Filter wandeln ebenfalls in Wärme um und reflektieren nur einen kleinen Teil der Strahlung (s. hier und hier).
Vom Handling her finde ich organische Filter einfach angenehmer, daher kann ich – unter Berücksichtigung persönlicher Unverträglichkeiten – nur dazu raten.
Die Pflegecreme für nachts sollte genau das tun: pflegen. Dazu braucht man im allgemeinen Feuchtigkeit (Glycerin, Hyaluronsäure) und Pflege (Squalan, Öle, Karitébutter etc) und sehr empfehlenswert ist immer die Stärkung der eigenen Hautbarriere mit Ceramiden.
Ich kann von der Nutzung puren Öls nur abraten. Wir kennen alle den Trick die fiesen Schuhpreisschilder mit Öl einzureiben, eine Stunde zu warten und dann alles restlos zu entfernen. So in etwa sieht auch die Wirkung auf der Haut aus, Öl löst wirklich alles und das meiste davon würde ich persönlich dann doch lieber behalten. Wer es genau wissen will, kann sich bei Dr. Juliane Habig informieren (Link zu Youtube).
Dann doch lieber eine gut formulierte Creme am besten ohne die “bösen” Alkohole (alcohol denat etc) und ohne Duftstoffe (potentielle Unverträglichkeit, von Rötungen über Pickel bis zu Allergien).
Die Könner in Sachen strahlender Haut
Ich mag dieses Gerede über “jung aussehen”, weniger Falten etc überhaupt nicht (mehr). Ein paar Falten und so weiter gehören zum Älter werden dazu und ich mag nicht jung sterben. Wobei es dafür nun auch zu spät ist. Was ich aber mag, ist eine gut gepflegte, weiche und strahlende Haut und das ist unabhängig von Falten.
Bei “Wirkstoffen” ist es schwierig, den Überblick zu behalten, das heir sind aus meiner Sicht die absoluten Klassiker, deren Wirkung auch nachgewiesen ist:
- Vitamin C
- Antioxidantien generell (es gibt VIELE)
- Vitamin A sprich Tretinoin, Retinol und so weiter
- chemische Peelings von AHA (Glykolsäure, Mandelsäure, Milchsäure…), BHA (Salicylsäure) bis PHA
- Niacinamide
Und natürlich gibt es noch VIEL mehr, von hautberuhigenden Wirkstoffen über Azelainsäure bis Tranexamsäure, neuere Derivate von Vitamin C, Peptide (das finde ich gerade wieder sehr interessant) und so weiter und so weiter. Ich sage jetzt ausdrücklich nicht, dass deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist, aber manchmal ist die Studienlage schon arg dünn. Bei den alten Bekannten hat sich halt im Lauf der Jahre so einiges angesammelt.
Es ist eine Wissenschaft für sich.
Mein Tipp für die persönliche Suche: zunächst mal die Problemchen eingrenzen, priorisieren (alles gleichzeitig ist vermutlich illusorisch) und dann gezielt Produkte mit den passenden Inhaltsstoffen aussuchen. Dabei helfe ich auch gerne soweit es mir möglich ist (Stichwort begrenztes Wissen).
Ich bin momentan eher bei den Klassikern (außer NIacinamide, derzeit sehr reduziert) plus Tranexamsäure und demnächst werde ich auch noch ein wenig mit Peptiden herumprobieren. Wie sieht es bei euch aus?
14 Kommentare
Guten Morgen ,
Ich lese ja nun schon lange bei dir mit und habe auch schon so einiges getestet, anfangs hatte ich x verschiedene Seren und nun bin ich bei weniger angekommen und ich muss sagen meine Haut schaut deswegen nicht schlechter aus.
Ich benutze momentan nur noch eine milde Reinigung ( ich mag sehr die Reinigungsmilch von Bioderma )
Morgens dann ein Vitamin C Serum , etwas Feuchtigkeit , entweder als Spray oder Serum und dann die Tagescreme mit LSF.
Abends Retinaid und eine Nachtcreme in die ich ein paar Tropfen Öl von HD rein mische . Ich habe allerdings auch gerne das Öl im Winter vor der Nachtcreme pur aufgetragen , du schreibst das soll man nicht tun 🤔 das ist mir neu 🥴
Liebe Grüße
Simone
Hallo Simone,
die Reinigungsmilch interessiert mich auch. Allerdings habe ich bisher noch nicht so gute Erfahrungen mit Milchen gemacht, die Knackpunkte waren insbesondere Augenmakeup (Schlieren, unzureichende Reinigung) und hinterher ein empfundener Fettfilm auf der Haut.
Was kannst du vor diesem Hintergrund zur Bioderma Milch sagen? Wie wendest du sie an (klassisch mit Wattepad oder aufemulgieren mit Wasser oder ganz anders)?
Hallo Steffi,
Ich tue etwas Milch in die Hand und dann kommt es auf das Gesicht und ich emulgiere es mit Wasser auf.
Für das AugenMake Up nehme ich vorher den Mizellenreiniger derselben Marke . Ich habe keinen Fettfilm auf der Haut , ich mag die Milch sehr gerne , werde mir demnächst auch noch den Toner zu legen da ich nur noch alle 2 Tage den Glow Toner von Instytutum benutze
Hallo Simone,
vielen Dank, das klingt vielversprechend.
Das Mizellenwasser von Bioderma nutze ich auch für das Augenmakeup, das hat für diesen Zweck HG-Status.
Grüße, Steffi
Hallo Simone🙋♀️ Es geht um Öl pur, was man nicht tun sollte. Bei mir trocknet es sehr aus, ich habe es vor Jahren mal versucht, als der minimalistische Hype losging. Du trägst ja noch eine Creme hinterher auf, dann ist ja alles gut….soweit ich mich erinnere.
ich denke auch, dass das in etwa derselbe Effekt ist wie Öl in die Creme mischen 😉
Ich nehme Öl als letzten Schritt der Nachtpflege, schließt gut ab und die Haut ist am Morgen super, auf jeden Fall bei dem La mer Reneval Oil. Ich teste gerade ein günstigeres- da ist ist der Erfolg nicht ganz so.
Meine Pflegeroutine ist auch eher minimalistisch:
1. Reinigung
2. Serum
3. (Sonnen-) Creme
Dieses kleine Ritual zelebriere ich auch gerne, aber mehr Pflegeschritte müssen nicht sein. Dazu bin ich dann doch zu faul, ausserdem reagiert meine Haut bei zu viel Pflege schnell gereizt.
Am Älter werden stören mich nicht so sehr die Fältchen, viel mehr die erschlaffende Haut und Gesichtskonturen. Doch dagegen kann man (leider) nicht cremen.
Auch ich mag lieber eine reduzierte Pflegeroutine. Ich halte es da wie Isabelle.
Morgens: Reinigung, Serum oder Toner und danach der Sonnenschutz.
Abends: Reinigung, dann eine kleine Menge Tretinoin. Manchmal benutzte ich noch ein Serum/Toner für darunter und ein anderes Mal noch eine Creme für den Abschluss. Je nach Hautgefühl.
Zusätzlich gönne ich meiner Haut um die Augen morgens und abends eine Extracreme und den Wimpern abends noch etwas Pflege. Das reicht mir vollkommen.
Diese 5/7/10 Schritte-Pflegeroutinen finde ich eher anstrengend und bringen mir keine zusätzliches Pflegeerlebnis oder eine bessere Haut.
Hallo zusammen,
ich bin schon vor länger Zeit an diesem Punkt angekommen.
Tretenoin ist der Wirkstoff meiner Wahl.
Alles Andere muss damit harmonieren.
Natürlich reizt es mich, von Zeit zu Zeit, Produkte zu probieren.
Meistens bereue ich es.
Vitamin C von Beyer und Söhne ist eins der Produkte in letzter Zeit, die ich probiert habe und die geblieben sind.
Wobei ich nach anfänglicher Verbesserung keine Steigerung mehr sehe.
Aber als Antioxidant und Verstärkung des Sonnenschutz, bleibt es erst mal.
Jetzt zum Sommer nehme ich zusätzlich zum High Five Spray wieder das Buffet von The Ordinary. In erster Linie wegen der Feuchtigkeit, aber auch ein bisschen in der Hoffnung, dass Peptide einen Vorteil bringen.
Einfach, im Alltag dauerhaft machbar und effektiv, so muss Hautpflege sein.
Wie ich anfing, mich mit Hautoptimierung zu beschäftigen, ist es über die Zeit eskaliert.
Meine Hautpflege hat sich oft lange hingezogen.
Mehrere Anwendungsschritte, Einwirkzeiten, Wartezeiten wegen PH Werten…….
Ich denke allerdings, dass es ein Prozess ist, eine Entwicklung, eine Sammlung an Erfahrungen.
Was wirkt bei mir?
Zu welchen Jahreszeiten?
In welchem Klima?
Auch habe ich lernen müssen, dass es eine steife, feste Routine bei mir nicht mehr gibt.
Ich schau auf meine Haut und entscheide.
Oder ich weiß inzwischen, will ich in drei Tagen besonders glatte Haut haben, mache ich heute das und das , und übermorgen mach ich nur gute Pflege , dann bin ich in drei Tagen so glatt wie ei Babypopo.
Tretenoin ist das Einzige, woran ich nicht rüttel.
Und nun noch mal Butter bei die Fische:
Hier lesen, Anregungen zu bekommen, andere Wege zu verfolgen, interessiert mich immer noch.
Wie machen es die Anderen?
Geht da doch noch mehr?
Und wenn nicht, ist es immer wieder schön, hier zu lesen, sich bestätigt zu fühlen, oder auch angeregt, Dinge zu überdenken und neu zu recherchieren.
Meine Leidenschaft und Interesse für Haut ist ungebrochen.
Ohne dich Irit, und die Möglichkeit der Kommunikation und des Austauschs mit anderen Lesern hier, würde ich mich heute bestimmt nicht so wohl fühlen in meiner Haut, wie ich es jetzt tue.
Danke an euch.
Liebe Grüße Christina
was für ein schöner Kommentar 🙂
Mir geht es genauso, es wechselt immer wieder und DIE feststehende Routine mit feststehenden Produkten gibt es einfach nicht.
Ach so, noch vergessen, ich habe durch eine Reizung durch Chlorwasser am Hals, in einer kurzen Auszeit, eine (für mich neue) Pflegecreme entdeckt. Vitop Forte Rescue Pflegecreme von Dermasence.
Weil meine Cicaplast nicht vorrätig war in der Apotheke vor Ort.
Die Hautberuhigung und auch das gerötete Hautbild sind dermaßen schnell besser geworden und auch jetzt noch, greife ich zu Hause lieber zu dieser Creme, wenn ich eine lipidhaltige , reparierende und stärkende Pflege brauche.
Meiner Meinung nach eine sehr gute Alternative mit mehr Ceramiden zur Stärkung der Haut.
Liebe Grüße Christina
ich habe mir einen Reminder gesetzt, dass wir “beruhigende” Cremes sammeln. Ich werkele gerade im Hintergrund an zwei Serien, einmal die “Klassiker im Bad”, da kommen noch drei bis vier Beiträge und dann wollte ich nochmal Infos zu Produktgruppen (Augenpflege, Exfoliants…) zusammen sammeln. Wir wühlen uns durch im Laufe des Sommers…
Liebe Irit,
seit einiger Zeit lese ich hier still mit.
Und ich habe viel gelernt – wenn ich auch kaum etwas davon anwende.
Weil es mir zu kompliziert ist, alles zu merken, weil mir die Wirkstoffe zu kompliziert sind oder oder oder …
Vieles vertrage ich auch gar nicht.
Unkomplizierte Routinen sind mir die liebsten.
Und heute MUSS ich Dir einfach endlich DANKE sagen.
Deine neue Serie klingt wie für mich gemacht 🙂 .
Herzlichen Dank, dass Du Dein Wissen so großzügig teilst!
Liebe Grüße von der neuen Gästin