Die erste Runde des Buchclubs haben wir sozusagen erfolgreich bewältigt.
Unser Buch: Till Prüfer “Kriegt das Papa, oder kann das weg? Ein Vater und vier Töchter”
Vom Verlag kam diese Beschreibung:
Was, Sie haben vier Töchter? Wie schaffen Sie das denn? Solche Sätze bekommt ein Vater wie Tillmann Prüfer ständig zu hören. Eine Tochter im Kindergarten, eine in der Grundschule, eine in der Pubertät, eine im Abiturstress – für wen wäre das keine Herausforderung? Laut, sehr laut ist sein Alltag – «The Voice» hoch vier, alle immer alles gleichzeitig. Und kompliziert ist sein Alltag, kein Wunder bei all den kleinen und großen Fragen des Lebens, die ihn umtreiben: Wie kriege ich die verschiedenen Mädchengeschmäcker unter einen Hut – Pferdehof, Handball, Fridays for Future, Disco? Vegan, vegetarisch, flexitarisch? Muss ich die Freunde meiner Kinder mögen? Und deren Eltern? Kann ich bei Liebeskummer helfen? Sollen meine Töchter zu mir aufblicken? Was mache ich, wenn sie meinen neuen Wollpulli grässlich finden: wegschmeißen oder heimlich tragen?
Iridia
Ich bin bei dem Buch hin- und her gerissen. Man merkt, er gibt sich richtig Mühe, ein einfühlsamer Vater zu sein, aber ich hab auch das Gefühl, Erziehung ist nicht sein Thema, er will, dass “es läuft”. Ich hab mir einige Gedanken gemacht zur völligen Unerziehbarkeit der einen Tochter. Ich nehme das mal so hin. Mir fehlt in dem Buch, obwohl es nicht sein Thema ist, aber die Rolle der Frau. Wie teilen die sich das auf, was denken beide über die Probleme? Ich hätte spannend gefunden, zu sehen, wer welchen Part übernehmen kann, bei 4 Kindern. Dass seine Frau fast alles spielend erledigt, reicht mir da nicht.
Was ich aber ständig dachte: ein Glück, dass ich nur ein Kind hatte. Schwimmen in der Überforderung. Ich bin ja schon älter und Till Prüfer ein moderner Vater, aber ich war eigentlich froh, dass mein Vater damals so ein Felsen war. Der war auch einfühlsam, erklärte viel und hat mir einen moralischen Kompass gegeben, aber “ach Papa, du kannst das nicht” wäre mir nie in den Sinn gekommen. Nun sind alle Kinder anders, aber mich, die bei einem alleinerziehenden Vater aufgewachsen bin, interessierte dieser Aspekt der Vater-Töchter-Beziehung natürlich sehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass das bei mehreren Kindern generell schwieriger ist, als sich nur um ein Kind zu kümmern. Andererseits war er ja auch nicht allein.
Ab und zu war ich aber auch sehr gerührt darüber, wie er versucht hat, die Welt aus den Augen der Mädchen zu sehen. Ich hab mir Gedanken darüber gemacht, wie viel Sinn Erfahrung macht und ob Meinung der Tochter total gleichberechtigt mit Meinung von heute mit den Erfahrungen der früheren Meinung des Vaters stehen kann. Wenn Erfahrung keinen Sinn mehr macht, welchen Sinn hat dann Erziehung? Grob hatte ich das Gefühl, wenn er was versucht hat zu vermitteln und die Töchter hatten andere Vorstellungen, haben sich die Töchter durchgesetzt. Die Geschichte mit den Avocados und Zwiebeln im Salat hat mir zu denken gegeben.
Ich hätte danach vermutlich Avocados stark aufgerüstet und Zwiebeln abgerüstet. Die Geschichte an sich ist zwar absurd komisch, vor allem, wenn man realisiert, selber nicht zu wissen, was man so macht. Aber mit einer gewissen Rechthaberei, die sonst gar nicht mal zu seinen offensichtlichen Wesenszügen gehört, überrascht er sich offenbar selbst in seiner Rolle als Vater.
Mit zwei Dingen hatte ich Probleme. Die Fahrschulsache einerseits und andererseits diese Allgemeingültigkeit der Pferdegeschichten. Dafür konnte ich die Geschichte mit der “guten Haarbürste” bestens nachvollziehen. Letztlich wird das Buch bei mir noch einige Zeit mit Für und Wider schmoren. Ich will mir gern Zeit lassen, das im Ganzen zu werten. Für mich ist die Frage wichtig, ob allein 4 Kinder, der Erziehungsstil von heute und das Vaterbild von heute und speziell sein Fall hier das Entscheidende war. Ich bin aber ehrlich froh, dass der Kelch der Kindergeburtstage so an mir vorüber gegangen ist, mit allen Bewertungen anderer Mütter, was man so essen darf. Am Ende hat mir das Buch das Gefühl gegeben, dass es gar nicht so schlimm ist, nur ein Kind bekommen zu haben, obwohl ich eigentlich mehrere wollte. Schon das ist ein super Effekt, denn ich nicht erwartet habe, war aber vermutlich nicht seine Intension.
Julia
Dieses Buch ist amüsant und leicht zu lesen, regt aber gleichzeitig zum Nachdenken und zurückblicken an.
Ich habe mich in diesem Buch absolut wiedergefunden, obwohl ich „nur“ zwei mittlerweile erwachsene Kinder habe. Der Alltag war im Ablauf doch sehr ähnlich zu meinem, nur mit weniger Protagonisten. Man wünscht sich Kinder, nur bekommt man keine Gebrauchsanleitung für sie. Und so hält man das kleine, rotgesichtige, schreiende kleine Etwas in der Hand und fragt sich „ Hilfe..was soll ich tun?“
Jeden Tag aufs neue steht man vor mannigfaltigen Herausforderungen. Wie mach ich es richtig, werde ich jedem mit allem gerecht? Bin ich wirklich so old School oder spießig wie die Tochter sagt und meint? Kleinkind, Pubertät, Volljährigkeit- jedes Alter stellt einen vor neuen Aufgaben. Aber da wächst man hinein😃. Kompromissbereitschaft, in vielen Dingen kurz innehalten, überlegen und dann nicht zu explodieren aber trotzdem konsequent zu bleiben, ist immer ein Spagat und nicht einfach. Aber trotz aller Zweifel und Unsicherheit macht man doch viel richtig, denn falsch gibt es ja nicht, nur vielleicht anders. Und so schafft es der Autor einen mitzunehmen in seinen Familienalltag.
All die Herausforderungen die Tillman beschrieben hat, haben sich bei uns mehr oder weniger genauso abgespielt. Diskussionen zum Thema Essen, Schlafenszeiten, Haustiere(wir hatten ebenfalls Kaninchen), Handy Benutzung, Kleidung und die unterschiedlichen Interessen und Sichtweisen.
Ich persönlich würde dieses Buch meinen Kindern zum lesen empfehlen . So haben sie eine sehr interessante Lektüre, was auf sie noch zukommen wird, wenn sie eine Familie gründen.
Gabriele
Ein Vater von vier Töchtern beschreibt seinen täglichen Familienwahnsinn.
Ein nettes Buch, das man am besten wohl dosiert und nicht in einem Stück liest. Dann wird es etwas langweilig, zumal der Autor immer wieder seine Probleme mit dem Autofahren beschreibt. Warum? Das stört mich etwas.
Fazit: sprachlich witzig und gekonnt, aber ohne großen Tiefgang. Hat es mir wesentliche Erkenntnisse über Töchter vermittelt? Leider nur manchmal im Ansatz. Das Buch lässt sich genauso gut auf mein persönliches Leben mit drei Söhnen übertragen. Dennoch kann ich es empfehlen, der Wiedererkennungswert für Familien mit mehreren Kindern ist hoch. 😄
Und: Wirklich amüsiert hat mich die Reiterhofszene mit dem störrischen Shetlandpony Jonny. Sehr sehr komisch. 😂
Edith
Wer hier einen Erziehungsratgeber erwartet: Finger weg. Ein tiefschürfender Erguss über das Leben und die Leiden eine Mädchen-Papas: Fehlanzeige.
Die Lebensgeschichte der Prüfer-Familie à la Waltons: definitiv nicht.
Aber für alle, die eine nette Unterhaltung suchen und sich gerne mal im alltäglichen Wahnsinn wiedererkennen: durchaus zugreifen. Ein Streifzug durch 20 Jahre Papa sein mit Höhen und Tiefen und einem kleinen Augenzwinkern erzählt. Das ganz normale Leben garniert mit Kindergeburtstag, Pferdeverrücktheit, Haarbürsten und Haustieren aus der Sicht eines Mädchen-Papas geschrieben, lustig und manchmal ein bisschen melancholisch (Müssen die so schnell groß werden?).
Für mich nicht unbedingt ein Buch, dass man am Stück liest, aber zwischendurch immer wieder ein Kapitel ist eine nette Lektüre.
Gut geschrieben, leicht zu lesen, für mich das Richtige, wenn man nur zwischendurch mal etwas Lesen möchte (S-Bahn, Arzttermin, Warten auf das Ende der Blockflötenstunde).
Loana
Den Autor, Tillmann Prüfer kenne ich als Leserin der Zeit-Magazins natürlich und auch seine Kolumne über seine vier Töchter ist mir nicht entgangen. Nun also das ganze als Buch-Variante. Der Titel verrät bereits, dass er sich selbst nicht ganz so ernst nimmt und anscheinend einfach Spaß daran hat seine Anekdoten aus dem Leben mit vier Töchtern schriftlich zu verarbeiten. Vielleicht tatsächlich als Art Schreibtherapie, wer weiß das schon so genau?
Ich dachte ja bereits im Vorfeld, dass es vermutlich recht kurzweilige Lektüre sei. Und ja, es ist nicht nur kurzweilig sondern auch in kürzester Zeit gelesen. Ich habe das Buch während eines Mittagschlafs meines Sohnes durchgelesen.
Das mag daran liegen, dass ich schnell lese, aber auch daran, dass die einzelnen Kapitel im Kolumnen-Stil sehr angenehm „wegzulesen“ sind. Man erfährt so dies und das aus dem Leben mit seinen vier Töchtern im Alter von 5-19 und teilweise meint man Parallelen zu seinem eigenen Leben mit den eigenen Kindern zu erkennen (bei uns sind es insgesamt drei Söhne im Alter von 1-11, Patchwork eben).
Ich habe durchaus geschmunzelt beim Lesen, lautes Lachen blieb allerdings leider aus. Die Themen sind natürlich bedingt durch den roten Faden des Buchs: die Töchter. Am amüsantesten fand ich die Episode mit dem Kindergeburtstag und dem Zucker-Bashing einiger Eltern. Die Fahrschul-Geschichten fand ich verzichtbar.
Ich weiß nicht ob mich irre, aber ich bilde mir ein beim Lesen manchmal eine leichte Verzweiflung von Prüfer herausgehört zu haben. Aber einfach um danach wieder seine große Liebe zu seinen Töchtern zu beschreiben, teilweise zwischen den Zeilen aber spürbar.
Insgesamt ist das Buch eine große Liebeserklärung an seine Frau und seine Kinder. Dies ist beim Lesen deutlich geworden und dies lässt auch der Klappentext bereits erahnen.
Irit
Ich war bei den ersten Kapiteln irritiert. Natürlich hatte ich völlig überlesen, dass es die Buchversion einer wöchentlichen Kolumne ist. Am Anfang fand ich das Buch ziemlich holperig, es passte alles nicht so recht zusammen und ich dachte manchmal, was das denn jetzt soll. Aber das war dann glücklicherweise schnell vorbei und man merkte so richtig, wie Till Prüfer in den Schreibfluss kam. Ich habe manchmal sehr gelacht, sehr vieles (auch mit nur zwei Töchtern) wieder erkannt – Ponyhof, Haarbürsten und so weiter. Und die Kindergeburtstage.
Ein witziges Buch, das man am besten “zwischendurch” liest, manchmal lachend, manchmal nachdenklich und ein schönes kleines Geschenk. Gefällt mir. Weswegen ich es auch weiter verschenken werde, an dem Buch dürfen noch mehr Menschen Freude haben.
Und nun?
Wie findet ihr den Buchclub?
6 Kommentare
Sehr interessant, wie es so rüber gekommen ist. So im Nachhinein denke ich: das war einfach nicht mein Stoff, ich fand allerdings sehr spannend, mal ein Buch gelesen zu haben, das ich mir im Laden nicht ausgesucht hätte, weil ich nicht die Zielgruppe war und einige Sachen werden mir trotzdem noch länger zu denken geben.
Ich finde es auch interessant wie unterschiedlich teilweise die Eindrücke zum Buch sind.
Insgesamt eine schöne Aktion!
Die Rezensionen der Leserinnen zu lesen, macht jedenfalls Spaß! Umso mehr, als ich schon vorher wusste, dass ein “Buch für zwischendurch” mich nicht interessiert.
Edith: kurz und knackig, auf den Punkt… :-))
Wagt der Club sich auch einmal an einen 500-Seiten-Schinken?
na klar, warum nicht? Das ist dann nur eine Frage der Zeit. Vielleicht magst du ja mal mitlesen? Ich bin auf jeden Fall gespannt auf 2020 und die neuen Bücher, die es geben wird.
Also ich würde auf jeden Fall gerne mitlesen.
Das ist schon sehr spannend zu sehen wie man ein Buch aufnimmt, sehr unterschiedlich die Meinungen von uns Mitleserinnen 🙃. Aber so ist es auch gedacht.
Finde die Idee super und würde mich freuen weiterhin dabei zu sein.
@Beate ..da bräuchte ich aber doch ein paar Tage länger für einen großen Schinken 🤓