Was will ich hinterlassen?

Über dieses Thema habe ich kurz 2015 nachgedacht und ein Testament aufgesetzt. Der Fall ist bei mir auch eher einfach, weil meine beiden Töchter praktisch alles erben. Es gibt einige wenige Dinge, die ich anderen Menschen hinterlassen möchte und das war es.

So richtig ins Nachdenken kam ich dann aber nach dem Tod meiner Mutter und ihres Lebensgefährten. Auf einmal hatte ich eine Wohnung aufzulösen mit Hinterlassenschaften aus mehr als fünfzig Jahren. Ein Haushalt, in dem ziemlich wenig aussortiert wurde, dafür aber über Jahrzehnte alles mögliche gesammelt wurde. Plus Hinterlassenschaften meines Patenonkels (2005 verstorben), der erstens leidenschaftlich gesammelt hat und eine unglaublich vollgestopfte Wohnung (plus Keller, den man buchstäblich nicht betreten konnte) hatte und zweitens meine Mutter zur Alleinerbin gemacht hatte.

Es war aufwühlend, anstrengend und ich habe angesichts von Erinnerungsstücken, die mich mein Leben lang begleitet haben und die ich wirklich nicht bei mir haben wollte, oft geweint. Und natürlich auch dazu gelernt.

Erstens: Vollmachten sind eine gute Sache

Wie ihr euch vielleicht erinnert, starb zuerst Friedel und ein paar Wochen später meine Mutter. Die Beiden hatten sich gegenseitig über den Tod hinaus bevollmächtigt, sich gegenseitig Bankvollmachten ausgestellt und auch eine Patientenverfügung sowie ein Testament gemacht. Nach dem Tod von Friedel habe ich dann eine Vollmacht von meiner Mutter bekommen. Bankvollmacht hatte ich schon. Schmankerl am Rande: seit meinem siebten Lebensjahr. Ich kann mich noch genau an den erstaunten Sparkassenmitarbeiter damals erinnern.

Das hat im Nachhinein viele Dinge erleichtert, denn selbst als einziges Kind und Alleinerbin geht nicht alles “automatisch”, eine Vollmacht ist in vielen Fällen sehr hilfreich.

Weswegen ich mich nun auch darum gekümmert habe einschließlich Patientenverfügung. Meine beste Freundin und ich (wir sind beide geschieden) können nun füreinander eintreten. Als sie den ersten Textentwurf bekam, rief sie mich an und meinte, dagegen wäre eine Ehe ja geradezu unverbindlich. Stimmt. Mit der Vollmacht in der Hand kann man über den gesamten Besitz des anderen verfügen. Keine Panik, man kann die Vollmacht einfach widerrufen, “Scheidungskosten” fallen also keine an 😉 Bei meiner Freundin bin ich allerdings sehr sicher, dass wir zusammen alt werden.

Wir hatten schon vorher sämtliche wichtigen PIN-Codes, Passwörter etc ausgetauscht – für den Fall der Fälle.

Und nein, ich bin immer noch ausgesprochen glücklich mit dem tollen Mann. Formalkram aller Art halten wir jedoch strikt auseinander.

Zweitens: Death Cleaning

Das Thema geisterte vor ein paar Jahren herum. Vom Grundsatz her ging es darum, in eher fortgeschrittenem Alter seine Sachen selbst auszumisten, in Ordnung zu bringen und den bedauernswerten Kindern / Erben so einiges zu ersparen. Besonders schön finde ich die persönliche Kiste, in der Dinge sind, die man selbst wichtig findet, die aber für andere Personen keine Bedeutung haben.

So einiges habe ich im Lauf der letzten Jahre erledigt. Nach meiner Trennung habe ich als erstes sämtliche Aktenordner ausgemistet, allen Formalkram auf den neuesten Stand gebracht und (hoffentlich) übersichtlich in Aktenordnern untergebracht. Das Ausmisten mache ich immer noch alle zwei bis drei Jahre.

Die persönliche Kiste ist noch in der Mache, ein Winterprojekt. Genau wie die Fotoflut (dazu gibt es noch mehr).

Generell werde ich aber die nächsten Monate nutzen und meine Besitztümer fotografieren, mit Anmerkungen versehen (z.B. Bilder oder Schmuck) und vielleicht noch eine kleine Anleitung erstellen.

Das passt auch ganz gut zu meinen weiteren Plänen für meine Wohnung, ich plane in 2024 eine größere Renovierung und mache mir so meine Gedanken, welche Möbel bleiben und welche nicht oder wie mein neuer Kleiderschrank aussehen soll. Bei der Gelegenheit kann ich auch nochmals bei allen Dingen darüber nachdenken, ob sie mein Leben bereichern oder belasten.

Also eine bunte Mischung aus Vorsorge treffen und schön weiter leben.

Was wollt ihr hinterlassen? Was werden eure Kinder bzw. Erben vorfinden?

18 Kommentare

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Das ist bei mir ganz einfach, mein Mann und ich haben ein Ehegattentestament, bei dem der jeweils andere Vollerbe wird. Sollten wir gleichzeitig sterben, ist uns der Nachlass ziemlich egal, wir haben keine Kinder und keine so guten Freunde, denen wir was vererben wollen würden. In diesem Fall darf sich das Nachlassgericht kümmern.

Ich habe keine Kinder und ich bin nicht verheiratet. Meinem Lebenspartner kann ich nichts vererben, weil er schlicht und einfach die Erbschaftssteuer für die Eigentumswohnung nicht bezahlen könnte. Falls mein Vater nicht mehr lebt (er ist 79) geht alles an meinen Bruder. Ehrlich gesagt ist mir das relativ egal. Ich bin ja dann tot.

Ich habe ein Testament aufgesetzt, sortiere regelmäßig Papiere, Kleidung etc aus und hoffe, dass es dann für meine Erbin(meine Cousine) leichter wird.

Liebe Irit,
ich finde du berührst ein sehr wichtiges Thema. Welches viel zu wenig Platz findet – offenbar ist der Mensch so konstruiert, dass er ungerne an seine Endlichkeit denkt, obwohl das wirklich die einzige sichere Sache im Leben ist.
Ich wünschte, die Gesellschaft würde Themen die mit dem Tod verbunden sind nicht verdrängen – es hätte vielen Menschen etliche Probleme erspart.
Leider kann ich die letzten Sachen (egal ob mich oder andere betreffend) nicht mit der Mehrheit meiner Familie besprechen, denn das Gegenüber – egal welche Generation – blockt solche Gespräche ab. Löbliche Ausnahme bilden meine Kinder.
Finde es toll, dass du mit deiner Freundin Vollmachten regeln kannst – dafür braucht es wirklich viel vertrauen.

Selbst habe viel aus Erfahrung unserer Nachbarin gelernt – die Erbfolge und Regelungen können unterschiedlich aussehen, je nachdem welche Staatsangehörigkeit man hat.

Ich selber habe bisher nur Patientenverfügung geschafft. Die habe ich schon seit mehr als 7 Jahren

Es ist genau wie du schreibst: die Endlichkeit des Daseins wird gerne mal verdrängt. Meine Töchter haben für alle Fälle auch eine Vollmacht – allerdings finde ich es nicht zumutbar, dass sie in dem noch sehr jugendlichen Alter im Zweifel entscheiden sollen. Sieht in 15 Jahren oder so vermutlich anders aus.

Mein Testament habe ich vor drei Jahren gemacht, Bank-, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Beerdigungswünsche ebenfalls. Ich bin 52.
Ich weiß aus meinem Beruf, dass das keinesfalls zu früh ist…

Guter Einwand, ich befürchte jedoch, dass mir niemand meinen Beerdigungswunsch erfüllen wird: ich möchte von einem Schweizer 4000er in die Lüfte gestreut werden.
Es wird wohl bei Einäscherung bleiben 😉

Liebe Irit und liebe andere, die Ihr Euch schon vorbildlich um Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht gekümmert habt: Welche Vordrucke (Bund, Verbraucherzentrale, …) oder Online-Anbieter (Stiftung Patientenschutz, …) habt Ihr dafür gewählt? Ich (51, mit Partner, keine Kinder) möchte das Thema dringend angehen, fühle mich aber überfordert bzw. sehr unsicher. Habe Sorge es falsch zu machen, will es richtig machen. Und so vergeht die Zeit und ich mache nichts. Völlig dumm, aber so ist es leider. Habt Ihr Tipps? Lieben Dank im Voraus.

Eine Betreuungsvollmacht ist auch noch eine sehr gute Idee. Für den Fall, dass man selbst nichts mehr entscheiden kann (bei Demenz z. B. ), ist es hilfreich, sich vorher Gedanken darüber gemacht zu haben, ob man das einer nahestehenden Person übergeben möchte. Sonst bekommt man im Zweifelsfall einen gesetzlich Betreuer zugeteilt.

Brrrrrrh, ich stelle es mir gerade gruselig vor, wenn in den schweizer Bergen menschliche Asche auf meinen Kopf fällt. Entschuldigung Isabelle 🙂

Vor mehreren Jahren wurde hier in den Nähe ein Friedwald angelegt und man konnte sich gaaanz günstig einen Platz unter einem Wunschbaum kaufen. Günstig jedenfalls, wenn man sich nicht für eine Eiche entschied. Die Bäume waren recht jung und dünn, jetzt ist der Durchmesser ca. 10 oder 15 cm größer. Ich freue mich darauf, irgendwann dort zu sein.

Eine Patientenverfügung wollte ich auch mal anlegen. Da kam Corona und ich las „wenn man keine lebensverlängernden Maßnahmen möchte, dann gibt es die bei einem schlechten Verlauf vom C auch nicht“. Ich denke, man muss sich den Wunsch sehr genau überlegen. Organe spenden geht dann auch nicht.

Ich glaube, mir tut es mehr weh, wenn ich laufend höre und miterlebe, wie meine Eltern irgendwas aus ihren Schränken loswerden wollen, weil sie nicht wollen, dass andere so viel zu tun haben, wenn sie nicht mehr da sind. Ich kümmere mich in dem Fall später gerne um eine umfangreiche Wohnungsauflösung, auch wenn Tränen damit verbunden sein werden. Lieber sollen sie an ihren Habseligkeiten bis zum Schluss Freunde haben.

Eine Bankvollmacht empfinde ich als sehr wichtig, die sollte man auf jeden Fall rechtzeitig anlegen.

in meiner Patientenverfügung steht, dass lebensverlängernde Maßnahmen für den Fall bevorstehenden Todes, unheilbare, tödliche Krankheit etc nicht eingeleitet werden sollen. Ich denke, dass das nicht die Definition von Corona ist. Und warum sollte eine Organspende nicht gehen??

Zu den Eltern: es geht hier immer um freiwillige Aktionen. Ich habe im Umfeld meiner Mutter (also alle über 80) erlebt, dass aufatmend in die kleine Seniorenwohnung umgezogen wurde und man endlich den alten Ballast mit gutem Gewissen los ist – geht ja nicht anders 😉

Ich versuche meinen Besitz klein zu halten, um selbst Luft zum Atmen zu haben (und das haben viele alte Menschen nicht mehr im über Jahrzehnte angesammelten Kram) – und meine Töchter werden dann die Zweitprofiteure sein.

Frage: wieso würde es dir weh tun, wenn deine Eltern Dinge los werden WOLLEN?

Hallo Irit,
ich habe es mal gehört, also keine Gewähr 🙂
(kann sein, dass es d o c e s s e r war?)
Für eine Organspende müssen die Organe am “Leben” erhalten werden, also Maschinen müssen deine Organe am Laufen halten, bis ein Mensch da ist, der deine Organe übernehmen kann. (anders kann ich es gerade nicht erklären, sorry)

Das widerspricht sich mit der Patientenverfügung, also kann es nicht gemacht werden.

Ich hatte mal eine Patientenverfügung in Heftform, man musste nur ankreuzen und unterschreiben. Was darin stand, war sowas von verwirrend, per Anwalt ist das wirklich am Besten (muss ich noch hin)

Meine Eltern: Wie soll ich es erklären … Eigentlich wollen sie alles behalten und eigentlich wollen sie ewig leben. Aber ihnen ist klar, dass es mit 85 nicht mehr lange dauert. Sie wollen sich von manchem trennen, damit ich nicht so viel entsorgen muss, wenn ich die Wohnung räume und das tut mir weh. Sie sollen sich nicht mit solchen Gedanken auseinander setzten, sondern die Zeit genießen. Mir kommt es nicht darauf an, 8 Töpfe oder 3 Töpfe zu entsorgen und ob da nun 6 Tischdecken oder 2 im Schrank liegen. Meine Eltern haben keine vollgestopfte Wohnung und je mehr sie reduzieren, je mehr beschäftigen sie sich mit Gedanken, die sie nicht haben wollen. Meine Schwiemu hat gelebt, die Wohnung war aufgeräumt, die Schränke mit dem Bestückt, was immer da war. Sie ist ohne diese blöden Gedanken und glücklich gestorben. Wir haben die Wohnung geräumt, es war traurig, aber auch schön.
Vielleicht liegt es daran, dass ich lieber selber leide, als andere leiden zu sehen …

zu deinen Eltern: das scheint ja kein intrinsischer Wunsch zu sein weniger zu haben oder nervige Dinge los zu werden, sondern mehr Sorge um dich. Das ist aus meiner Sicht kein guter Grund. Schlimm ist es halt, wenn alte Menschen vor einem Berg stehen und kapitulieren.

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