Briefwechsel (10.03.19) – Idee und ToDo

Liebe Irit,

ich überlege gerade, welche to-do-Listenpunkte ich nicht schaffe. Mir fällt eigentlich nur „besser Englisch lernen“ ein. Ich bin eher der Typ, der den „Wind of change“ braucht, dann aber sofort den Schalter umlegt und macht. Ich mache nicht ganz alles zu Ende, was ich angefangen habe, was mitunter daran liegt, dass der Grund, warum ich es angefangen habe, schon erfüllt ist.

In den meisten Fällen hab ich mir aber eine neue Gewohnheit zugelegt. Das ist auch ein Grund, warum ich Selbstoptimierungssachen meist gut finde, sie erleichtern und verbessern mein Leben – schon in der Findungsphase, aber erst richtig, wenn es Routine wird. Es ist meine einfachste Art, zu lernen. Allerdings bin ich mit sehr vielen Defiziten aufgewachsen. Als ich jung war, hatte ich massenhaft ungelöste Probleme.

Andererseits neige ich wohl auch auch dazu, Sachen, die ich nicht sofort anfange, automatisch für „nicht so wichtig“ zu betrachten.

Ich hab doch mal erzählt, so ein „Superbuch“ zu haben, ich trag da alles ein, was ich machen will, Lapalien, die ich nicht vergessen will und auch große Sache, dabei kreuze den kleinen Ring davor durch, wenn es erledigt ist. Hab ich es nicht gemacht, kommt es auf die neue Seite, hab ich es bis Ende der Seite immer noch nicht gemacht, fällt es komplett weg. Ich mach das jetzt seit 15 Jahren, da bleiben nicht viele Altlasten.

Französisch – wink zu dir – war auch mal ein Thema. In der Realität kam dann aber London dazwischen und Englisch hatte Vorrang – bis heute. Da ich ganz offensichtlich auch mit meinem suboptimalem Englisch gut durchkomme, auch mit meinem Mann, der da besser ist als ich, war irgendwie der Druck nicht da. Ich war, als ich 16 war, mal einen Monat bei Freunden meiner Eltern in Budapest, allein. Was ich nicht wusste war, dass die kein Deutsch sprachen. Ich lernte also am Anfang Ungarisch, bis ich erkannte, deren Englisch sehr viel besser zu verstehen und ich wechselte die Sprache. In der letzten Woche konnten wir uns alle schon recht fließend unterhalten. Es geht also, ich scheine nicht sprachunbegabt zu sein, aber es klappt nicht, wenn ich eine Alternative habe. Blöd, was?

Ansonsten bringe ich mich immer am Beginn einer neuen Sache in den Zustand der Begeisterung, beinahe Euphorie dafür. Dann gibt es tatsächlich nichts, das ich lieber mache und ich mache das aus einer selbst erzeugten inneren Energie heraus. Dafür brauch ich aber eine Initialzündung, ein Buch, ein Gespräch, eine Situation…Wenn ich nicht sofort anfange, geht das kurze Zeitfenster weg und ich kann da nicht mehr durch. Nicht „morgen“ oder „nächste Woche“, bis dahin ist die Startenergie verpufft. Ich hab schon frische Einkäufe am selben Tag weggeworfen, um alles neu anzugehen. Allerdings bin ich dafür auch ziemlich erfolgreich mit neuen Sachen. Mir misslingt tatsächlich eher wenig, wenn ich so angefangen habe, aber eben auch nur so.

Wie machst du es denn mit deinen Vorhaben und wann ist der beste Zeitpunkt für dich anzufangen? Hast du das auch öfter, was zu hören und sofort loszulegen oder brauchst du meist mehr gedankliche Reifungszeit als ich?

Hast du eine Idee, das Sprachlerndilemma anzugehen oder pfeifst du inzwischen drauf?

Wie kommst du in Antibes zurecht? Französisch, Englisch?

Ein Teil meiner Familie lebte in Biot, einem kleinen Dorf zwischen Nizza und Cannes, die sprachen dort auch so ein provencialisch. Ich war total lost  😀

Du schriebst letztens, dass du lange gebraucht hast, zu merken, dass du nicht alles haben kannst. Hast du mal überlegt, ob es für dich nie wichtig war oder es nicht der richtige Moment war? Ich glaube ganz fest, dass das Innere den Anfang macht, sobald sich ein echter Plan in dir entwickelt, sonst ist es halt erst mal nicht mehr als eine lose Idee. Vielleicht will deine Seele mit dir auch ganz woanders hin als dein Kopf?

Deine Iridia


Liebe Iridia

da muss ich mich jetzt erstmal selbst sortieren. Eigentlich wollte ich mal eben eine Antwort tippen – um festzustellen, dass ich für unterschiedliche Dinge ganz unterschiedliche Strategien habe, die sich über die Jahre auch noch geändert haben. Das muss ich jetzt erstmal sortieren. Nächste Woche mehr.

Deine Irit

10 Kommentare

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Sprachenlernen – da hilft für mich folgendes wenn man die Sprache schon etwas kann: Serien schauen, Internetseiten in der gewünschten Sprache zu einem Lieblingsthema lesen (Makeup?),Zeitschriften, Bücher, nette VHS Kurse. Mein Englisch hat sich in dem Moment verbessert als ich nicht mehr warten wollte bis meine damalige Suchtserie synchronisiert (Monate) wurde. Das untertiteln hat ca.eine Woche Versatz gebracht und irgendwann war mir auch das zu langsam – also habe ich im Original geschaut und mein Englisch hat sich rapide verbessert. Und ich habe immer mehr verstanden. Dann kam das Lesen. Ich wollte auf den Folgeband einer Buchreihe nicht warten also kam so das erste englische Buch. Am Anfang ging es holprig, inzwischen lese ich nur noch auf englisch, genauso wie ich alle Serien auf Englisch schaue und viele News Seiten auf englisch lese. Mein passives Englisch war irgendwann echt super aber ich habe mich nicht so getraut zu sprechen. Das hab ich im ersten London Urlaub gemerkt. Da hat ein Konversationskurs auf Englisch dann geholfen. Toller Lehrer der nicht jeden Fehler korrigiert und interessante Teilnehmer. Wir diskutieren jede Woche über tagesaktuelle Geschehnisse…sei es aus Politik, News und manchmal auch Klatsch und Tratsch. Das kann durchaus auch philosophisch werden. Und nach London fahre ich inzwischen mindestens 2-3 mal im Jahr und gehe mit Vorliebe dort ins Theater. Orlando Bloom, Martin Freeman, Benedict Cumberbatch, Cate Blanchett und viele andere live auf der Bühne zu sehen ist ein Erlebnis. Und inzwischen hab ich im Februar sogar einen Job angenommen in dem ich bilingual arbeiten muss und es macht mir Spass. Hätte ich aber damals nicht angefangen Lost auf Englisch zu schauen, wäre ich nie so weit gekommen. Mein Rat: such Dir was, was Dir Spass macht, was Du unbedingt tun/sehen/lesen willst und tue es in der Fremdsprache. Jetzt will ich demnächst mein Schulfranzösisch von vor 30 Jahren auffrischen 🙂 Natürlich mit einer Paris Reise, französischer Musik und französischen Internetseiten…

Mia, herzlichen Dank für die vielen guten Tipps. Ich muss auf Reisen vor allem auf den aktiven Wortschatz zugreifen können. Mein Mann, der wesentlich besser englisch versteht als ich, hat anfangs dasselbe Problem. Im Gegensatz zu mir sieht er viele Filme und Serien. Bei mir selbst ist das sehr wenig, aber wenn es nicht gerade um geschliffene Dialoge geht, bevorzuge ich auch Originale mit deutschen Untertiteln, mein Mann hat die englischen Untertitel. Auf Reisen ist aber in der Regel doch ein anderer Wortschatz gefragt und mein Problem ist oft, dass sehr viele Leute im Alltag doch nicht so ein geschliffen verständliches English reden wie im Film. Die Lösung bessere wäre vermutlich auch, mal allein zu reisen, weil man da stärker von sich wegkommt. Ich werd das trotzdem mal im Auge behalten.
Auf der Arbeit klappt es komischerweise gar nicht schlecht.

Theater mache ich übrigens dort auch, ist ja toll, dass dir das auch so geht. Ich war auch bei Hamlet mit Benedict Cumberbatch im Barbican und Orlando Bloom in „Killer Joe“hätte ich auch beinahe gesehen, wenn er nicht direkt an dem Abend ersetzt worden wäre. Der Knaller war, dass der Ersatz ausssah und spielte wie er. Hätte es nicht da gestanden, wir hätten den Ersatz nicht gemerkt. Das Schild stand auch nur, nachdem man mit der Karte durch war, im Innenraum des Theaters.
Theater ist in London aber immer eine gute Idee und das Stück zeigt ja oft selber, worum es es geht. Ich hab dort keinerlei Probleme zu folgen.

„Vielleicht will deine Seele mit dir auch ganz woanders hin als dein Kopf?“
Ja! Das ist nach meiner ganz persönlichen Erfahrung der Grund nicht sofort los zu laufen.
Aber ich habe dieses Gefühl/diese Erfahrung noch nie in diese Worte gefasst.
Liebe Iridia, danke dafür.
Ulrike

Ich bin ja so ein Optimierer, wie sehr oft von anderen kritisiert wird, Tatsache ist aber, dass das für meine eigene Seele sehr aufbauend ist, allein der Versuch.
Da ich mich dabei oft selber so begeistere, profitiere ich auch seelisch wirklich davon. Ich hab, vom Effekt des Lernens als Ergebnis auch den Weg und mitunter bringt der mir sehr viel mehr. Es ist ein wenig wie Reisen an unbekannte Orte mit euphorisch angehauchter Reisebegleitung. 😀

Es ist auch wirklich toll, was gemeinsam zu lernen, ich hab oft jemanden dabei, der das gleich mitmacht, und noch paar andere Sachen einbringt. Aber selbst, wenn ich es ganz allein mache, es ist schön für mich und gibt mir Energie. Ich muss es nie in erster Linie sondern ich hab jetzt ein Abenteuer und meine Seele sagt dann gern ja dazu.

Manchmal ist es auch für mich erstaunlich, was ich lerne. Zum Beispiel dieselbe Sache mit anderen Augen zu sehen und danach richtig gern zu machen, wenn es vorher nur lästige Pflicht war, nicht immer lerne ich nur Neues. Aber innerhalb meines begrenzten Lebens Sachen gern, mit Aufmerksamkeit und Freude, statt mit Frust und Langeweile zu machen, ist für mich ein dichteres, schöneres Leben, wenn auch nicht länger. Ich sehe einfach auch Sinn in diesen Dingen. Motor ist aber auch der Spaß daran, was mal ganz neu zu denken, als hätte man was immer falsch gelernt. Genau genommen fühlt es sich wie Spielen an.

“Selbstoptimierung bis zur Selbstaufgabe” — diesen Begriffsfetzen habe ich heute morgen im Radio aufgeschnappt. Erst fand ich ihn lustig, dann böse, dann bitter. Weil ich glaube, dass das heute tatsächlich möglich ist: sich selbst zu verlieren beim Selbstverbessern.

Lose Ideen finde ich ganz wunderbar! So “funktioniert” meine Kreativität. Ich weiß, zum Tag X brauche ich etwas Besonderes, Persönliches, Individuelles. Die eine zündende Idee kommt mir nicht sofort. Dann fange ich an, mein Unterbewusstsein zu füttern mit — losen Ideen. Ein Bild hier, ein Gedanke da, eine Erinnerung, eine Phantasie und was anderen dazu eingefallen ist. Ich schlendere geistig umher und sammle alles locker ein, das Naheliegende, das Anverwandte. Und beiße nirgendwo zu. Und dann — plopp! — steht es plötzlich greifbar vor meinem inneren Auge.
Und ich weiß, was ich zu tun habe. Ich habe gelernt, mich vetrauensvoll darauf zu verlassen. Manchmal bleibt es spannend bis zum letzten Augenblick… 😉

Naja, es gibt ja die Veränderungen, die Dich leben… und die, für die Du Dich entscheidest, weil Du sie wirklich willst. Beide bergen Potential. Aus der ersten Nummer kommst Du nur nicht raus.

Die Frage, ob ich mich verliere, hab ich mir nie gestellt, weil ich immer das Gegenteil empfinde, ich komme eher bei mir an.

Aus in Kindheit und frühem Erwachsenenalter fehlgeleiteten toten Enden kann ich dann doch etwas machen, das meinem Leben und meiner Seele nützt. Aber ganz offensichtlich geht es auch anders und daher kommen die negativen Kommentare dazu, die ich nie verstanden habe, aber wo offenbar was ganz anders abläuft.
Ich wüsste selber nicht, wie man sich dabei verlieren kann. Alles, was man entdeckt, ist doch mehr zu finden – und sei es die Gewissheit, dass das nichts für einen ist, was man da gerade versucht hat.

Welche Probleme gibt es denn? Kann mir das jemand erklären?

Wo Du kein Problem siehst, gibt es keins für Dich! Ist doch super :))
Der Begriff “Selbstoptimierung” impliziert für mich: Ich selbst bin hier nicht gut genug. Das geht noch besser. Ich könnte gelassener sein, wacher sein, schlanker sein, strahlender aussehen, mehr aus mir machen, mehr wissen, mehr können, mehr wollen, mehr erleben, öfter lächeln, besser kontern, gesünder altern, usw., usf. ohne Ende.
Neulich bin ich über die Schminktante auf “Joanas Liebesbotschaft” gerutscht und nach zehn Minuten Stöbern im Blog hab ich mich angewidert gefragt, ob die Frau auf demselben Planeten lebt wie ich.

Was der Seele nützt, ist nicht unbedingt das, wofür wir es halten, glaub ich.
Natürlich ist das viel zu persönlich, das ist klar –, aber wenn man aus einem toten Ende was machen kann, ist es kein totes Ende. Oder? Tote Enden, die tote Enden sind, muss es geben dürfen. In meiner Welt möchte ich das jedenfalls erlauben… 🙂

Vielleicht kommt es darauf an, wie man den Begriff definiert. Selbstoptimierung ist ja ein irre großes Feld. Sprachenlernen, mein unerfülltes und für mich momentan vielleicht auch nicht so wichtiges Beispiel, ist eins davon.

Natürlich bringt jede Verbesserung mit sich, dass man nicht mehr zurück zum alten Selbst will. Und meist ist ja wirklich der Grund, irgendwas verändern zu wollen. Gelassener, schlanker…werden ist kein Hexenwerk. Wenn einem dass wichtig ist, wird man sich aufraffen, es zu finden, weil einem das Fortbestehen mehr Probleme macht als die Lösung davon. Wenn nicht, gibt es keinen großen Leidensdruck. Eine Ehe wird ja auch erst dann beendet, wenn der Leidensdruck zu groß wird, Probleme hatte man vermutlich auch davor, aber es war immer noch gerade okay und gab Hoffnung, dass es auch so von allein anders wird.
Manchmal reicht ein einziger Moment, die Sache klar zu sehen. Dann fängt man an. 🙂

Joana kenn ich auch. Sie sieht die Welt aus ganz eigenen Augen und ist ganz bestimmt völlig ungewöhnlich. Sie ist irgendwie grenzenlos positiv und ich kenne niemanden wie sie. Ich hab von ihr noch nie ein bissiges Wort gelesen und sie achtet darauf, nichts Selbstverletzendes zu behalten oder in ihr Leben zu lassen, sie hat ja erwachsene Kinder, einige Probleme gehabt und ist nicht naiv. Aber so kann man halt auch leben und sein Glück finden. Einiges ist mir sehr nahe, anderes überlese ich, weil es nicht auf meinem Kanal sendet.

Ein totes Ende ist für mich auch das, was ich früher als beendet gehalten habe. Ich fand zu dem Thema interessant, dass es nicht so bleiben muss, wie früher mal beendet, das war ein spontaner Gedanke auf deinen Kommentar. Möglicherweise hast du völlig recht und nichts ist bei mir jemals so tot, wie ich früher dachte, weil ich nicht weiß, ob ich das in der Zukunft auch wieder ganz anders sehen könnte.

Was der Seele nützt, merkt man wahrscheinlich sofort, wenn man es gemacht hat, aber es ist ganz sicher nicht das, was man vorher dachte.

Gelassenheit, weil das auch ein Beispiel von dir war, funktioniert bemerkenswerterweise ganz anders, als ich früher immer gedacht habe. Das hab ich ganz oft. Es hat sich definitiv für mich gelohnt, mich damit zu beschäftigen. Man unterschätzt sein dauernes Leiden auch leicht, wenn man die Alternative ja nicht kennt. Wegfall von Leiden fühlt sich an wie ein schweres Gepäck, das man plötzlich nicht mehr trägt. Merkwürdig, dass sich das vorher so normal angefühlt hat.

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