Der Kennzeichnungswahnsinn…

… hält mich mal wieder auf Trab. Oder um genau zu sein: die korrekte Kennzeichnung von “Werbung” aller Art. Eine Kunst für sich und sicher habt ihr schon den neuen Text zwischen Überschrift und dem eigentlichen Post bemerkt.

Hintergrund ist ein neuer Leitfaden der “die medienanstalten”. Sie beschreiben sich selbst als

die Dachmarke der 14 Landesmedienanstalten in Deutschland. Sie sind zuständig für die Zulassung und Aufsicht der privaten Radio- und Fernsehveranstalter. Sie prüfen die Einhaltung von Werberegeln und Bestimmungen zum Jugendschutz und fördern Projekte zur Vermittlung von Medienkompetenz. Sie unterstützen die Einführung neuer Übertragungstechnik und setzen sich für die Sicherung der Vielfalt im privaten Rundfunk ein.

Den habe ich eher zufällig auf einem anderen Blog gefunden und mal angeschaut. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, wie komplex das Thema ist, kann gerne hier klicken.

Ich habe mich auch noch an anderer Stelle schlau gemacht (Grüße nach Berlin!) und bin tätig geworden.

Offensichtlich ist die bisherige Regelung für Affiliate Links hinfällig. Ich habe also reichlich Text ergänzt und wundert euch bitte nicht, dass das demnächst immer wieder untendrunter steht. Außerdem jede Menge alter Links gelöscht.

Bei Verlinkungen zu Shops (egal aus welchem Grund) muss auch als Werbung gekennzeichnet werden. Ich schreibe das demnächst auch noch extra daneben, damit ihr auch ganz genau wisst, dass ihr bei einem Shop landet. Ich zitiere. “Auch Verlinkungen auf kommerzielle Websites sowie Rabattcodes müssen als Werbung gekennzeichnet werden, da der Nutzer vor Abrufen des Links wissen muss, dass ihn auf der nachfolgenden Website Werbung erwartet.”. Tja, wer hätte das bei einem Shop vermutet.

Schön finde ich auch, dass man als Werbung kennzeichnen muss, wenn das Produkt “zu positiv” dargestellt wird. Sprich: ich kaufe mir einen Lippenstift, finde ihn megagenial, schreibe einen Review und das ist dann Werbung. Ziehe ich ihn durch den Dreck, dann nicht. Das bietet doch echten Mehrwert für all die Leser*innen, die auf der Suche nach guten Produkten sind.

Und damit ich nicht andauernd in nahezu 3000 Posts ändern muss, hat jetzt grundsätzlich jeder Post die Kennzeichnung:

Achtung!!! WERBUNG!!! Lesen auf eigene Gefahr!!!

Ich überlege mir gerade, für wie blöd irgendwelche Behörden und Institutionen den Bürger eigentlich halten und worin genau die “Klarheit” liegen soll.

Ich werde es genauso halten wie seit acht Jahren und 2 Monaten: ich schreibe über Produkte, die mir gefallen, die ich selbst benutze und die ich guten Gewissens weiterempfehlen kann. Plus natürlich meine eigene Meinung. Plus all die Beiträge über mein Leben, die wegen Markennennung leider auch Werbung sind. Auch wenn ich nie die teuren Spaghetti als größeres Dankeschönpaket bekommen habe, sondern immer schön selbst zwei Euro pro Päckchen bezahlt habe.

Wie sehr ihr das eigentlich als Leser*innen?

11 Kommentare

Hallo Irit,
Du hast völlig recht. Für wie blöd werde ich Konsument eigentlich gehalten? Es hilft mir überhaupt nicht, dass nun alle alles markieren. Also, alles wir immer, ich mache mir bei Beiträgen meine eigenen Gedanken…
Ich kann mir gut vorstellen, dass es als authentischer Blogger, Instagramer &Co. nervig ist diesen Unsinn mitmachen zu müssen, aber es ist z. Zt. ja alternativlos.
Viele Grüße,
Morris

ja, insbesondere weil mir meine 13-jährige Tochter kürzlich sagte, dass sie natürlich wüsste, dass die Instagramer und Youtuber Produkte/Geld bekommen und sie sich eigentlich nur über Neuheiten informiert, aber ihre eigene Meinung bildet

Ich muss leider sagen, dass ich die Regel verstehe, weil jedes Produkt, jedes Erwähnen, einen auf etwas aufmerksam macht, was man bisher nicht beachtet hat. Es gibt Menschen, die können nichts und niemandem widerstehen, also krankhaft. Irgendwann sind sie verschuldet und entschuldigen sich damit, dass das nur deshalb passiert ist, weil sie dachten, sie müssen sich alles zulegen, was erwähnt oder beschrieben wurde. Wenn es also nicht als Werbung deutlich sichtbar ist, dann bist du am Ende schuld an ihrer Untergang 🙂
Du sicherst dich doch mit dem Markieren nur ab.
Im Grunde müsste jeder, der hier z.B. erwähnt, dass er von XY die SuperNachtpflege verwendet, das ebenfalls als Werbung markieren.
Naja, jedenfalls sehe ich das so. Ich finde es auch lästig, dass man jetzt z.B. bei den Ärzten diese Zettel ausfüllen und unterschreiben muss, damit sie meine Daten verarbeiten dürfen. Bisher hat sich auch niemand darum geschert.

*grins* und genau, weil ich nicht schuld am Untergang sein möchte, steht da jetzt: Lesen auf eigene Gefahr!

Spaß beiseite, ich finde es richtig, wenn man gestellte Produkte oder bezahlte Posts kennzeichnet, alles andere wäre ein bisschen obskur. Auch Affiliate Links sollte man deutlich kennzeichnen. Aber bei selbst gekauften Sachen?? Naja.

Auch für selbst gekaufte Sachen machst du Werbung, wenn du sie erwähnst. Schreib doch einfach dazu “das habe ich selbst gekauft, lasse dich davon aber nicht beeinflussen, auch wenn es ganz toll ist” *grinsmireins
Wie ist das eigentlich im Fernsehen, müsste da nicht auch vor jedem Film stehen “Achtung der Film enthält zwischen drin immer mal wieder mindestens 10 Minuten Werbung am Stück, anschauen auf eigene Gefahr”? *g

ja, eigentlich schon. Und in jeder Zeitschrift müsste auf jeder Seite Werbung stehen – und zwar nicht nur ganz klein oben in der Ecke

Hab ich noch nicht mitgekriegt, finde ich aber noch schlimmer als die schon schlimme vorherige Regelung. Vor allem eine positive Meinung mit Werbung gleichzusetzen, finde ich nicht korrekt, da ja kein finanzieller Ausgleich dafür erfolgt.

Ich wundere mich, dass momentan so viele Blogs eingehen, d.h. Einfach nichts Neues mehr schreiben, das hat ganz sicher auch andere Gründe, aber das wird die Sache beschleunigen und das finde ich schade.
Andererseits: ich gewöhne mich auch an den standardmäßigen Werbespruch, ich meine auch, oft sehr schnell zu erkennen, ob jemand schreibt, dass er von Produkt xy begeistert ist oder ob er es tatsächlich ist und der Blog ist auf der sicheren Seite.

Für mich ist diese Reglung wie vieles: In der Grundidee richtig, das Resultat ist allerdings für die Katz, weil die Sache nicht zu Ende gedacht wurde.
Natürlich ist es Werbung, wenn du ein Produkt beschreibst und bewertest, das ist ja eigentlich auch nichts schlimmes.
Da die ganze Angelegenheit aber total schwammig und unübersichtlich ist (ab wann ist eine Produktbewertung denn genau zuu positiv, wo ist die Grenze?) reagieren alle, sagen wir mal “Notprofessionals” so wie du und ich, nämlich, indem sie einfach überall “Werbung” dranschreiben. Schließich kann man (noch) nicht dafür verklagt werden, wenn werbefreie Inhalte mit “Werbung” kennzeichnet werden.
Resultat: der Verbraucher ist der Verlierer, da die Kennzeichnungspflicht so natürlich ad absurdum geführt wird.
Interessant finde ich, das ich (z.Bsp. auf Instagram) den Eindruck habe, dass sie die gewerblichen Anbieter da nen feuchten Kehrricht drum kümmern, die können es sich ja leisten, das Risiko einer Klage einzugehen.

Liebe Grüße
Ronjana

Vorsicht, Werbung! Akute Nachahmungsgefahr.

Bin ich beruflich unterwegs, muss ich meine unmündigen Kunden schützen. Kaum verlasse ich mein Büro werde ich schwupps zum ahnungslosen, zu schützenden Privatmenschen. Muss keiner verstehen.

Danke für den Tipp mit der Fußfeile, Irit. Ja, ich bin der Werbung erlegen und habe eine gekauft. Und hab nun eine tolle Feile, die Samtfüße hinterlässt.

das war keine Werbung, das war ein ehrlicher Erfahrungsbericht, der ganz bestimmt nicht zu positiv war 🙂

Ich persönlich finde den Kennzeichnungszwang anstrengend und sehe den Mehrwert bzw. den Schutz für den Nutzer eher nicht. Klar, man wird jetzt auf alles hingewiesen, aber mal ehrlich – für jede einzelne Webseite alles durchlesen, entsprechend anklicken und sich genau überlegen, ob man den Inhalt wirklich ansehen oder seine Daten hergeben möchte, das machen sicher die wenigsten. Heißt praktisch – im Schnelldurchlauf alles bejahen und zack, ist man natürlich auch selbst in der Verantwortung. Ich persönlich empfinde das nicht als Schutz, sondern als Abwälzen unter berechneter Ausnutzung der Bequemlichkeit des Seitenbesuchers. Das Nutzungserlebnis ist durch die vielen Einblendungen und verschiedenen Arten der Kennzeichnung eingeschränkt und das nun übliche “Alles ist Werbung” hilft keinem mehr. In Shops gibt es Produkte zu kaufen? Verrückt! Ja nee, is klar!

Wie schon beschrieben – Idee 1, Umsetzung 6.

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