hier habe ich für euch ein wunderbar liebevolles kleines Büchlein, das zunächst recht anspruchslos daherkommt, aber dann die großen Lebensthemen aufgreift: Walter Kappachers “Selina oder Das andere Leben”. Ich fand es eher zufällig, es wurde mir empfohlen.
2005 in Wien erschienen – ich hätte auch geglaubt, dass es aus dem letzten Jahrhundert ist. Es ist eine sorgsame Erzählung, wie Stefan, ein österreichischer Lehrer, das Angebot eines flüchtigen Bekannten annimmt, dessen Zweithaus in der Toscana zu bewohnen, wenn er es denn instand setzt und -hält. Von der Ankunft an wird in aller Ruhe erzählt, wie er sich einrichtet, allmählich zurechtfindet, sich die Sprache zu eigen macht, die Dorfbewohner kennen lernt und vor allem, was er an dem heruntergekommenen Haus so alles zu tun und zu richten hat.
Der Autor nimmt sich alle Zeit der Welt, er lässt sich nicht hetzen, nein, er schaut genau hin und lädt den Leser ein, ihm zu folgen. Ganz unbemerkt beginnt Stefan, sein Leben zu reflektieren und landet schließlich in Anlehnung an Selma von Jean Paul bei den großen Themen Liebe, Tod und Unsterblichkeit – angestoßen von der erregenden Begegnung mit der Nichte seines Gönners, dessen Tod und der damit plötzlich auftretenden Gefahr, alles, was er sich dort in der Toscana erarbeitet hat, auf einen Schlag wieder zu verlieren.
Das alles ist so berührend, aber auch so ruhig erzählt, dass ich denke, das ist ein Buch, das ihr mit in Urlaub nehmen solltet, vielleicht in die Toscana?
2 Kommentare
Liebe Janne, ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen und bin auch durch die Empfehlung einer Freundin darauf gekommen. Ich habe es im Lauf der Zeit einige Male verschenkt und ausnahmslos alle Beschenkten reagierten wie du (und ich) auf den Text.
Das klingt nach einem Buch für ein paar schöne entspannte Urlaubstage im Liegestuhl am Strand, Pool oder so. Ab und zu mag ich solch “langsame” Lektüre sehr gern, ich benötige nur Zeit und Ruhe, um darin eintauchen zu können. Und das Sujet mit der Hausinstandsetzung reizt mich sowieso…