Es geht aber gar nicht um Eheglück in diesem Roman von Tahar Ben Jolloun, sondern um genau das Gegenteil – enttäuschte Hoffnungen, gescheiterte Liebe, Frustration, ja Hass, Krankheit und Tod.
Der Autor lässt zwei Eheleute zu Wort kommen, die sich besser nie aufeinander eingelassen hätten. Paris, 1986: Ein aufstrebender Maler verliebt sich Hals über Kopf in eine bildhübsche Studentin. Doch Familie und Freunde haben reichlich Argumente gegen eine Hochzeit mit Amina: Sie ist zu jung und auch zu schön, sie ist eine Berberin, hat nicht dieselbe Klasse. Der aus Fès stammende Maler wischt die Einwände beiseite: Er will seine wilden Jahre beenden und eine Familie gründen. Und die 24-jährige Amina sagt Ja zu diesem ersten Mann in ihrem Leben.
Casablanca, 2000: Nach einem heftigen Ehestreit erleidet der inzwischen berühmt gewordene Maler einen schweren Schlaganfall, der ihn ans Krankenbett fesselt, lähmt und sprachlos macht. Die Schuld an seinem Zustand gibt er seiner Ehefrau: Ihrer Eifersucht, ihren Verdächtigungen und Verwünschungen. Heimlich verfasst er seine Version ihres so wenig haltbaren Eheglücks. Als Amina die Zeilen liest, hält sie dagegen und wir schauen mit anderen Augen auf die gleiche Geschichte. Auf Liebe und Ehe lässt man sich ein, damit etwas Gemeinsames entsteht. Doch was sie dem anderen bedeuten, werden wir nie erfahren.
Das Buch hat eine wunderbare Sprache, und ich habe es gerne gelesen, auch wenn ich diesen negativen Blick auf die Liebe und die Ehe nicht teilen kann.