Stillstand, Veränderungen und der Lauf der Zeit

Und man fragt sich als geneigte Leserin: eine neue Blogreihe mit Rätselfotos? Ich kann euch beruhigen, nein, hier muss keiner herumraten. Es ist ein Foto meiner Decke im Wohnzimmer und ein Sinnbild für all die Veränderungen in den letzten drei Jahren. Vorher sah es nämlich so aus:

Lange Jahre stand dort eine Treppe zur kleinen Wohnung nach oben mit den Zimmern meiner Töchter. Nun breiten sie ihre Flügel aus, sind beide zum Studieren in die Welt gezogen und starten in ihr eigenes Leben. Natürlich haben sie noch ihren Bezugspunkt bei mir, aber wie es halt so ist. Ihre Zimmer behalten sie natürlich auch bis auf weiteres – aber ich habe jetzt meine Wohnung für mich ganz allein.

Die Treppe abzubauen war ein bisschen wie Nabelschnur durchschneiden. Ich kann nun nicht mehr nach oben brüllen rufen, wenn die Beiden hier sind. Es gibt ein neues Miteinander. So ist der Lauf der Zeit.

Ich war schon immer der Meinung, dass Stillstand Rückschritt ist und Veränderungen ein wesentlicher Bestandteil des Lebens.

“Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern“ (Konfuzius)

Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für Kinder oder Treppen, sondern für so ziemlich alles. Ich ändere mich auch. Manches gewollt wie mein neues Äußeres und manches ungewollt wie Falten an Stellen, an denen vorher wirklich keine waren. Stört mich das? Nein, nicht wirklich.

Ich werde gerne alt und älter. Um gleich drei abgedroschene Sprüche zu zitieren: ich bin zu alt um jung zu sterben. Abgesehen davon ist jung sterben keine Alternative. Ach ja, und natürlich ist alt werden nichts für Feiglinge. Ist hier jemand feige? Nein, ich denke nicht. Warum auch, alt werden ist ein Geschenk. Natürlich möchte ich möglichst viel dafür tun bei guter Gesundheit alt zu werden. In unserer Familie gab es bisher kein Alzheimer oder Demenz, ich bin also ganz guter Dinge.

Also schreiten wir einfach frisch voran in die Zukunft. Ich habe kürzlich dazu einen sehr schönen Spruch gelesen: Man lebt nur einmal. Aber wenn man es richtig macht, reicht das. Fand ich gut.

Und der Blog?

Tja, ich ändere mich und der Blog demzufolge auch. Das hier war vielleicht mal ganz am Anfang ein reiner Beautyblog mit Reviews ohne Ende. Das hat sich im Lauf der letzten vierzehn Jahre auch mehrfach geändert. Es gab Zeiten, in denen ich mit diesem Blog ziemlich viel Geld verdient habe. Das gefiel mir nicht mehr, denn es war mit Verpflichtungen verbunden. Und es wurde zumindest in kleinen Teilen ein wenig beliebig, mir fehlte damals diese Leidenschaft für neue Produkte und das Ausprobieren. Also ging es vor einigen Jahren zurück auf Anfang und ich habe alle bezahlten Kooperationen beendet.

Stattdessen habe ich dann mehr und mehr über die Themen geschrieben, die mich abseits von Cremes und Makeup interessierten. Ein großes Thema war der Minimalismus mit all seinen Auswirkungen. Ich denke nicht, dass ich hardcore dieses Konzept lebe, aber doch in weiten Teilen. Wie schrieb Iridia neulich so schön: meine Definition von Minimalismus – weglassen, was nichts mehr bringt. Da kann ich nur zustimmen.

Ich hatte auch überlegt mehr über das Thema Wechseljahre zu schreiben. So richtig ergiebig war das nicht. Ich finde es nicht gut, wenn man als Laie ausdauernd über medizinische Themen schreibt. Ich kann nur sagen, dass die Hormonersatztherapie meine Rettung war und ich wieder schlafen kann. Ansonsten kann ich zu Wechseljahren wenig beitragen.

In den letzten Wochen habe ich viel über mögliche Themen und vorhandene Interessen nachgedacht und die – nicht übermäßig überraschende – Erkenntnis war mal wieder: ich schreibe einfach über die Dinge, die mich gerade interessieren. Ja, so einfach kann es sein.

Konkret reden wir über das eine oder andere Thema in Sachen Hautpflege, mehr dazu am Montag. Ich denke immer, dass da eigentlich nicht mehr viel kommen kann. Kann es doch. Aktuell auf meinem Zettel sind Peptide, Körperpflege, diese Drei-Stunden-Kollagen-Masken, Östrogencreme und noch mehr.

Und Makeup, das ist anders als gedacht wieder in meinen Fokus gerückt. Ich habe fürs Erste gedacht, dass wir uns am Samstag mit dem Thema befassen. Und da gibt es mit dem älteren Gesicht doch so einiges zu besprechen.

Ansonsten schauen wir mal, was so kommt. Vermutlich so einiges.

Welche Themen treiben euch im Moment um??

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Mich beschäftigt gerade alles rund um das Thema gesund alt werden, also healthy aging, longevity, Ernährung & Nahrungsergänzungsmittel etc.

In diesem Zusammenhang habe ich vor einigen Monaten schon angefangen kalt zu duschen. Anfangs nur die Extremitäten 1-2 Minuten kalt abgeduscht, mittlerweile auch der Rumpf. Jeden Morgen. Es tut einfach gut und was anfangs Überwindung gekostet hat, bereitet mir mittlerweile richtig Freude.

Wechseljahre…. DAS Thema.

Ich versuche zu verstehen, wie diese Hormonersatztherapie funktioniert, hab auch schon das Rezept für Östrogengel hier liegen, die Gyn hat mich auch insoweit aufgeklärt, dass unbedingt parallel ein Gelbhormonprodukt genommen werden muss, aber ich habe sehr Respekt davor (und die Frage: habe ich genügend Symptome dafür, um dieses Eingreifen in meinen Körper und das Geld, was es – ja irgendwie für eine lange Zeit kostet – zu rechtfertigen?)

Was ist mit Rimkus?….

Fragen über Fragen

Schwieriges Thema irgendwie…

Das Thema interessiert mich auch. Weil du die Kosten erwähnst….Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Hormonersatztherapie tragen. Ist das nicht der Fall?

Ja, bei mir übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten der Medikamente. Lediglich die Rezeptgebühr ist, soweit man nicht befreit ist, zu zahlen.

nun ja, eigentlich gibt es da nicht viel zu verstehen. Dein Körper produziert immer weniger Hormone und das kann diverse Beschwerden verursachen. Ein Alterungsthema. Wenn man Beschwerden hat, kann man sich eben überlegen, ob man damit leben will oder nicht.

Frage: wenn du zu wenig Schilddrüsenhormone hättest, würdest du auch über den Eingriff am Körper nachdenken?

Kosten: ich schließe mich an, soweit ich weiß übernimmt die GKV die Kosten für eine HRT

Rimkus: hatte ich auch lange, es gibt aber vier Themen aus meiner Sicht. Erstens keine standardisierte Herstellung und zweitens können oral genommene Östrogene eine Thrombose verursachen. Und man ist halt unflexibel in der Dosierung. UNd die Kassen zahlen nicht.

Da ich auch erst vor kurzem eine Östrogencrene verschrieben bekam, würde es mich interessieren warum du auch Progesteron verschrieben bekommen hast? Mir wurde es so erklärt, wenn man wieder mehr Östrogen bekommt, baut sich die Schleimhaut wieder auf und kann nur durch die Gabe von Progesteron wieder abbluten. Deshalb soll ich die Creme nur 2 mal die Woche benutzen damit sich erst gar nicht die Schleimhaut aufbauen kann. Bei meiner Schwester gilt das selbe. Aber gut, ich bin kein Arzt, aber solange es geht, werde ich diese Art von Therapie machen, weil ich schlagartig alle meine Symptome losgeworden bin. Ich zahle für die Creme ca 5 Euro und komme Monate damit aus. Also die Kosten halten sich in Grenzen

Hier stellt sich jetzt die Frage, wer was verschrieben bekommen hat. Mein Wissensstand ist dieser:
Ein Gel wie beispielsweise Gynokadin enthält Estradiol und wird bei Wechseljahrsproblemen wie Hitzewallungen usw. verschrieben. Das verwendet man täglich, indem man es z. B auf die Oberschenkelinnenseite aufträgt.

Eine Salbe wie Oelkop enthält hingegen Estriol und wird im Scheidenbereich gegen Trockenheit, Juckreiz usw. verwendet. Das wirkt nur dort lokal.

Wenn man noch eine Gebärmutter hat, wird zu Estradiol Progesteron verschrieben, weil bei
alleiniger Gabe von Estradiol ein erhöhtes Risiko für Uteruskrebs besteht.

Ich mache übrigens auch seit einem Jahr HET, nachdem ich mich mehr als acht Jahre fies gequält habe. Ich bedaure es zutiefst, dass ich nicht eher damit angefangen habe, sondern mich von meiner Frauenärztin blöd habe abspeisen lassen. Mit HET ist die Lebensqualität für ich um Längen höher.

Herzliche Grüße

Sam

Hi Sam, danke für die gute Erklärung.

Würde denn beides (also Salbe für dem Intimbereich) und Gel (für die Arme [lt. meiner Ärztin]) schon unter HET subsumiert werden?

volle Zustimmung, es sind zwei unterschiedliche Östrogene, Estradiol und Estriol. Es gibt übrigens auch verschiedene Progesterone. Testosteron fällt auch unter HET.

Mich interessiert sehr das Leben nach dem Arbeitsleben. Ich bin noch kein ganzes Jahr in Rente und bin gefühlt die ganze Zeit nur gereist und habe meinen Körper wieder in Ordnung gebracht, was ja ein Dauerprojekt ist. Die Möglichkeit, meine Zeit nur für mich zu verwenden, ist komplett neu und noch irritierend.
Ich möchte ein Leben im Alter, das mich interessiert und eine gute Balance finden, zu entspannen, ohne mich zu überfordern, zu kompostieren oder meinem Mann auf die Eier zu gehen, der noch viele Jahre arbeiten muss. Auch für ihn ist jetzt vieles neu und es will es uns beiden schöner machen als in der Zeit, wo wir nur durch die Arbeit gehetzt sind. Er sagte kürzlich „Es ist jetzt wieder ein bisschen so, wie in der Zeit, als wir uns verknallt haben.“ Ich bin wieder zurück auf Werkseinstellung und versuche jetzt was draus zu machen. Wo gehe ich jetzt hin mit meinem neuen Leben?

ich habe zwar nicht das Thema mit dem arbeitenden Mann (habe seit 1.4.24 einen Rentner am Start….), aber die Überlegung, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen möchte ist schon da. Ich finde das recht schwierig.

Ich wurde die Tage 60 Jahre alt und mache mir zum ersten Mal Gedanken über meine Lebensgestaltung im Ruhestand. Ich arbeite Vollzeit, führe ein kleines Team und trage viel Verantwortung. Das alles bereitet mir große Freude, wenn auch manchmal schlafarme Nächte, und bestimmt aktuell mein zentrales Denken. Der Ruhestand in spätestens 7 Jahren muss dementsprechend im Vorfeld gedanklich geplant werden, um nicht in ein “Daseins-Loch” zu fallen.
Diese Gedankengänge erschrecken mich derzeit etwas, fordern mich aber gleichzeitig heraus.
Mal sehen, was passiert…ich bin gespannt

Hallo Belli,
es gibt mittlerweile viele Bücher, Podcasts etc. zum Thema Wechseljahre:
Sinnigen/Wechseljahre (sehr aktuell, guter Überblick), De Liz/Woman on Fire, Bildau/Hormonkarusell (eher für Prämenopause/frühe Perimenopause), Esche-Belke/Midlifecare, Krug/Hormoncoaching, Adler/Genial vital….
Ich bin ganz bei Irit, es ist schwierig über medizinische Themen als Laie zu schreiben. Und jeder ist anders, bei jedem hilft vielleicht auch was anderes…

Ich möchte dich (euch alle) ermuntern, dir Wissen darüber anzueignen. Denn Wissen ist Macht! Macht, Informationen einzuordnen und Entscheidungen zu treffen. Und es ist auch beruhigend, den eigenen Körper, den Zyklus und die Zusammenhänge zu verstehen. Und man muss wissen, dass viele Ärzt*innen leider auch nicht gut informiert sind, wenn diese sich dazu nicht weitergebildet haben.

Zum Thema Östrogen/Gelbkörper ist es so: Östrogen regt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Daher muss man, wenn man noch eine Gebärmutter hat, mit einem Gelbkörperhormon (Gestagen, Progesteron) dagegensteuern. Die Gebärmutterschleimhaut kann sich sonst immer weiter aufbauen und es kann zu Gebärmutterschleimhautkrebs kommen.
Die zugelassenen Präperate (z.B. Gynokadin, Estreva, Lenzetto, Progestan, Utrogest, Famenita, Estramon…) für eine Hormonersatztherapie werden von der Kasse bezahlt!

volle Zustimmung und ich möchte noch mehr Podcasts-Tipps ergänzen:
– Hormongesteuert mit Dr. Schaudig, extrem informativ und sehr fundiert, Dr. Schaudig ist Präsidentin der deutschen GEsellschaft für Menopause
– die Podcastfolgen mit Dr. Schaudig bei “Meno an mich” und auch “Frauenstimmen”

Ich finde die auch deswegen gut, weil sie nicht allen Frauen eine HET empfiehlt, sondern immer über Leidensdruck und individuelle Bedürfnisse spricht.

Hier noch ein paar Podcast Tipps, nicht nur über Menopause, ganz verschiedene Themen mit tollen Frauen:
50 über 50
Menomio
Gyncast
Hallo Wechseljahre!
Fifty fearless fabulous
Crazy sexy Wechseljahre
😊

Ich hatte auch nie Pläne für den Ruhestand und dachte, ich arbeite immer weiter solange es eben geht. Mit dem (nicht mehr ganz) neuen Mann habe ich jetzt einen Plan. In frühestens sechs Jahren kann ich (mit Abschlägen) in Rente gehen, dann ziehen wir nach Süditalien und machen einen kleinen Platz für Camper auf. Die Planung macht richtig Spaß und wir gucken schon immer mal nach Grundstücken, wenn wir in Italien sind. Dann sind wir weg vom deutschen Winter und wir haben was zu tun, das ist wichtig. Ein bisschen Geld verdienen müssen wir sowieso noch, wobei das Leben in Süditalien deutlich günstiger ist als in Deutschland.
Italienisch lernen muss ich natürlich noch, aber das wird schon, so schwierig ist die Sprache ja nicht. Ich hätte mir früher nie vorstellen können, aus Berlin wegzugehen, aber die Atmosphäre in der Stadt empfinde ich zunehmend als unangenehm und gar nicht mehr so offen und frei. Mal davon abgesehen, dass ich mir mit meiner Rente in Berlin nur entweder wohnen oder essen leisten kann…

hm, da ist doch tatsächlich ein Thema aufgetaucht, das nicht nur mich, sondern auch andere interessiert. Da muss ich mich noch selbst sortieren und dann mal langsam aber sicher darüber schreiben.

Warum denken immer alle, daß man ab 65 nichts mehr arbeiten soll? Ich bin jetzt 63 und werde so lange arbeiten wie ich kann. Das ist für mich keine Qual. Im Gegenteil. Ich freue mich, das ich noch etwas leisten kann. Ich kenne so viele ältere Menschen, tut mir leid das jetzt so zu sagen, die verblöden wenn sie in Rente sind.

ach, ich glaube nicht, dass es ums nicht mehr arbeiten geht. Aber vielleicht etwas arbeiten, was man auch wirklich gerne arbeiten möchte? Nicht umsonst machen ja viele etwas Ehrenamtliches.

Für mich ist es ein ganz anderes Leben, meine Zeit mit Reisen und Aufmerksamkeit für Dinge genießen zu können, die es vorher nicht hab, weil die Arbeit Spontanität, Aufmerksamkeit und Kraft (lässt im Alter nach) nur in Teilen möglich machte. Ich hab einige Kollegen, die nach mir in Rente gehen und die am liebsten ewig arbeiten würden, weil ihnen nichts mehr einfällt, dass nichts damit zu tun hat.
Ich hatte über Jahrzehnte nur Theaterferien im Sommer und genieße unendlich, von diesen starren Zeiten frei zu sein. Ich will in diesem Jahr mehr alte und neue Freunde besuchen und kann mich komplett nach ihnen richten. Reisen einteilen, wann es preiswert oder dort schön ist. Die Frage ist auch: will man ein Leben außer dem, was man schon hatte oder ist es das. Wenn es das ist, hat man auch kein Defizit und das ist okay. Für mich ist das das erste Mal überhaupt im Leben echte Freiheit, die Familie und Arbeit nicht geboten hat.
Ich merke erst jetzt, dass mir was offenbar sehr gefehlt hat.

Hallo ihr Lieben!
Ich muss auch meinen Senf dazu geben. Über Lisbeth’s Bericht, dass sie bis zum Alter von 67 voll arbeiten wird, bin ich erschrocken. Ich selbst “durfte” 2019 einen Tag nach meinem 60. Geburtstag in Ruhestand gehen und war heilfroh und dankbar, den Stress hinter mir lassen zu können. Ich war zum Ende meiner beruflichen Laufbahn Rezeptionistin in einer Rehaklinik und für gefühlt jedes Problem, sehr oft alleine, zuständig – natürlich eklatant unterbezahlt für die Verantwortung. Ich kann mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen um 4.45 Uhr aufzustehen für den Frühdienst, bis 22.15 Uhr konzentriert zu arbeiten im Spätdienst inklusive Wochenenden, Weihnachten und alle Feiertage.
Chapeau liebe Lisbeth und alle anderen fleißige Bienen – ihr habt meine größte Hochachtung.

Nelly, das ist doch toll – dann hast du offenbar den richtigen Beruf! Mir geht es (noch) ähnlich – bin 55 und kann absolut nicht nachvollziehen warum Kolleginnen, die gerade mal zwei Jahre älter sind als ich, bereits den Ruhestand planen. Ich bin Lehrerin und liebe meine Arbeit! Andererseits kann ich mir aber auch vorstellen, dass das ganz schnell kippen kann, wenn gesundheitliche Einschränkungen kommen, zum Beispiel. Und wenn man ohnehin eher einen Brotberuf machen muss, der einem nicht besonders gut gefällt, dann ist man sicher auch froh, wenn es irgendwann rum ist. Ich betrachte es wirklich als Geschenk, gern zur Arbeit zu gehen – ich kenne genug Menschen, für die es anders ist.

„Gern arbeiten“ schließt sich für mich übrigens absolut nicht aus mit „Zeit für andere Teile des Lebens“ genießen zu wollen. Vielleicht rührt das Unverständnis in Rente gehen zu wollen, vom Irrglauben aus, dass man seine Arbeit nicht mögen oder krank sein muss. Das wäre natürlich der simpelste Grund, der trotzdem auf sehr viele Leute zutrifft oder dass Arbeit auch wirklich anstrengend sein kann, zu häufige Chefwechsel die Arbeit zu etwas verändern, was man vorher noch gar nicht hatte usw. Ist das wirklich komplett unverständlich?

Aber selbst, wenn man wirklich gern arbeitet, die Kollegen ein Traum sind, kann man sich nach etwas sehnen, was bisher gar nicht erlebt worden ist und das ist, wie das eigene Leben ohne Arbeit aussehen kann. Wer ist man ohne die Bestätigung und Anerkennung oder die sozialen Kontakte auf der Arbeit? Was beginnt zu blühen, was ist man selbst ohne alles, das dir Sicherheit, Routine und Austausch gegeben hat? Es gibt Menschen, die sehnen sich danach, diesen Teil von sich kennenzulernen und blühen zu lassen.

Fakt ist doch, dass auf der Arbeit viel Zeit und auch Energie gebunden ist.
Es gibt viele für mich einleuchtende Gründe, in der Rentenzeit noch zu arbeiten, aber auch viele, das nicht mehr zu tun, jenseits von Krankheit und Langeweile/Überforderung.

Aber vielleicht kommt meine Haltung auch vom völlig anderen Erleben dieser Zeit als von meiner Vorstellung davor. Ich dachte zwar nicht zu verblöden, aber ich hab mir schon Gedanken gemacht, dass mein Leben einseitiger werden könnte.
Daher wünsche ich jedem noch eine gesunde Rentenzeit, dass man das überhaupt mal erleben kann und es nicht hauptsächlich mit Krankheit assoziiert wird.

Meine Mutter hatte nur ein Jahr Rente, dann wurde ihr Mann zum Pflegefall und sie hat ihn jahrelang gepflegt – bis ihr selbst alles schwerfiel. Ich bin glücklich, dass mir das bisher erspart worden ist, aber mir ist klar, dass meine jetzige Situation nicht ewig geht. Ich bin im letzten Viertel meines Lebens – und ich feiere es.

ich denke, es ist genau diese Mischung. Die verbleibende Zeit ist endlich (war sie zwar immer, aber das Ende rückt näher) und es stellt sich die Frage, was man damit anfängt. Es ist sehr beneidenswert, wenn Interessen/Leidenschaft mit der Arbeit zusammenfällt – was aber nicht ausschließt, dass es auch noch andere Interessen gibt, die aus Zeitmangel nicht verfolgt werden oder sich nicht entwickeln können.

Ich denke, dass ein wesentlicher Teil die sozialen Kontakte sind. Die hatte man bei der Arbeit automatisch. Ich muss mich jetzt selbst kümmern und das ist nicht einfach. Ich bin gern allein (Einzelkind…), aber ich habe mir vor einiger Zeit vorgenommen, möglichst jeden Tag mit einer Freundin oder Bekannten zu reden. Oder zumindest zu schreiben. Ich empfand das erst recht anstrengend, aber mittlerweile sehr bereichernd. Hilft auch gegen das “Verblöden”, weil man mit vielen Menschen und deren Ansichten zu tun hat.

Ich bin mit 5 Geschwistern groß geworden, 92m2 Wohnung.
Und bin genau deshalb gerne auch allein.
Ich kenne aus meiner Berufswelt ganz, ganz viele Menschen, habe seit 25 Jahren keine Kolleginnen mehr, Selbständig. Ich AG. Meine Kontakte, die ich will und brauche muß ich mir suchen, finden. Zum hegen und pflegen fehlt mir manchmal die Zeit. Meine Geschwister sind immer erreichbar.

ich bin selbständig, arbeite 50 bis 60 Stunden pro Woche.
Es macht mir Spaß Freude, auch wenn es viel Zeit, auch an Abenden ist.
Mein Mann ist seit über 10 Jahren in Pension, aktiv und interessiert. Er war bis 70 beruflich intensivst tätig.
Ich darf arbeiten, solange ich will. Bin 67 Jahre, fit gesund und möchte noch einige Jahre machen, was ist.
Ich habe keine ausgedehnten Reisewünsche, 4 Wochen in Thailand, Südamerika, Asien,….schauen, wie es sich dort lebt?
Ich bin so glücklich. Meine freie Zeit verbringe ich gern immer wieder in Italien. Sehnsuchtsland. Paesi gibt es dort noch viele zu entdecken.

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