Minimalismus: Das Pareto-Prinzip

„Done is better than perfect.“ (Sheryl Sandberg)

Das Pareto-Prinzips oder auch die 80-20-Regel. Oder auch: man erreicht 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes. Oder auch: viel Kleinvieh macht zwar Mist, aber ein paar Großtiere machen ganz locker deutlich mehr Mist.

Und was lernen wir daraus fürs Leben? Ganz einfach: die Konzentration auf die Dinge, die den meisten Nutzen bringen. Das ist nicht so einfach, denn es bedeutet Mut zur Lücke. Und fällt insbesondere mir schwer, Stichwort protestantische Wurzeln und Arbeitsethos.

Warnung! Das Pareto-Prinzip ist keine Ausrede, eine Arbeit nicht zu Ende zu bringen oder schlampig zu erledigen. Das ist dann schlicht Faulheit. Es geht vielmehr darum, die vorhandenen Ressourcen effektiv zu nutzen, Aufgaben genau zu überdenken und Überflüssiges einfach mal wegzulassen.

Beispiel: Kleiderschrank ausmisten. Seien wir ehrlich: 80% der Zeit trägt man 20% der Kleidung. Bei mir ist das verschoben (80% Zeit, 75% Kleidung), aber es gibt immer noch Dinge, die ich ANDAUERND trage und andere eben… zu besonderen Gelegenheiten. Also nie. Hm, fast nie. Was mache ich jetzt damit? Nichts. Denn ich könnte zwar Stunden und Tage damit verbringen, bei einzelnen Kleidungsstücken zu entscheiden, ob ich die jetzt wirklich brauche oder nicht. Aber mein Kleiderschrank ist eher leer. Also wozu meine Zeit verschwenden, wenn ich in der Zeit ein Buch lesen kann oder meine Freundin treffen?

Man muss Aufgaben oder Dinge nicht unbedingt perfekt erledigen, gut reicht meistens aus.

Richtig interessant wird es, wenn man dieses Prinzip auf den Alltag überträgt. Ich habe immer zu wenig Zeit (oder zu viele Interessen). Da hilft es, schlicht aufzuschreiben, was alles an Aufgaben ansteht. Von Kindern über Job, Mann, Freundin, Blog, Sport, Lesen, Schlafen usw usw

Was hat welche Priorität? Was braucht wieviel Zeit? Tja, und dann heißt es aussortieren bzw. reduzieren.

Der schöne Effekt: man weiß auf einmal, was wichtig ist und kann es fokussiert und schnell erledigen. Denn im Hinterkopf schwirrt nicht mehr “ich müsste eigentlich noch..:” herum. Ich habe festgestellt: ja, ich habe genug Zeit für alle Dinge, die mir wichtig sind. Und alles andere kann ich zu einem anderen Zeitpunkt oder auch gar nicht machen.

Was meint Ihr zu diesem Denkansatz?

12 Kommentare

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Ich nehme mir zunehmend Zeit und reduziere ganze Bereiche. Mich interessiert und reizt so viel, viel davon muss ich ohnehin abwählen. Den tägliche Zeitaufwand mal zu bedenken ist hilfreich für mich.

Mein System sind das Superbuch und das Inspirationsbuch.

Das Superbuch ist eine Managementtechnik der Alltagsaufgaben. Sie hilft dem Hirn, zu entspannen und nicht alles im Kopf behalten zu müssen.
Es funktioniert so: man kauft sich ein wirklich wunderschönes Ringbuch, das man auch gern benutzt, macht vor jeder Aufgabe, die man erledigen will, einen Kringel und trägt alles ein, privat, dienstlich, völlig egal, ich hab eins auf der Arbeit und eins zu Hause. Liegt immer in Griffweite.
Ist es erledigt, streicht man das Kringel durch. Ist die Seite voll, überträgt man die noch offenen Kringel auf die nächste Seite. Hat man sie ein- oder zweimal mitgetragen und nicht gemacht, lässt man den Punkt wieder fallen, weil er nicht so wichtig gefunden wird.

Ins Inspirationsbuch kommen kreative Ideen, die ich mal machen will. Ich nehme mir für jede Idee eine Seite, auch wenn da erstmal nur ein Wort und paar Begriffe, die es für mich in Beziehung setzen, stehen. Sowas mache ich oft schubweise. Irgendwann, kann aber auch gleich sein, kommt eine Welle und ich häng mich mit Haut und Haaren rein. Alles andere lasse ich vorbei ziehen. Viele Sachen hab ich nie weiter verfolgt, es ging nicht über Aufmerksamkeit und ein Grundinteresse hinaus, jedenfalls bis jetzt, die anderen richtig. Aber ich kann sofort auf Grundlagen zurück greifen, die ich mal hatte.

Ich versuche, den Haushalt immer besser zu machen, vor allem aus mentalen Gründen. Ich würde gern das Gefühl, dass ich mein unmittelbares Umfeld leicht und zeitunaufwendig pflegen kann, mehr spüren. Ich kann mich damit erden, was bei einem so luftigem Geist zu tiefem Wohlbefinden führt. Interessanterweise eher das Tun als das Ergebnis. Ich bin zwar hinterher auch stolz auf das Ergebnis, der eigentliche Effekt war aber, den Dreck, die negativen Einflüsse, wieder verschwinden zu lassen. Sie kommen zwar wieder, aber sie stapeln sich nicht.
Ich sitze manchmal einfach so da und fühle mich glücklich. Bin dankbar für für meine Lieben, für das, was klappte, bin dankbar für (dauernde) Schmerzfreiheit. Alles ist in Balance und im Lot.

Was ich brauche, ist diese Zeit zum Nichtstun, zum Fühlen meiner Selbst, zum Durchatmen. Die Außenwelt brüllt oft so laut und permanent, die eigene Stimme ist so leise und auch nicht immer da. Im Flow mich begeisternder Interessen fühle ich mich zwar auch lebendig und wohl, aber ich brauche den anderen Pol immer mehr und dafür räume ich mir Zeit frei.
Ich bin vermutlich der Typ für dieses Spannungsfeld. Dazwischen bin ich nicht glücklich, wenn eine Seite zu dominant wird, auch nicht. Jedenfalls jetzt in dieser Lebensphase.

Ich habe heute früh auch gedacht: Iridia möchte ich gern persönlich kennenlernen. Wenn ich nicht mehr mit roter Schnupfennase rumlaufe und wieder halbwegs klar denken kann. Ein luftiger Geist bin ich auch – wir würden uns verstehen.

Vielen Dank, das freut mich riesig. 🙂

ich mag den Blog und die Leserinnen hier auch besonders gern. Das ist sehr wertvoll. Ich lese selber gern mal paar zusammenhängende Gedanken und andere Blickwinkel, gebe meine Gedanken dazu gern zurück und lese auch immer extrem interessiert, was die anderen hier denken.

Vielleicht finden wir tatsächlich mal ein Format, das erweitern könnte. Ich würde von euch auch viel mehr lesen wollen.

Ich habe ein Notizbuch für alles, aber ich ärgere mich immer, wenn ich ein neues Buch anfange und Ideen etc dann “weg” sind. Ich glaube, ich werde auch mal in zwei Bücher wie du unterteilen. Und zwei Superbücher für privaten Kram und Beruf.

Das ist übrigens auch, was ich an Minimalismus mag. Je weniger Zeug ich drumherum habe, desto weniger Arbeit – und mehr Zeit für mich. Ich mag nicht Sklave meiner Besitztümer sein. Wobei ich noch ein neues Projekt habe: die Hinterlassenschaftskiste. Mein ganz privater Kram, der nur für mich interessant ist, in einer Kiste. Und wenn ich morgen tot umfalle, können meine Töchter sie wegwerfen oder darin stöbern. Ich arbeite noch daran

Danke, Iridia! Deine Gedanken inspirieren mich, bessere Gedanken zuzulassen. Leider bin ich nicht so oft dankbar für die Sachen im Leben, die ich schon geschafft habe – sollte ich aber! Es ist toll, gesund und Herr seiner Gedanken und Taten zu sein! Auch für den Frieden, die Möglichkeit, seine Gedanken frei sagen zu dürfen, Essen und Arbeit sollte man dankbar sein. Ich wünsche allen ein tolles und besinnliches Wochenende!

Das Paretoprinzip auf den Alltag zu übertragen ist eine gute Idee, weil genau die 20 % eigentlich der Teil sind, an denen ich immer hängen bleibe, wenn ich Prios setze: Der Kuchen fürs Schulfest, den ich nicht backe, ist ein gutes Beispiel. Mir fällt es nicht schwer zu filtern, was rausfällt und zu entscheiden, dass es der Kuchen ist. Aber mir fällt es schon schwer, das zu akzeptieren, weil ich die Erwartung an mich selbst habe,.eben alles zu machen. Ich glaub, mit dem Pareto-Kleinvieh-Gedanken werd ich da zufriedener mir selbst gegenüber. Probier ich mal aus.
Die Kleinviehmetapher ist übrigens super. 🙂

Liebe Irit, interessantes Thema/Ansatz ! Ich lese deinen Blog sehr gerne, auch schon zu den fabforties-Zeiten: tolle Beiträge und tolle Leserinnen/Kommentare; auch ich freue mich immer sehr, wenn ich von Iridia was entdecke, ich mag ihre klugen und tiefsinnigen Beiträge und würde auch gerne mehr von ihr lesen/erfahren !

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