Minimalismus: weniger arbeiten

Eine Folge des Minimalismus: weniger einkaufen, nachhaltiger denken. Denn nur verschenken oder wegwerfen ist ein bisschen kurz gedacht. Die Folgen sind zwangsläufig: mehr Platz, mehr Zeit und es bleibt mehr Geld übrig. Da könnte man doch eigentlich…. weniger arbeiten?

Ja, das kann man. Ich hatte mal über meine App für die Ausgaben berichtet und das in Kombination mit bewusst weniger Konsum (außer Beauty natürlich…) macht schon einen deutlichen Unterschied. Und wenn man weniger Geld ausgibt, hat man zwei Möglichkeiten. Erstens das Tagesgeldkonto, Aktiendepot etc aufstocken. Oder die Arbeitszeit reduzieren und sich stattdessen den schönen Dingen im Leben wie Freunde, lesen, Yoga, Reisen und so weiter und so weiter widmen.

Man könnte.

Das gilt aber nur für den Fall, dass die Arbeit ein notwendiges Übel für die Deckung der Lebenshaltungskosten ist.

Ich liebe meine Arbeit. Natürlich nicht jeden Tag heiß und innig (das wäre auch etwas merkwürdig) und oft genug meckere ich herum. Aber unterm Strich gehe ich jeden Tag gerne ins Büro, finde meine Aufgaben spannend und mag den Austausch mit den Kollegen.

Damit könnte dieser Post beendet sein. Ist er aber nicht, denn ich merke schon, dass ich älter werde. Ich finde manches anstrengend oder auch ermüdend, was ich früher ganz mühelos erledigt habe. Vielleicht habe ich manche Dinge im Konzern auch schon zu oft gesehen und erlebt und bin an einigen Stellen ein wenig desillusioniert.

Manchmal denke ich darüber nach, ob drei oder vier Tage die Woche nicht auch genügend Geld für die Familie einbringt und mir ein entspannteres Leben ermöglicht. Mal sehen, was die Zukunft so bringt. Ich bin mir auch nicht sicher, was dann wirklich entspannt ist.

Wie haltet ihr es mit der Arbeit? Beruf oder Berufung? Ändert sich etwas mit zunehmenden Jahren? Ich glaube, die eine oder andere Leserin hatte in der Vergangenheit über einen Berufswechsel geschrieben. Das habe ich zwar nicht vor, aber es interessiert mich.

12 Kommentare

Hallo liebe Irit,

ich war mal “nur” Haufrau und Mutter, für ganze 19 Jahre! Mit 49 Jahren habe ich mir dann einen Job gesucht und auch gefunden, in der Medizintechnik für halbe Tage. Der Job war erst befristet, man hat mich dann gefragt ob ich nicht bleiben möchte für ganztags. Bei uns gibt es eine 36,5 Stundenwoche, die meisten machen wenn möglich Freitags um 11.30 Feierabend. Ich habe mit meiner Chefin eine 32 Stunden Woche vereinbart, verteilt auf vier Tage und habe Freitags immer frei. Das ist absolute spitze!! Möchte ich nicht mehr ändern müssen. Du glaubst nicht wie viele Kollegen mich darum beneiden.

Viele Grüße
Silvia

Ich finde deine Überlegungen sehr spannend. Ich bin seit vielen Jahren freiberuflich selbstständig. Auch ich liebe meinen Beruf, genau wie du es beschreibst nicht immer, und ja, manchmal lässt mich die Routine und die sich ähnelnden Sachverhalte , wenn ich nicht aufpasse oder schon sehr angestrengt bin, etwas genervt reagieren. Ich habe mir überlegt, was genau ich aus meinem Tätigkeitsfeld auf Mitarbeiter deligieren könnte ( und möchte), und erste Schritte in die Richtung getan, und die qualifizierteste vor ein paar Wochen zu Lehrgängen und Fortbildungen geschickt. Vorher habe ich mit ihr besprochen, wo ich hinwill. Jetzt finden wöchentlich 1 mal kl. Teambesprechungen statt in denen konkret Veränderungen besprochen werden. Zusätzlich habe ich die EDV, Vernetzungen, scannen etc aktualisiert. Sobald die Urlaubszeit zu Ende ist, sollen alle in Ihre konkreten Aufgaben eingewiesen werden. Ich hoffe, das schaukelt sich dann gut und zügig ein. Ich verspreche mir davon mehr freie Zeit, um zum einen über beruflich diffizilere Sachverhalte mit mehr Ruhe nachdenken zu können, aber auch und vor allem weniger im Büro zu sein, sondern zu hause, Garten, hobbi. Ich rede hier nicht von Wochen oder gar mehr freier Zeit, sondern von regelmäßigeren zeitlichen Ressourcen von bspw. Einem Nachmittag in der Woche, und dass die Wochenenden frei, d..h ohne Arbeit stattfinden.
Manchmal überlege ich mir, ein Kaffee mit wenigen ausgesuchten Kuchen zu eröffnen. Den müsste ich allerdings dazukaufen, denn backen gehört nicht zu meinen Stärken. Aber laufen müsste das, kaffe und Kuchen gehen immer. Wie das Kaffee und die Kuchen aussehen sollten kann ich mir schon ziemlich konkret vorstellen, wer weiß….

Ich war auch 18 Jahre *wink zu Silvia* “nur” Hausfrau + Mutter,…..mit 49 (nach der Trennung von meinem Mann) startete ich dann wieder im Beruf. Erst 100%,….seit einigen Jahren goenne ich mir den Luxus einer 75% Stelle…und ueberlege derzeit, ob ich noch etwas reduziere solle…..
Ich merke im Alter, dass Zeit fuer mich (und meinen neuen Mann *wink zu irit* ) wichtiger ist als Geld……, und ich auch nicht mehr so viel brauche, ….dass ich genuegsamer geworden bin.

Ja, das Gefühl kenne ich gut, und die Frage, ob nicht weniger (Arbeit) mehr (Lebensqualität) ist.
Für mich ein klares Ja, ich arbeite gern, spüre aber auch immer öfter mein durch die Arbeit aufgezehrtes Energielevel.
Früher hat mir das nichts ausgemacht, kurze Pause und weiter ging es, Arbeit, Kinder, Haus usw. usw. Inzwischen bin ich 61 und arbeite immer noch, seit einem Jahr allerdings nur noch 2 Tage in der Woche plus Urlaubsvertretungen, das gefällt mir gut und in meinem Job kann ich allein entscheiden, ob ich in vier Jahren in Rente gehe oder noch ein bisschen dranhänge.
Natürlich habe ich jetzt auch etwas weniger Geld, aber ich brauche auch nicht mehr so viel, Marie Kondo (und Deine Posts zum Thema Minimalismus) lassen grüssen. Und für die Dinge, die mich wirklich interessieren, reicht es allemal.

Ich hatte das Glück, meinen Traumberuf ergriffen zu haben und genau wie du habe ich meine Arbeit immer gern getan. In letzter Zeit nicht mehr so gern, das liegt teilweise an der von dir beschriebenen “Altersermüdung”‘, vor allem aber an ungünstiger gewordenen Rahmenbedingungen.
Mit der Absicht, ein wenig mehr Zeit für mich zu haben, arbeite ich seit Mai – probehalber für 1 Jahr – anstatt der üblichen 40 Stunden “nur” 36. Ich hatte mir erhofft, einfach nachmittags eher zu beenden um privaten Dingen nachgehen zu können. Das Ergebnis derzeit ist aber, dass ich meistens nicht eher aus dem Büro komme, sondern nur mehr Überstunden anhäufe. Das Arbeitspensum hat sich ja nicht verändert und jemand anderer ergänzt die Zeit, die ich reduziere, auch nicht. Trotzdem finde ich die Option – ich muss nicht – sehr angenehm. Für die Überstunden nehme ich nun eben ganze Tage frei, so hatte ich zwar nicht geplant, ist aber auch nett. Ob ich nach dem Jahr weiter weniger arbeite, weiß ich noch nicht, tendiere aber sehr dazu.

Hallo Irit,
ich habe meinen Traumberuf, den, den ich eigentlich immer wollte, dafür habe ich mit Ende 30 nochmal eine neue Ausbildung gemacht, die beste Entscheidung meines Lebens 😉
Allerdings merke ich nun, nach 6 Jahren im neuen Beruf, dass auch mir das Älterwerden insofern zusetzt, dass ich nicht mehr die Energielevel einer 30jährigen habe. Zudem arbeite ich in einem physisch und psychisch für mich sehr anstrengenden Bereich. Nichtsdestotrotz liebe ich meinen Job, habe den Luxus freitags nicht zu arbeiten und spiele ernsthaft mit dem Gedanken der Selbständigkeit, einfach um mir noch einen Traum zu erfüllen und ganz nach meinen Bedingungen arbeiten zu können, außerdem ist meine Tochter soweit aus dem Gröbsten heraus. Ich freue mich auf die Zukunft, und was sie bringen wird.

Seit zwei Jahren beschäftige ich nun mit Minimalismus. Nachdem ich meinen Konsum deutlich eingeschränkt habe und es mir dennoch an nichts mangelt, war für mich die nächste Konsequenz, dass ich meine Arbeitszeit reduziere. Seit dem 1.6. diesen Jahres arbeite ich 32 Stunden die Woche, habe Freitags frei und fühle mich reicher als vorher! Ich bin Zeitmillionärin und liebe es!

Ich arbeite auch seit 6 Jahren nur noch 4 Tage und freitags nicht mehr und hab seitdem wieder ein selbstbestimmtes Leben. Ich hab ohnehin alles, was ich brauche, um glücklich zu sein. Meine Lebenszeit und das, was ich darin anfangen kann, ist allerdings begrenzt und die meiste Zeit leider schon vorbei. Ich brauche mehr Zeit für mich, zum Regenerieren, ich will nicht mehr so auf Autopilot leben, sondern bewusst Dinge anpassen, die sich jetzt richtig anfühlen. Dafür hatte ich vorher weder die Zeit, noch die Aufmerksamkeit. Und wofür – für Sachen, die mir nicht so viel bedeuten wie ein Besuch bei der Freundin, das Annähern an meine Mutter doch noch in ihren späten Jahren und auch mehr Gelassenheit im täglichen Leben. Ich komme dem, was ich mir als bessere Version von mir empfinde, immer näher, eine gewisse Verbissenheit verschwindet, weil ich endlich nicht mehr alles nur unter Strom mache. Früher noch okay, heute nicht mehr.

In der heutigen Zeit, geprägt von Hektik und Terminen, ständig mit Blick auf die Uhr, ist Zeit , freie Zeit , ein Luxusgut. Für mich auf jeden Fall. Ich bin jetzt 41 Jahre alt, habe eine 11-jährige Tochter und habe , bis vor 3 Jahren, in Vollzeit gearbeitet . Mein Mann hat studiert, als die Kleine auf die Welt kam, somit habe ich für die Familie gesorgt, was meine freie Entscheidung war. Als mein Mann festen Fuß auf dem Arbeitsmarkt gefasst hat , habe ich mein Arbeitspensum reduziert. Es waren zuerst 36, dann 33, 30 und heute arbeite ich nur 27 Std/Woche; habe 2 Tage in der Woche frei ! ( ok, muss jeden 2. Samstag paar Std arbeiten). Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt , dass ich nicht mehr so viel schaffe , wie früher , bzw. brauche ich immer mehr Zeit , um die gleichen Aufgaben im Haushalt zu erledigen.
Dann kam der Gedanke, weniger zu arbeiten. Natürlich habe ich mir das gründlich überlegt : weniger Arbeit= weniger Geld. Hier kommt, auch von Dir beschriebener Minimalismus ins Spiel 🙂
Brauche ich jeden Monat ein paar neue Schuhe oder ein anderes neues Kleidungsstück ? Muss ich 3 Mal in der Woche auswärts Kaffee trinken ? Eins zum anderen und schnell hat man das Geld eingespart , wofür man sonst einen Tag gearbeitet hätte. Ich muss mich jetzt in der Woche nicht mehr hetzten, damit der Haushalt erledigt ist . Ich gehe an meinen freien Tagen lange spazieren und was soll ich sagen – mir geht es gut . Ich führe ein Luxusleben ! ?

Auch ich hatte mit Anfang, Mitte 50 nur mehr drei, vier Arbeitstage pro Woche angepeilt, um wieder mehr Zeit und Muße für Schönes zu haben … dass mein Partner – bis dahin auch im Job – krankheitsbedingt seit Jahren “ausfällt”, war nicht eingeplant – aber das Leben ist nicht immer nur ein Wunschkonzert 😉 ! Somit blieb es weiter bei sechs Tagen in der Woche … und auch wenn manches am/im Job nicht immer Spaß macht – Stichwort Desillusionierung (einiges hat man definitiv ein paar Mal zu oft gehört oder erlebt) und generell veränderte Rahmenbedingungen – bin ich happy, das einerseits noch immer zu schaffen, und andererseits ganz besonders, damit auch Behandlungen ergänzend zur Krankenkassen-Medizin zu ermöglichen.

Dass man “ab einem gewissen Alter” sowieso nicht mehr glaubt, alles haben zu müssen, um glücklich zu sein oder “mithalten” zu können, trägt für mich aber ganz wesentlich zu einer gewissen Entspannung bei 🙂 …

Spannendes Thema und so viele verschiedene Lebensläufe und spannende Antworten von euch.

Aber insgesamt ist der Luxus wohl Zeit anstatt Geld, das kommt bei mir auch immer mehr durch. Der wahre Minimalismus und der Schlüssel zum Glück?

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