Zusammenwohnen… besonders im Alter

Wie fast jeden Sonntag habe ich heute mit meiner Mutter telefoniert und sie erzählte mir eine kurze Episode, bei der ich zunächst lauthals lachen musste und dann aber doch ins Nachdenken kam.

Sie traf kürzlich im Schwimmbad (auch mit 74 geht meine Mutter noch sehr viel schwimmen, liegt wohl in der Familie) eine alte Bekannte, man unterhielt sich über dies und das und schließlich meinte die Bekannte, sie hätte letzten Monat auch goldene Hochzeit gehabt. Meine Mutter gratulierte, man redete noch ein wenig weiter und schließlich fragte meine Mutter, ob der Ehemann denn auch mit im Schwimmbad wäre. Darauf die Bekannte “freudestrahlend” (wörtliches Zitat!): nein, der ist doch schon von 10 Monaten gestorben.

Wow.

Sie erzählte dann, dass sie jetzt ein richtig schönes Leben hat und neben den fehlenden kleinen Ärgernissen des Alltags (schmutzige Badezimmer und Toiletten, ungemachte Betten, Geschirr auf der Arbeitsplatte statt in der Spülmaschine, Haufen von allem möglichen quer in der Wohnung verteilt und so weiter und so weiter) einfach mal machen kann, was und wann sie will.

Letzteres kann ich nicht verstehen, wenn man nicht gerade kleine Kinder hat, sollte man in einer Beziehung schon seine Eigenständigkeit bewahren und Dinge tun und lassen, wie man will. Ok, im kompromissfähigen Rahmen (der bei mir ziemlich weit gesteckt ist).

Ersteres kann ich irgendwie schon nachvollziehen… ich bin eher ein Ordnungsfanatiker und die Haufen, die Mann und Kinder beständig hinterlassen, sind regelmäßig Anlass zu Wutausbrüchen meinerseits. Und es ist schon schön, wenn man die Wohnung betritt und es sieht noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, an dem man sie verlassen hat. Aber das sind doch Kleinigkeiten im Vergleich zu gemeinsamen Sonntagmorgen-Frühstücken, Abendessen mit viel Gelächter, einem Wein auf dem Balkon mit meinem Mann und Kindern, die einfach mal vorbeikommen, einen umarmen und versichern, wie lieb sie mich haben.