Soziale Kontakte

In letzter Zeit boomen die Themen rund ums gesunde Älter werden, neudeutsch auch Longevity genannt. Es gibt diverse Bücher, Podcasts und Artikel in Zeitschriften. Wie in den letzten Wochen gesehen, interessiert mich das Thema auch – allerdings bin ich der Meinung, dass man es nicht übertreiben sollte. Wer nur noch über Gesundheit nachdenkt und sein Leben strikt daran ausrichtet, verpasst womöglich schlicht das Leben. Ich bin da eher entspannt unterwegs. Soll doch jede so leben, trainieren und Nahrungsergänzung oder Medikamente nehmen, wie es jeweils passt.

Über den wichtigsten Faktor haben wir allerdings noch nicht gesprochen und der ist tatsächlich ausgesprochen gut belegt: soziale Kontakte.

Im Jahr 1938 wurde die Grant-Studi gestartet (Link zu Wikipedia). Die Forscher haben damals 268 Harvardstudenten ausgewählt – Frauen waren nicht dabei mangels Masse in Harvard – und sie lebenslang mit Fragebögen und medizinischen Untersuchungen begleitet. Über die Jahre kamen die Frauen und Kinder der Probanden hinzu. Übrigens gehörte auch John F. Kennedy zu den 268 Teilnehmern.

Die wohl erstaunlichste Erkenntnisse aus dieser Langzeitstudie: der wichtigste Faktor, mit dem sich vorhersagen lässt, ob jemand gesund altern wird, ist weder die Muskelmasse noch Blutwerte oder ähnliches. Auch Übergewicht, Zigaretten und Alkohol haben einen geringeren Faktor als… soziale Kontakte.

Oder um genauer zu sein: die Zufriedenheit mit den Kontakten, der Bindung und den Beziehungen im Leben. Das muss nicht unbedingt der Lebenspartner sein, sondern auch weitere Familienmitglieder und Freunde. Oder von mir kurz und laienhaft formuliert: wer andere Menschen mag und eine Verbindung gleich welcher Natur mit ihnen eingeht – lebt gesünder und länger.

Das fand ich ganz erstaunlich.

Und auch naheliegend: ich kenne niemanden, der einsam glücklich ist. Einsamkeit scheint ja auch die neue Seuche zu sein, ich habe in letzter Zeit viele Schlagzeilen dazu gelesen.

Ich habe daraufhin erstmal wieder den einen oder anderen Kontakt etwas intensiviert. Als Einzelkind fand ich allein sein nie schlimm, im Gegenteil. Ich brauche diese Zeiten ganz allein für mich. Ich habe aber auch festgestellt, dass ich es nicht übertreiben sollte. Es gibt einige Menschen, die mir wichtig sind und das kann man sie ab und an mal wissen lassen.

Wie seht ihr das Thema?

12 Kommentare

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Ich mag Menschen sehr. Ich mag soziale Kontakte sehr, aber ich war schon immer Einzelgängerin. Ich hatte immer eine “beste Freundin” aber mein Papa war bei der Army. Entweder sind wir, oder meine Freunde alle drei Jahre umgezogen. Mit einigen war ich länger in Kontakt, aber das verflog alles über die Jahre weil mein Mann und ich auch sehr viel umgezogen sind.
Mein Mann ist sehr kontaktfreudig, aber obwohl ich Menschen mag, BRAUCH ich sie nicht (ausser meiner Familie versteht sich). Ich spreche Menschen im Supermarkt an, beim Gym, Unterwegs halt. Aber, der nächste Schritt ist schwierig.
Ich hatte hier eine Nachbarin mit der ich mit sehr gut verstanden habe. Ich empfand sie als “Freundin”, sie sagte mit aber mal ich sei “nur” ihre Nachbarin. Dann ist sie weggezogen, und das wars.
Ich wüsste ganz ehrlich auch gar nicht WO ich Freunde finden sollte! Im Gym sind absolut keine Frauen in meinem Alter. Ich habe auf der Post eine Frau angesprochen die zufällig aus Mannheim ist. Wir haben uns zum Kaffee getroffen was ja ganz nett war, aber ich zweifle ob daraus wirklich Freundschaft wird.
Diese Studien sehe ich auch immer wieder mal und denke darüber nach wie ich mein soziales “ich” verbessern kann. Ich wüsste aber überhaupt nicht wie/wo.

Meine Freunde nach Corona sind langsamer als ich wieder kontaktfreudig gewesen. Pärchen brauchen soziale Kontakte halt weniger, ich als Single hatte gerade 7 Monate allein daheim hinter mir und riesigen Nachholbedarf. Die Rettung waren Websites/Apps wie Spontacts (auch als Gemeinsam Erleben bekannt) und Meet5. Ich nutze Spontacts und habe mir in den letzten Jahren einen wunderbaren neuen zusätzlichen Freundeskreis aufbauen können mit Leuten, die die gleichen Interessen wie ich haben. Wir machen regelmässig gemeinsame Wochenendtrips, gehen frühstücken oder Abendessen, gehen auch mal abends zusammen aus, machen viele kulturelle Dinge zusammen und probieren neues zusammen aus. Die Gruppe ist jünger als ich und ich fühle mich wieder so lebendig. Tiefe Gespräche sowie gegenseitige Hilfe sind selbstverständlich mit dabei. Mein persönlicher Sechser im Lotto. Natürlich sehe ich meine alten Freunde auch regelmässig, aber die brauchen das weniger oft wie ich und so freue ich mich dass meine Freundeskreis Zuwachs bekommen hat und ich immer was unternehmen kann.

Hallo Aim
Ich bin jetzt 2 Jahre Single, die früheren Kontakte (als Paar) sind leider weggebrochen.

Meine Frage „Hast Du positive Erfahrungen mit Meet 5 gemacht“
Könntest Du es empfehlen.

Bin 71 Jahre jung.

Danke schon mal für Deine Antwort

LG
Herta-Anna

Ich empfehle Dir probiere es aus. Es gibt so viele verschiedenen Angebote (Wandern, Kaffee trinken gehen, Kultur….alles was das Herz begehrt). Auch mit 71 kann man neue Leute kennenlernen 🙂 und schöne Sachen erleben. Meet5 ist eh etwas älter im Altersdurchschnitt als Spontacts/Gemeinsam erleben das passt also gut. Und versuche ruhig 2-3 verschiedene angebotene Aktivitäten bevor Du ein Urteil fällst. Du kommst raus, hast soziale Kontakte machst was Dir Spass macht….ich würde sagen dass ist doch ein toller Ansporn es auszuprobieren 🙂 Viel Spass und Erfolg dabei.

Das Lustige ist, dass der positive Effekt sogar eintritt, wenn man nur oberflächliche soziale Kontakte hat, sprich, sich gerne mal mit fremden Menschen unterhält, auch durchaus nur kurz im Zug /Flugzeug oder an der Supermarktkasse. Das hat eine Studie ergeben. Ich glaube, das liegt daran, dass die Verbundenheit auch mit Fremden, dass man sich quasi vergewissert, dass wir alle zusammengehören, beruhigt.

Das stimmt total, wenn man selber offen ist merkt man, dass das auch dem Gegenüber gut tut. Auch wenn es nur fünf Minuten sind! Aber natürlich habe ich auch Tage, an denen ich mit niemand Fremden kommunizieren will :-))
Hast du vl den Namen der Studie, würde mich sehr interessieren!
liebe Grüße
Elisabeth aus Wien

Ich mag tiefe Gespräche und nehme jetzt viele Gelegenheiten wahr, zu alten Freundinnen und brandneuen Bekannten oder sympathischen Familienmitgliedern zu reisen. Dann diskutieren wir die Nacht fast durch und haben unsere Beziehung wiederbelebt. Es ist immer toll und ich finde viele neue Blickwinkel, Vergessenes wird wieder hochgeholt und ich denke lange darüber nach. Ich schließe auch schnell neue, intensive Kontakte. Das Geheimnis war, es einfach zu machen und nicht auf den besten Zeitpunkt zu warten. Ich nutze die erste Möglichkeit und mache das möglich.
Es ist tatsächlich viel leichter, seit ich dafür einerseits jetzt Zeit, vor allem aber volle Aufmerksamkeit habe.

Das ist wirklich ein interessantes Thema. Ich fühle mich manchmal oft einsam. Obwohl ich einen festen Partner seit 30 Jahren habe. Wir arbeiten auch seit 15 Jahren zusammen in unserem Geschäft. Haben viele Kunden da es ein Ladengeschäft ist. Vielleicht ist aber der Grund, daß mir der Austausch mit Arbeitskollegen fehlt, zusammen abends noch was trinken gehen. Quatschen. Andere Leute kennenlernen.
Als Pärchen, unsere Freunde sind auch alle Pärchen, geht man immer zusammen weg. Kaum Möglichkeiten jemand neues kennenzulernen.

Ich freue mich immer auf die Treffen mit der Berlin-Gruppe. Wir sind zu dritt. Wir treffen uns in Restaurants und haben uns auch gegenseitig besucht. Inzwischen vertrauen wir uns auch Familiäres an. Das sind sehr schöne Abende, die ich genieße. Ich habe anregende Tipps bekommen, die ich umsetze. Habe angefangen, Berlin wie ein Tourist zu durchstreifen. Etwas, wozu mir in den letzen Jahrzehnten die Kraft fehlte.
Freue mich schon auf unser nächstes Treffen.

Wenn ich mir eure Kommentare durchlese, ist es genau wie überall im Leben: alle sind irgendwie unterschiedlich.

Ich finde, man sollte einfach so leben, wie es richtig gut gefällt und alles andere – nach Möglichkeit – ändern. Von den oben erwähnten Apps hatte ich vorher noch nie gehört, finde ich echt gut.

Es ist auch schwierig, eine Freundin oder Freundinnen zu finden, oft einfach ein Zufall.

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