Eine persönliche Sache – erster Teil

Wie ihr alle wisst gehöre ich nicht zu den zartgliederig gebauten Frauen. Eher das Gegenteil. Oder um es offen zu sagen: ich habe seit gut dreißig Jahren Adipositas gemäß der medizinischen Definition, also ein BMI von über 30 bzw. bei meiner Größe ein Gewicht von mehr als 87 kg.

Ich fand das nicht toll, da ich aber keine gesundheitlichen Probleme hatte und ich mich mit mir meistenteils wohlgefühlt habe – war es eben so. Ich war nie ein Kind von Traurigkeit, war schon immer selbstbewusst und konnte mich auch nie über mangelndes Interesse der männlichen Bevölkerung beklagen. Natürlich habe ich im Lauf der Jahre diverse Anläufe gestartet, das Thema in den Griff zu bekommen. Als Jugendliche und junge Frau war ich nicht dünn, aber eben normalgewichtig. Das hatte mir schon besser gefallen.

Ich vermute mal, dass einigen von euch die folgende Versuchsreihe sehr bekannt vorkommt: Weight Watchers, Low Fat, Low Carb, Almased, Intervallfasten, Akupunkturfasten und den Rest habe ich verdrängt. Es gab natürlich nicht nur einen Versuch, sondern meist mehrere.

Erfolgsquote: Null.

Ja, natürlich habe ich im Lauf der Jahre dann etwas abgenommen – um dann später wieder zuzunehmen.

Richtig viel abgenommen habe ich nach der Trennung von meinem Exmann 2014. Stressesser bin ich also nicht, im Gegenteil. Wenn ich richtigen Stress habe, bekomme ich meist eine Magenschleimhautentzündung (erstmalig anlässlich der Abiturklausuren) und mir ist andauernd schlecht. In den Jahren danach habe ich wieder etwas zugelegt, aber so um die zehn Kilo blieben weg. Was leider keine Problemlösung war, denn der BMI lag immer noch bei 32.

Im November 2022 wurden die gesundheitlichen Probleme größer, in meinem Fall ein prädiabetischer Blutzuckerspiegel (ich bin familiär von beiden Seiten vorbelastet), mein Blutdruck war auch nicht mehr wie mein ganzes Leben lang niedrig, sondern eher so normal-hoch und meine Knie meckerten.

Es wird ja immer gerne über gesunde Dicke gesprochen. Natürlich gibt es die – genau wie gesunde Raucher und Trinker. In jüngeren Jahren stimmt das auch durchaus, aber die Zeitbombe schlummert. Und insbesondere bei Frauen und dem wechseljahresbedingten Östrogenabfall sieht es dann um die 60 nicht mehr so toll aus. Das Risiko zu erkranken steigt im Lauf des übergewichtigen Lebens immer weiter an. Dazu gibt es diverse Studien, u.a. diese hier mit 90.000 Frauen über einen Verlauf von 30 Jahren.

Welche Risiken bzw. Krankheiten sind das? Ein bunter Strauß, ganz oben stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Schlaganfall, Herzinfarkt), gefolgt von Diabetes Typ 2 (aka Alterszucker), Bluthochdruck, Fettleber, diverse Krebsarten (Dickdarm, Brust, Leber), Gelenkschäden (Arthrose) und so weiter und so weiter. Und: mit Adipositas lebt man kürzer. Bei einem BMI über 40 reden wir da von zwölf Jahren.

Wie ihr gerade schon merkt habe ich damals angefangen, mich intensiver mit dem Thema zu befassen. Zu meinem Erstaunen habe ich festgestellt, dass Adipositas seit Juli 2020 in Deutschland als chronische Erkrankung anerkannt ist. Noch erstaunter war ich angesichts der Zahlen: mehr als die Hälfte der Deutschen sind übergewichtig, darin enthalten ein Fünftel der Bevölkerung mit Adipositas (siehe hier).

Als erstes habe ich dann mal geschaut, was denn Medizin und Forschung zum Abnehmen, erfolgsversprechenden Strategie und so weiter sagen. Das Ergebnis war ernüchternd. Zum Normalgewicht kommt man mit Adipositas kaum zurück und je länger man es hat, desto unmöglicher wird es. Wer mag, kann gerne nach Erfolgsquoten von Ernährungsumstellungen suchen. Der schöne alte Spruch “Wehret den Anfängen” trifft da voll und ganz zu. Fünf Kilo kann man mit anderer Ernährung und Sport ganz gut wieder loswerden. Zwanzig Kilo eher nicht. Fünfzig Kilo realistisch nur mit einer Magen-OP. Das ist jetzt meine laienhafte und sehr verkürzte Darstellung der Meinung von vielen Experten und noch mehr Studien. Ich habe in der Zeit sehr viel gelesen.

Irgendwann bin ich dann auch über Giles Yeo “gestolpert”, ein Genetiker, der am Institut für Stoffwechselforschung der University of Cambridge den genetischen Anteil von Übergewicht erforscht. Das war dann die nächste Ernüchterung: Übergewicht hat eine Erblichkeit von 40 bis 70 Prozent, abhängig auch von Umweltfaktoren.

Ein Blick auf meine Ahnengalerie bestätigt bei mir wohl eher die 70 Prozent: mütterlicherseits hatte praktisch die komplette Familie Adipositas (einige wenige “nur” Übergewicht), von den Bildern zu schließen auch nicht wenige Grad 3 (BMI über 40, bei meiner Größe wären das 116 kg). Ich war Ende der 90er mit meiner Mutter in Texas, Hochzeit einer Großcousine (meine Oma und die Oma der Braut waren Schwestern). Die Blutsverwandten waren auf Anhieb einwandfrei zu identifizieren, schlicht anhand des Gewichts. Auch väterlicherseits nicht die besten Voraussetzungen. Mein Vater war ebenfalls stark übergewichtig und hatte mit 36 den ersten Herzinfarkt, die wenigen mir bekannten Verwandten von der Seite sind auch nicht dünn.

Tja, und das Allerschlimmste: wir reden hier nicht über die genetische Veranlagung zu einem langsamen Stoffwechsel, diffusen “Drüsenkrankheiten” oder ähnlichem mehr. Das mag es geben, ist aber sehr selten. Wir reden vom Appetit auf Essen, der in den Genen verankert ist.

Ich habe den gesunden Appetit, der in der ganzen Familie weit verbreitet ist. Wir essen alle gern und viel. Ich habe absichtlich Appetit geschrieben und nicht Hunger. Es ist die Lust zu essen oder diese wohlige Vorfreude, wenn man zum Beispiel an einer Kuchentheke steht. Oder nur daran denkt. Ich kann es dann schon schmecken. Und ich konnte nie gut an irgendetwas vorbeilaufen. Eigentlich ist es ein medizinisches Wunder, dass ich nicht um die 120 kg wiege. Hat vermutlich mit meinen lebenslangen sportlichen Aktivitäten zu tun und außerdem mag ich keine Säfte, Cola und ähnliches mehr. Ich mochte mein Leben lang gerne Wasser und Gemüse, Obst eher nicht. Aber eben auch Schoki, Lakritz und so weiter und so weiter.

So war die Lage Anfang 2023 und ich war in lichten Momenten (ignorieren geht ja immer gut) schon ziemlich verzweifelt. Ich erinnerte mich an die Knieoperationen meiner Mutter, sah schon die Insulinspritze im Kühlschrank liegen und noch schlimmer: trotz dieses Schreckensszenarios konnte ich nicht weniger oder anders essen. Vielleicht mal zwei Tage lang. Der Appetit war immer stärker. Man kann eine chronische Erkrankung nicht “einfach so” oder mit Willensanstrengung los werden. Ich habe in meinem Leben bisher alles erreicht, was ich wollte. Teilweise mit einem sehr hohen Kraft- und Energieeinsatz über Jahre, aber ich habe es immer geschafft. Nur diese eine Sache, da bin ich grandios gescheitert.

Mittlerweile weiß ich auch warum: das Gehirn von Adipositaskranken reagiert deutlich stärker auf einen visuellen Reiz (wie z.B. ein Bild von leckeren Sachen) als das von Normalgewichtigen. Dazu gibt es hübsche Studien mit CT-Bildern.

Und dann kam der Gamechanger. Dazu morgen mehr, weil auch eine längere Geschichte.

PS: ich habe vorübergehend sämtliche Kommentare auf Freischaltung umgestellt. Eigentlich habe ich keine Bedenken, dass wir unseren wertschätzenden Umgangston beibehalten.

Aber: das hier ist ein sensibles Thema. Ich bin vermutlich ein eher “einfacher” Fall (wir reden über Appetit bzw. genetische Veranlagung). Es gibt aber auch viele Menschen mit Essstörungen teils aufgrund von Traumata, die deutlich ernster sind und therapeutische Begleitung brauchen. Und man weiß nie, wer hier liest und bei wem man etwas triggert.

Daher: bitte zweimal nachdenken. Niemand mit einer chronischen Krankheit braucht Kommentare nach dem Motto “halt mal weniger essen” (das Konzept funktioniert nämlich nicht) oder übleres. Das hat in etwa dasselbe Niveau wie einem depressiven Menschen zu sagen doch einfach mal zu lachen.

Ergänzung: auch Ratschläge bzgl. der Ernährung im einzelnen und allgemeinen, phantastische Buchtipps etc sind hier ausdrücklich nicht willkommen. Ich kenne absolut niemanden mit Übergewicht, der nicht shcon erfolglos Bücher zu dem Thema gelesen hat.

Ich werde alles löschen, was sich für meinen Geschmack abwertend oder beleidigend oder schlimmer anhört. Und im Zweifel auch die Person komplett sperren.

21 Kommentare

Hallo liebe irit, diese Woche, Montag gab es eine interessante Fernseh Sendung zu diesem Thema mit hirschhausen….ich glaube mehr oder weniger alles zu dem Thema wurde sehr emphatisch und respektvoll dargestellt. An dieser Stelle auch noch einmal danke für deinen schönen Blog.
Ines

Die habe ich mir auch angeschaut und im morgigen Beitrag auch verlinkt. Ich fand sie auch sehr gut.

Und der schöne Blog ist Geben und Nehmen 😉 ohne die netten Leserinnen und Kommentatorinnen wäre es nur halb so schön

Liebe Irit,
das ist schon ein sehr sensibles Thema. Am Montag gab es eine tolle Doku von Eckart von Hirschhausen in der ARD. Primär ging es zwar um die Abnehmspritze, aber es wurden alle Aspekte der Adipositas angesprochen. Ebenfalls die Anfeindung und Ausgrenzung von Betroffenen.

Ich habe über 30 Jahre in der Pharmazie gearbeitet und bin dadurch mit vielen adipösen Menschen in Kontakt gekommen.
Früher galt noch das Idealgewicht ( für Frauen Körpergröße – 15% ) als wünschenswert. Mir wurde so eine Adipositas angedichtet (178cm / 74 kg). Ich habe mich mit 18 Jahren um 20 kg verringert und wäre auch fast dauerhaft in einer Essstörung gelandet. Meine Mutter hatte da eine große Rolle gespielt und mich permanent unter Druck gesetzt. Ich bin dann ausgezogen zu meinen Großeltern ( beide sehr übergewichtig ) und es wurden Wetten abgeschlossen, wann ich wohl die 100kg knacken würde.
Es kam ganz anders! In der liebevollen Umgebung meiner Großeltern konnte ich ein vernünftiges Essverhalten finden und habe jetzt ( trotz 2 Schwangerschaften ) seit über 45 Jahren einen BMI von 21.

Viel Druck wird von außen ausgeübt und ich habe einen großen Respekt vor den Menschen, die sich ihrer Krankheit bewusst sind und ihnen sollten wir die größtmögliche Unterstützung anbieten, wenn sie sie möchten . Wichtig ist immer, sehr wertschätzend zu sein und zu bleiben!
Viel Erfolg denen, die es angehen möchten.

Liebe Grüße

Guten Morgen Irit und in die Runde,

interessantes Thema. Ich freue mich schon auf morgen.

Irit verrätst du, wie groß du bist?

Liebe Grüße

Zum Thema Gewicht und Abnehmen habe ich ebenfalls ein paar Sachen gelesen und ein Aspekt, der das Gewicht auch bestimmt, ist das Mikrobiom.
Von wegen eine Kalorie ist eine Kalorie – zwei Personen können identisch essen, bei gleichen Ausgangswerten bzgl. Größe, Gewicht, Zusammenfassung – und resorbieren trotzdem unterschiedlich viele Kalorien aus der Nahrung.
Ein spannendes Thema.

Danke Irit für die Achtsamkeit bzgl. Kommentaren.
Ich bin 45,1,57 m und eigentlich 92 kg bei einem eigentlich sehr zarten Knochenbau. Mein starkes Übergewicht ist tatsächlich eine Traumafolge aus einem frühkindlichen Entwicklungstrauma. Mein Nervensystem konnte sich nicht gesund entwickeln und die Erfahrungen von Gewalt, Abwertung und Vernachlässigung konnte ich nur durch Essen irgendwie aushalten. Ich bin regelrecht verzweifelt,weil ich – nur für mich und meine eigene physische und psychische Gesungheit – wirklich Balast loswerden möchte,aber es nicht schaffe. Ich bin in einem Job der mich nicht nur totunglücklich macht sondern auch meine Gesundheit ruiniert, und den ich eigentlich dringend kündigen muss. Weil ich aber nie ein Gefühl von Sicherheit in mir entwickeln konnte,traue ich mich nicht. Es fühlt sich an wie im Teufelskreis. Ich bin seit vielen Jahren in therapeutischer Begleitung,aber die Therapie,die wirklich etwas bringt (und auch auf dem wissenschaftlichen Stand der Zeit ist) muss ich selbst zahlen. Das kann ich aber nur, wenn ich finanziell abgesichert bin und das wäre ich ohne Job erstmal nicht. Ich arbeite trotz Burnout und werde immer dicker. Ich fühle mich allein gelassen,nicht gesehen und verloren. Das alles sind die Ursachen und Folgen meines Gewichts und ich werde nur als willensschwach von aussen wahrgenommen. Dabei erfordert es einen unglaublichen Überlebenswillen, so zu leben wie ich es tue.
Ich wollte das mal loswerden, um aufzuzeigen, was sich “hinter dem Fett” verbergen kann. Ich freue mich über Deinen Selbstbericht und hoffe, ich kann trotz meiner ganz anderen Situation vielleicht etwas für mich mitnehmen.
Liebe Grüße Steffi

Liebe Steffi, es gibt nicht umsonst die Ausdrucksweise “sich einen Panzer anfressen”.

Sofern du auch von sexualisierter Gewalt betroffen bist, kannst du dich an den “Fonds sexueller Missbrauch” wenden. Dort können Gelder für Therapien beantragt werden. Das ganze geht relativ schnell und relativ unbürokratisch. Die Zahlungen sind allerdings auf 10.000 Euro gedeckelt. Ich war selbst erstaunt, wie schnell und komplikationslos ich dort Geld bekommen habe. Anders als beim Opferentschädigungsgesetz müssen die Taten aber nicht bewiesen werden. Wobei es zum Jahresanfang eine Gesetzesänderung gegeben hat und die Taten nur noch “glaubhaft” erscheinen müssen.

Alles gute Dir!

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass gesunde Ernährung eine schöne Sache ist, beim Thema Adipositas aber wie oben ausführlich beschrieben nicht weiterhilft.

Eine Empfehlung zum Thema: Arte Mediathek, Auf der Suche nach dem guten Fett. Sehr spannend gemacht und gut aufbereitet, wie ich finde.

Hallo Irit, hallo auch an alle anderen Leserinnen,
vielen Dank, dass du ein so wichtiges Thema auf eine so persönliche Art ansprichst. Und dass hier andere auch ihre Geschichten teilen.

Mir war z.B. nicht klar, wie groß der genetische Anteil bei Adipositas ist. Bei “Ich esse einfach gerne und habe viel Appetit” kann ich gut nämlich gut mitgehen, ich mag gerne Süßes und könnte mich auch ausschließlich von Kuchen und Schokolade ernähren. Aber selbst zu meinen “dicken” Zeiten war ich nicht übergewichtig und da ist offenbar viel mehr Glück durch die richtigen Gene dabei als mir bisher klar war.
Klar esse ich nicht immer alles, was ich möchte und mache viel Sport, aber das machen Menschen mit Übergewicht eben häufig auch und kommen trotzdem zu einem anderen Ergebnis. Das stelle ich mir maximal frustrierend vor und da reden wir noch gar nicht drüber, was für Feedback es aus der Umwelt gibt.

Schwieriges Thema, danke dafür.

Liebe Irit,
ich fühle mit dir und ich bin (wie immer) beeindruckt von deinen gründlichen Recherchen! Ich bin auch genetisch vorbelastet und mein ganzes Leben lang drehen sich meine Gedanken ständig ums Essen. Allerdings war ich in der Jugend schlank, das hat wohl dafür gesorgt, dass es nie so ganz schlimm wurde. Das kann niemand nachvollziehen, der diese Prädispotision nicht hat und einfach isst, wenn er Hunger hat. Mein Maximalgewicht hatte ich mit Anfang 50, ca. 95 kg bei 1.71m. Ich bin auf den Gamechanger gespannt, vielleicht ist das auch was für mich. Bei mir war es die Erkenntnis, dass ich mich den Rest meines Lebens sehr diszipliniert quälen muss und mich nie wieder (nach meinem Gefühl) sattessen kann, wenn ich mein jetziges Gewicht von ca. 72 kg (mit sehr viel Sport) halten will. Seit ca. 4 Jahren funktioniert das mal mehr, mal weniger gut.
Liebe Grüße
rosalili

Liebe rosalili, als ich deinen Kommentar gelesen habe, musste ich an eine Szene aus der schon erwähnten Sendung von Hirschhausen denken. Das saß ein Adipositasspezialist mit einem dicken Gummiband und verglich das Abnehmen mit dem Ziehen des Bandes. Und sobald man loslässt – zack, zurück auf Anfang. Meine Bewunderung für deine Disziplin, eine unglaubliche Leistung!

Adipositas hat nicht nur eine Ursache. Ich komme aus einer adipösen Familie. Mein BMI liegt zur Zeit bei 35. Nachdem ich hohen Blutdruck hatte, bis auf BMI 24 abgenommen. Der Blutdruck war in Ordnung, ich selbst war aber nicht glücklicher als mit den 39 die vorher hatte. Da ich vor 40 Jahren schon wußte, das mein Essverhalten erlernt war, habe ich bei meinen Kindern auf die Ernährung geachtet. Keines ist auch nur einen Hauch übergewichtig. Sieht man Kinderbilder aus vergangenen Jahrzehnten und vergleicht diese Bilder mit heutigen Kindern, sehe ich eine gewaltige Welle auf uns zurollen. Ich würde jegliche Werbung für Süßigkeiten verbieten und eine Zuckersteuer einführen. Ich bleibe weiter adipös, weil ich nicht bereit bin für den ganzen Rest meines Lebens mein Ernährungsverhalten zu verändern und auf Zwischenmahlzeiten mit zuviel Zucker, Fett und Kohlenhydrate zu verzichten. Hoffe, dass es nicht so bleibt.

nein, denn Ozempic ist ein Medikament für Diabetiker und wird auch nur genau diesen verschrieben und darf auch nur an diese abgegeben werden.

Semaglutid an sich ist ein anderer Schnack. Also Wegovy als Anti Adipositas Medikamnt.

Hallo zusammen,
ich kenne in meinem Ort inzwischen einige Menschen, die eine Magen-OP hatten um endlich nicht mehr so viel essen zu müssen/können.
Ich bin immer wieder fasziniert, wie glücklich sie sind und das Leben einfach wieder genießen können, sei es Sport, Mode, Beweglichkeit.
Adipositas kann einem echt die Lebensfreude nehmen, das habe ich gelernt.

eine sehr liebe Freundin von mir auch, vor zweieinhalb Jahren. Sie hat 50 kg weniger und ist “ein neuer Mensch”. Beruflich umorientiert und so weiter.

Ein sehr wichtiges Thema. Mir geht es wie Dir. Ich bin auch adipös und nach meinem Gefühl zuckersüchtig. Süßigkeiten kann ich kaum widerstehen. Bei einer Größe von 1,75 m wiege ich zur Zeit 104 kg. Es waren Anfang des Jahres noch 110 kg. Da aber mein linkes Knie gestreikt hat, habe ich tapfer mit einer App Kalorien gezählt. Sowas halte ich um die 5 Wochen gut durch, doch dann schleichen sich wieder die alten Gewohnheiten ein.
Zum Glück mache ich mir ebenfalls nichts aus süßen Getränken, sonst wäre es wohl noch schlimmer mit dem Gewicht.
Ich bin gespannt, was Du zum Thema weiter zu berichten hast.

Liebe Grüße,
Anne

Ich habe es gerade voller Interesse gelesen.

Meine Mutter war adipös, mein Mann ist es auch. Beide die einzigen innerhalb der Familien. Ich denke, es gibt viele Gründe, sehr viel zuzunehmen.
Ist man erst mal in einer Suchtspirale (ohne Brot könnte ich nicht etc.) ist es schwer, zu erkennen, bereits in einer zu sein. Ich werde inzwischen schon hellhörig, wenn sich jemand direkt als „Genussmensch“ bezeichnet, denn wir genießen ja alle. Das Problem ist oft, dass es vorrangig auf das Essen bezogen wird, dabei ist das ja nur ein Teil, ein leicht erreichbarer und was macht man, wenn man immer weniger Essen braucht?

Ich bin gerade in Seoul, Südkorea und ich habe hier noch keinen dicken Menschen gesehen. Es wird sie sicherlich geben, aber es zeigt, wie selten das ist. Natürlich spielt hier sozialer Druck eine Rolle. Sichtbares Übergewicht wird der totalen Unterschicht zugeordnet und das hat Konsequenzen, in erster Linie bei der Jobsuche und gleich darauf für die Partnerschaft. Koreanische Eltern akzeptieren hier keine dicken Partner ihrer Kinder. Ist man hier auch nur an der Grenze zum Übergewicht, wird schon offen von Dicksein und pummelig geredet. Erinnert mich an meine Schulzeit, wo selbst minimal mehr als normal „fett“ genannt wurde, was damals aber auch wenige waren.

Ich denke: jeder muss seinen Weg finden. Minimiert man die Ursachen: z.B. keinen aktiven Zuckerstoffwechsel (also bereits lange vor der Prädiabetes), dann nur so viel Zucker, wie über den Tag verbrannt werden kann oder unterstützt die Verbrennung, z.B. durch Sport. Fazit ist aber auch, man kann kein Fett verbrennen, wenn Insulin im Blut ist und das ist es, um den Zucker zu verarbeiten.
Weiterhin spielen die Hormone eine Rolle, die allerdings auch durch Körperfett oder Muskelmasse erzeugt werden kann.
Die Darmflora scheint ebenfalls bei manchen eine entscheidende Rolle zu spielen
Es gibt psychische Ursachen, die mit Essen kompensiert werden, aber nicht einfach weggelassen werden können und es wird noch viele andere Gründe geben.

Ich habe die Figur meiner Mutter und der Grund, warum ich selber nicht im Übergewicht gelandet bin, ist diese strikte innere Grenze. Ich reagiere bereits davor instinktiv mit Härte.
Ich habe eine Körperfettwaage und habe trotz Sport viel zu viel Körperfett, bin aber im Normalgewicht. Das ist nicht gut.

Ich werde mein Leben lang diszipliniert sein, um mich überhaupt noch im Alter halbwegs bewegen zu können. Es ist halt so. Wir alle haben unsere Körper und es gibt biologische Gründe dafür.
Die Familie meiner Mutter hat möglicherweise die Hungerszeiten im Krieg nur überlebt, weil sie diese Fettspeicherkapazität hatte. Langfristig ist nichts nur gut oder schlecht. Wichtig ist, eine Balance zu finden und immer wieder neue Wege zu suchen.
Irgendwann findet man doch etwas, was einem hilft. Irits Geschichte finde ich sehr ermutigend auch für andere.

Und – nicht von Hunger oder Appetit getrieben zu werden, finde ich selbst großen Genuss- und Freiheitsgewinn. Wenn man das erst mal los ist, hat man überhaupt erst die Wahl über sein Essen.
Ich werde mich immer um meinen Zuckerstoffwechsel kümmern, aber – ich mache das auch einfach und nehme das an. Ein großes Glück wäre es schon, wenn alles so bleibt.

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