wer kennt Richard Yates nicht? Spätestens nachdem sein Buch “Zeiten des Aufruhrs” mit Kate Winslet und Leonarde di Caprio wunderbar verfilmt worden ist, habe ich mich in diesen Autor und seine leidenschaftliche Präszision bei der Darstellung gesellschaftlicher Probleme verliebt.
Und nun ist erstmals sein bereits 1984 erschienenes Buch “Young hearts crying” auf Deutsch unter dem Titel “Eine strahlende Zukunft” vor. Richard Yates, geboren 1926 und verstorben 1992, hat zu Lebzeiten mit seinen Romanen und Erzählungsbänden nicht viel Beachtung erfahren, mittlerweile gilt er als einer der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich kann dem nur zustimmen. Yates seziert Lebenslügen mit der kalten Präzision des Pathologen, schonungslos, aber nicht ohne Mitgefühl. Er hat einen klaren Blick für die Ausreden und Selbsttäuschungen, die so leicht fallen, aber so schwere Auswirkungen haben. Erzählt wird das Leben von Michaell Davenport, Kriegsveteran und vielversprechender Schriftsteller, der jung Lucy heiratet, die sich als äußerst vermögend herausstellt. Ihr Geld will er aus Angst, sich zu korrumpieren, nicht angreifen und mutet seiner Familie allerhand unnötige Unbillen zu. Wie sich sein Leben entwickelt, solltet ihr selbst lesen.
Was mich an Yates fasziniert, ist sein klarer Blick auf die Realität verbunden mit der gründlichen Darstellung der Auffassungen der handelnden Personen, die oft mit der Realität wenig zu tun haben. Die Kollision von Wunsch und Wirklichkeit fasziniert Yates, und die schildert er mit Verve und Ausdauer. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, weil ich es nicht erwarten konnte zu erfahren, wie es weiterging. Ich habe fast mit den Personen geredet , so nahe sind sie mir gekommen. Das ist große Erzählkunst und sicher noch nicht das letzte Buch von Yates, das ich lese (und natürlich hier bespreche!).
1 Kommentar
“Zeiten des Aufruhrs” habe ich im Abstand einiger Monate zwei Mal gelesen. Ich freue mich, dass Yates jetzt nach und nach dem deutschsprachigen Leser zugänglich gemacht wird.
Wallace Stegner ist übrigens auch so ein Autor, der gerade entdeckt wird. Nichts für junge Leser, aber wenn sich das Alter so langsam heranschleicht, liest man gern so etwas wie “Die Nacht des Kiebitz”. Selbstironisch, nicht wehleidig, nicht geschönt. Und was mir auch gefällt – bei Stegner halten die Ehen, auch wenn es im Lauf der Jahrzehnte mal knirscht.