was will ich mehr als die Schilderung von Frauen aus drei Generationen, die jede auf ihre Art um Eigenständigkeit, Glück und das Überleben ihrer Familie kämpft? Die unsichtbaren Stimmen von Carolina de Robertis ist ebenso gut wie das von mir hier schon besprochene spätere Buch.
Ein Epos wie die großen Ströme Südamerikas: verschlungen, mitreißend, magisch. Als die frisch verheiratete Pajarita zum ersten Mal vom Land nach Montevideo kommt, scheint ihr die ganze Welt offenzustehen. Doch die rauen Verhältnisse der großen Stadt trüben ihr Glück schnell. Sie findet zwar FreundInnen und Glück mit ihren Kindern, aber ihr Mann trinkt und schlägt sie, bis er sogar eines Tages spurlos verschwindet. Wie immer ist es dann Pajarita, die die vier Kinder alleine großziehen muss. Sie ist es auch, die die Familie zusammenhält, als ihre Tochter Eva ihrer großen Liebe über den Río de la Plata nach Buenos Aires folgt. Und sie ist es, die ihrer Tochter zur Seite steht, als die rebellische Enkelin Salomé, die gegen die herrschende Militärdiktatur kämpft, verhaftet und eingesperrt wird. Pajarita, Eva, Salomé – drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und doch haben sie eines gemeinsam: den Hang zur Unabhängigkeit, den Willen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen – gegen alle Widerstände.
Ich war tief berührt und habe nebenbei auch viel gelernt über die Geschichte Uruguays – denn ehrlich gesagt wusste ich einiges über die argentinische Geschichte, aber die Repression durch eine Militarregierung in Uruguay war mir bislang nicht bekannt. Die Tapferkeit dieser Frauen, die sich mit den immergleichen und doch wieder neuen Problemen auseinandersetzen, zehn Jahre lang ihre Tochter im Gefängnis besuchen und an all diesen Ereignissen nicht verzweifeln, sondern wachsen, das ist schon sehr beeindruckend.
Ihr merkt schon, eine drigende Leseempfehlung, ich finde auch ein geeignetes Geschenk, wenn auch vielleicht wegen der Folter- und Gefängnisszenen nicht für die Schwiegermutter.
1 Kommentar
Hallo Janne,
eure Seite verfolge ich bereits seit einiger Zeit und bin sehr angetan. Vor allem die Kosmetik-Berichte gefallen mir gut. Nun habe ich mal einen Blick ins “Feuilleton” geworfen und bin völlig baff: Fast alle Bücher, die hier empfohlen werden, habe ich auch gelesen. Ganz besonders freut es mich, dass über “Die unsichtbaren Stimmen” berichtet wird. Mir geht’ s da wie dir – ich wusste wenig über Uruguay, doch dieser Roman hat mir dieses Land sehr nahe gebracht. Hoffentlich findet er noch viele Leser/innen!
Herzlichst
Martina