Ein persönliche Sache – vierter Teil

Nach knapp vier Monaten nochmal ein Update von mir, wie es so weiter gegangen ist in Sachen Gewicht und Fitness und überhaupt. Außerdem gibt es ja immer wieder interessante Neuigkeiten aus der Forschung in Sachen Adipositas und damit fange ich doch gleich mal an.

Kürzlich gab es in der Zeit gleich zwei Artikel zum Thema “Gedächtnis der Fettzellen”, beide leider hinter der Bezahlschranke, aber dennoch hier die Links: Artikel 1 und Artikel 2. Basis ist eine Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature.

Die schlechte Nachricht für alle vor allem schon länger Übergewichtigen: im Fettgewebe gibt es Zellen namens Adipozyten, die ein Adipositas-Gedächtnis entwickeln. Das verschwindet dann leider nicht mit den verlorenen Kilos, sondern ist eher langlebig. Die unschöne Folge ist der wohlbekannte Jo-Jo-Effekt, die Kilos kommen nahezu unweigerlich wieder zurück und gerne auch noch ein paar dazu.

Wie es aussieht ist es auch völlig egal, auf welche Weise man Gewicht verliert, also Diät, Sport (was ja bekanntermaßen eh nicht funktioniert) oder auch eine Magenverkleinerung. Das Adipositas-Gedächtnis bleibt. Übrigens auch bei Abnahme mit Semaglutid bzw. in meinem Fall Wegovy. Mittlerweile gibt es einige Studien, die darauf hinweisen, dass der Zeiger auf der Waage nach Absetzen der Spritzen unweigerlich wieder nach oben geht.

Leider muss man sagen, dass man es mit dem Übergewicht selbst vermasselt hat. Bei adipösen Menschen ist die Aktivität bestimmter Gene in den Fettzellen nicht mehr so ganz funktionstüchtig. Das betrifft vor allem Gene, die Stoffwechselprozesse betreffen, also Verbrennung von Energie, Blutzuckerspiegel, Fettspeicherung. Der genaue Funktionsprozess ist eher kompliziert, ich habe verstanden, dass es Steuersignale gibt (“Epigenetik”), die dann dafür sorgen, dass die “guten” Gene z.B. für Fettverbrennung nicht mehr angesteuert werden und stattdessen z.B. die für Entzündungsreaktionen. Also ganz vereinfacht vom medizinisch-biologischen Laien ausgedrückt.

Und das verschwindet nicht mehr oder nur zu sehr kleinen Teilen. Es ist eine chronische Veränderung, ausgelöst durch das Übergewicht .

Womit dann gleich eine häufige Frage an mich beantwortet ist: ja, ich werde die Spritzen weiter nehmen. Ich will nicht mehr dick sein und diverse Krankheiten riskieren oder haben.

Aber kommen wir zu erfreulicheren Themen.

Wie geht es denn sonst so?

Gewichtsmäßig hat sich seit August eigentlich nichts mehr getan, ich schwanke mit geringer Toleranz unter den 70 kg herum. Gefällt mir, das scheint mein Gewicht zu sein. Ich muss nicht übers Essen nachdenken, ich esse, wenn ich Hunger habe und so viel wie ich möchte, das passt. Also alles im grasgrünen Bereich.

Allerdings hat sich ansonsten noch so einiges getan, wie der kleine Blick auf meine Tabelle zeigt:

	24.4.24	31.7.24	27.11.24
Gewicht	74,4 kg	70,7 kg	69,8 kg
Muskelmasse	26,8 kg	27,9 kg	29,2 kg
Körperfett	25,1 kg	20,0 kg	17,2 kg

Ich bin tatsächlich bei unter 25% Fettanteil angekommen, die App sagt auch, dass mein Zustand in Sachen viszerales Fett (das ist das besonders ungesunde Bauchfettgewebe rund um die Organe) sehr gut ist.

Aber so richtig stolz bin ich auf den erneuten Muskelzuwachs, mittlerweile bin ich bei knapp 42% Muskelmasse. Das kommt natürlich nicht von selbst, sondern vom Bewegen schwerer Langhanteln. Wie schon mal geschildert bin ich ein Fan von Kraft-Ausdauer-Training, eine Stunde Body Pump ist wie schwimmen gehen. Ich bin anschließend ziemlich ausgepowert und zufrieden und glücklich. Und oft genug nach den Übungen auch außer Atem und ja, die Muskeln brennen am Ende jeder einzelnen Übung. Also unterschiedliche Muskeln je nach Übung.

Nun kann ich hier sehr viel erzählen, aber ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.

So sah mein rechter Oberarm in angespanntem Zustand am 11.1.2024 aus. Ist nicht ganz schlimm, aber auch nicht so richtig toll, sondern eher so ein wenig speckig-schwabbelig. Auf die Bilder aus vergangenen Jahren verzichte ich mal, das ist mein persönliches Horrorkabinett.

Und das hier habe ich letzten Mittwoch gemacht, also zehneinhalb Monate später:

Ich sage es ganz offen: ich bin stolz auf mich. Das war eine Menge Training plus ein paar Termine beim Orthopäden wegen Tennisarm. Glücklicherweise ist das Thema wieder gelöst. Und ich kann zum ersten Mal nach 35 Jahren oder so ähnlich sagen: ja, mir gefallen meine Arme.

Meine Beine übrigens auch und Po und Bauch werden auch allmählich.

Insgesamt: ich werde immer fitter und es macht mir immer mehr Spaß. Ich bin jedesmal aufs Neue begeistert, wenn ich eine Übung mit mehr Gewicht schaffe. Das ist wie beim Tanzen, wenn der neue Schritt endlich nach langem Üben sitzt.

Soweit mein kleines Update. Gedanken von euch?

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Auch hier habe ich wieder vorübergehend sämtliche Kommentare auf Freischaltung umgestellt. Eigentlich habe ich keine Bedenken, dass wir unseren wertschätzenden Umgangston beibehalten, ich kenne euch ja. Dennoch ist es ein sensibles Thema, ich kann da so einiges ab (hey, ich stehe gerade auf der sonnigen Seite des Lebens!), aber das gilt mit Sicherheit nicht für alle, die hier mitlesen.

Ich kann mich nur wiederholen: Adipositas ist eine chronische Krankheit und “einfach mal weniger essen” funktioniert nicht. Mehr Sport übrigens auch nicht. Daher sind Ratschläge bzgl. der wirklich wunderbaren und wirksamen Diät, ultimative Buchtipps von selbsternannten Ernährungsgurus etc hier ausdrücklich nicht willkommen. Ich kenne niemanden mit Übergewicht, der in der Verzweiflung nicht schon alles mögliche inklusive gräßlicher Formuladrinks ausprobiert hat. Weiter oben steht ja ein wenig zu den möglichen Gründen dafür, hinzu kommt wie in meinen ersten Beiträgen ausgeführt eine gewisse genetische Veranlagung. Apropos: die findet ihr hier und hier und hier.

Und ebenfalls nicht zu vergessen: ich habe die genetische Veranlagung zu (un-)gesundem Appetit, das habe ich mit Semaglutid in den Griff bekommen. Es gibt aber auch viele Menschen mit Essstörungen und das ist ein ernstes Thema, insbesondere wenn Traumata dazu geführt haben. Und man weiß nie, wer hier liest und bei wem man etwas triggert.

Daher: bitte zweimal nachdenken beim Schreiben eines Kommentars. Alles, was sich auch nur entfernt abwertend oder beleidigend oder schlimmer anhört, werde ich einfach löschen. Und falls ich irgendwas besonders blöd finde, sperre ich die Schreiber*in. Ich habe in letzter Zeit bei einigen anderen Blogs oder auch auf Instagram Kommentare gelesen, bei denen ich nur noch angewidert staunen konnte. Manche Menschen haben einfach jeden Maßstab verloren und – falls sie dann jemals vorhanden waren – auch jegliche Manieren und Umgangsformen. Nein, das machen wir hier nicht und an der Stelle möchte ich nochmal sagen: ich bin sehr stolz darauf, dass wir hier eine nette Community haben ohne Hetzerei aller Art. Ein dickes Dankeschön an euch. Musste mal wieder gesagt werden.