Begegnungen #11: eine gute alte Freundin

Eins meiner absoluten Lieblingsfotos aus der Studienzeit ist dieses hier:

Entstanden ist es im März 1991 und im Hintergrund seht ihr meine geliebte rote Ente, die übrigens auch mal neben anderen Bekannten und mir die Hauptrolle in einem legendären Film namens “Die Fleischente” spielte. An dem Tag fand meine Auszugsparty aus meiner Studentenbude statt und die Party war auch legendär – Motto “Rotlichtbezirk”. Die Damen waren eher knapp bekleidet, einige Herren kamen im “Rocky Horror Picture Show”-Look (=Shirt, Slip und Strapse), einige im 70er-Zuhälterlook. Auf meinen 37 qm tummelten sich vermutlich um die fünfzig Leute und es war die einzige Party jemals, bei der irgendwann morgens um 2 die Polizei vor der Tür stand. Begrüßung von einem der Straps-Herren: das ist aber mal ein originelles Kostüm. Ach ja, die Ausläufer der 80er.

Abgesehen davon waren wir beide an der Uni bekannt wie bunte Hunde. Wir haben nur wenige Partys verpasst und dann waren da natürlich noch die Namen: Insa und Irit. Hat uns so mancher nicht geglaubt. Wir haben uns auf der Einführungsveranstaltung für die Erstsemester kennen gelernt und waren bis zum Ende des Studiums sechs Jahre später meist im Doppelpack anzutreffen. Und bevor hier ein falscher Eindruck aufkommt: natürlich haben wir fleißig studiert und beide ein Diplom in Statistik mit einer 1 vor dem Komma.

Wie es damals so ging: wir gehörten zu den Babyboomern, es gab viele von uns und der Arbeitsmarkt war nicht so dolle. Sie zog es in den Süden an die Schweizer Grenze, ich blieb im Ruhrgebiet. Natürlich war sie meine Trauzeugin. Und wir haben jedes Jahr in Köln Karneval gefeiert.

Irgendwann entwickelten sich die Leben unterschiedlich, wie es halt im Leben so ist. Und wir hatten über zwanzig Jahre keinen Kontakt. Oder wie Insa meint: wir haben halt nur die stressigen Kinder- und Karrierezeiten nicht miteinander verbracht.

Aber dann letztes Jahr wieder und vor kurzem hat sie mich besucht. Es war ganz wunderbar. Es gibt alte Freunde, mit denen man prima über die Vergangenheit reden kann, nur leider hat man nichts aus der Gegenwart zu erzählen. Natürlich haben wir über all die alten Geschichten gelacht, stapelweise Fotos angeschaut (garniert mit einer Flasche Champagner) und uns gewundert, wie jung wir mal waren. Und genauso viel Zeit mit der Gegenwart und Plänen für die Zukunft verbracht, über aktuelle Sorgen geredet und so weiter und so weiter. Als hätten wir uns eine Woche vorher zum letzten Mal gesehen.

Also machen wir es zur anstehenden Rentenzeit wieder so wie im Studium.

Schön.

7 Kommentare

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Guten Morgen,
das ist eine schöne Geschichte liebe Irit. Ich kenne das auch, es gibt Menschen, mit denen redet man über die Vergangenheit und was man in den vergangenen X Jahren gemacht hat und das war es dann. Und es gibt Menschen, mit denen kann man quasi nahtlos die alte Freundschaft fortführen, als hätte man sich letzte Woche zuletzt gesehen.

Ich liebe liebe liebe Enten! Wenn ich irgendwo mal eine Ente sehe, was kaum noch passiert, spreche ich die Leute meistens an und es sind meist sehr schöne Gespräche. Anfang der 90er Jahre bin ich mit der Mitfahrzentrale mit einer Ente nach England gefahren. Wegen der Autobahngebühren in Frankfreich und weil es mit der Ente ohnehin nicht so schnell ging, sind wir auf Landstraßen gefahren und überall haben sich die Leute gefreut uns zu sehen. So was gibt es mit anderen Autos überhaupt nicht. Und wehe, man hat eine andere Ente irgendwo gesehen, dann wurde sich zum Dach und aus den Fenstern rausgehängt und wie wild gewunken und gehupt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

ich bin immer noch versucht, die sehr seltenen Entenfahrer zu grüßen – üblich war ja das Victoryzeichen mit der rechten Hand. Das vergisst man wohl nie. Und ja, eine eingeschworene Gemeinde!

Liebe Irit,

Das ist wieder mal so Ding, was wir beide gleich haben. Ich hab mal Studentenclubs gemanagt, als ich noch ganz jung war und am ersten Arbeitstag kam noch eine neue Kollegin, mit der ich auch noch im Zimmer saß und es war Liebe auf den ersten Blick. Wir hingen zusammen rum, waren Trauzeugen, unsere Kinder spielten miteinander – bis sich Interessen und Wohnorte auseinander entwickelt haben. Wir hatten auch fast 20 Jahre keinen Kontakt und seit etwa 3 Jahren wieder. Es ist schön, so alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen, jetzt, wo das Leben dem mehr Raum gibt.

wie schön! Meine Freundin meinte, dass der Beitrag ja vielleicht andere ermutigt, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen. Vielleicht gibt es ja noch mehr??

Ein herzliches Hallo in die Runde 👋🏼.

In der Tat habe ich vor kurzen beim Ausmisten alte Fotos von meiner ersten Arbeitsstelle entdeckt. Dann nahmen die Dingen ihren Lauf und keine 4 Wochen später habe ich mich mit einer Kollegin getroffen 🫶🏼. Zu ihr hatte allerdings schon immer einen losen, aber doch sehr regelmässigen schriftlichen Kontakt.
Die Zeit war wie stehen geblieben, es war ein toller Nachmittag.

Nun sind wir dran die anderen Kolleginnen aufzutreiben und waren teilweise recht erfolgreich. Zum Glück sind wohl alle im Umkreis von 100 km zu finden. In unserem Urlaub habe ich vor 2 von ihnen zu besuchen, darunter auch meine Trauzeugin 🥰.

Leider ist eine von uns schon gestorben, das hat uns sehr geschockt 🥺.
Umso wichtiger ist es nun die Kontakte aufrecht zu erhalten und die Freundschaften zu pflegen.

Zu meiner Grundschulklasse habe ich auch noch losen Kontakt, obwohl ich ja schon mehr als mein halbes Leben weiter weg wohne. Bei einem Treffen war ich auch schon dabei.

Der Kontakt zu meiner Abiklasse ist noch sehr in den Kinderschuhen, aber immerhin sind ein paar Telefonnummern zusammengekommen. Der Anfang war auch ein ganz seltsamer Zufall 😄.

Ich bin gespannt was daraus wird.

Also wühlt mal in euren alten Fotos herum, da kommen sicher auch Schätze zum Vorschein.

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