Ich hatte euch berichtet, dass ich seit Juli auf einem neuen Projekt im Bereich Digitalisierung bin. Es ist SEHR spannend und neben all den fachlichen Dingen, die ich (wieder einmal) dazu lerne, habe ich derzeit den Turbolehrgang in Sachen agiles Projektmanagement. Und da lässt sich so einiges wunderbar im privaten Leben nutzen.
Wir machen jetzt hier keinen Schnellkurs in Sachen Product Owner, Scrummaster und Scrumteams, sondern nutzen das zentrale Instrument: das Backlog. Das hört sich jetzt sehr technisch an, ist aber ganz einfach.
Nehmen wir mal an, die Wohnung ist einfach viel zu voll, man ist unglücklich, weil man es nicht mehr aufräumen KANN und insgesamt soll sich etwas ändern. Ein riesiger Haufen an Arbeit. Es gibt diverse Ansätze, wie man damit umgehen kann. Ich mag das Backlog, weil es flexibel ist.
Was ist zu tun? Ganz einfach: Block und Stift nehmen, durch die Wohnung gehen und alles aufschreiben, was man ändern möchte. Also z.B. Kleiderschrank ausmisten und aufräumen.
Dann kommt der “formale” Teil, der aber der Schlüssel zum Erfolg ist: alle Stichpunkte werden als “User stories” formuliert. Dabei gibt es feste Regeln:
Als Kleiderschranknutzerin möchte ich nur passende Kleidung haben, um mir morgendliche Frustsuchen zu sparen.
Hört sich erstmal blöd an, aber es hilft ungemein, den eigenen Gedankenwust zu sortieren und auch einen vernünftigen “Projektplan” zu machen. Denn der letzte Teil (warum möchte ich das eigentlich?) beinhaltet den Nutzen und wenn man schon Probleme hat, den Nutzen aufzuschreiben, sollte man die ganze Sache doch überdenken. Wenn man den klaren Nutzen sieht, ist das gleichzeitig auch die Motivation.
Achtung!! Formulierungen wie “Als Wohnungsbesitzerin möchte ich eine minimalistische Wohnung haben, um mich wohl zu fühlen” sind wenig hilfreich, denn man kann – und hier kommt der zweite wichtige Punkt der user stories – diese nicht in einem kurzen Zeitraum umsetzen. In Softwareprojekten sind die sogenannten Sprints, in denen user stories umgesetzt werden, auf zwei Wochen beschränkt. Ich empfehle für den privaten Gebrauch maximal einen Tag.
Es gibt noch einen dritten entscheidenden Punkt: die Akzeptanzkriterien. Zu jeder einzelnen user story schreibt man auf, welche Kriterien erfüllt sein sollen. Im obigen Beispiel wäre das zum Beispiel: Kleidungsstück passt, Kleidungsstück steht mir, Kleidungsstück ist ordentlich aufgehängt.
Wenn man schon beim Gedanken daran stöhnt: weiter aufdröseln, z.B. T-Shirts ausmisten und zusammenlegen.
Und was soll das jetzt? Da kann man sich auch eine Liste machen und sich durchwühlen. Ja, klar. Der Vorteil hierbei ist, dass man sich vorab Gedanken macht, nichts vergessen wird (Backlogs leben davon, dass sie ständig ergänzt werden), konkrete Aufgaben mit konkretem Nutzen sieht – und die Abarbeitung priorisieren kann. Was am meisten stört, kommt oben auf die Liste. Vielleicht wird weiter unten auch etwas gestrichen.
So weit die minimalistische Version des agilen Projektmanagements – was meint ihr? Hilfe, um endlich das eine oder andere schon lange aufgeschobene Vorhaben umzusetzen?
5 Kommentare
Das liest sich total spannend. Ich will morgen den Kleiderschrank und die Sommerschuhe umräumen. Das probiere ich aus, und Montagmorgen die liegengebliebenen Akten plus Wochenprogramm.
Ich finde deine Anstellung plausibel.
Ausführungen sollte das heißen . Und danke dafür
Finde ich eine spannende Idee, den Minimalismus mal auf diese Weise anzugehen! Danke für die Idee 🙂
Aaaaawwww ? Was für ein genialer Text!!! Mit einem total überzeugendem Ansatz! Nie wäre ich von selbst auf die Idee gekommen, agiles Projektmanagement auf das häusliche Umfeld zu übertragen. ?
Danke dafür!!! ?
Immer gerne 🙂