Notwendig und hinreichend: Pflegeroutine

Ach ja, das zumindest bei mir immer noch aktuelle Thema, die Pflegeroutine. Im Lauf der Jahre hat sich so einiges gewandelt und erstaunlich viel ist gleich geblieben oder zumindest so ähnlich. Was sich vor allem gewandelt hat, ist meine Einstellung dazu. Also weniger zur Hautpflege, sondern mehr zum ständigen Ausprobieren und dem dazugehörigen Konsum.

Ich hatte schon immer empfindliche um nicht zu sagen zickige Haut, reagiere auf so einige Inhaltsstoffe (Stichwort Myristyl Myristate und Co). Über meine diversen Hautprobleme wie seborrhoische Ekzeme, ständige Rötungen, Rosacea und einmal sogar Herpes (nicht an der Lippe – im Gesicht!) habe ich hier schon oft berichtet. Wenn es dann nicht so schön wäre, doch noch etwas Neues auszuprobieren, wäre ich vermutlich schon vor langen Jahren schlauer gewesen und hätte meine Haut weniger strapaziert. Ich kann aber verraten: die Altersweisheit kommt allmählich durch.

Hinzu kommt noch ein anderer Punkt. Wie ihr wisst, bin ich schon seit langen Jahren dabei eher minimalistisch zu leben. Ich habe ein Problem mit Anhäufung von Besitz und Dingen, die ich dann eh nicht brauche oder benutze. Leider klappt das mit dem wohl überlegten Konsum nicht durchgängig, die Gewohnheit ist ein starker Trigger. Aber immer besser. Ich denke, wenn jeder Mensch kleine Dinge ändert und “besser” macht, wird es die Summe ausmachen.

In den letzten Jahren habe ich “gewohnheitsmäßig” und im Impuls auch so einiges an Makeup eingekauft (zur Freude meiner Töchter, deren Makeupschubladen sich füllten), es waren deutlich mehr Fehlversuche als Treffer. Zu dem Thema habe ich mir dann auch meine Gedanken gemacht, meine Vorlieben analysiert und derzeit mag ich wirklich jedes Produkt in meinem Makeup-Kästchen. Und bemühe mich, NICHTS zu kaufen, obwohl die Sachen SO SCHÖN sind. Dazu demnächst noch mehr. Zurück zur Hautpflege.

Natürlich bin ich immer noch neugierig, wenn es einen tollen neuen Wirkstoff gibt – aber wann gab es den denn wirklich das letzte Mal? Peptide sind so eine Sache, niemand weiß genau, wie und bei wem sie eigentlich wirken und manchmal funktioniert es und manchmal nicht. Bei Tranexamsäure scheiden sich die Geister. Wirklich beeindruckend finde ich nur Retinal, verträglicher als Tretinoin und Retinol, aber wirksamer als letzteres.

Ansonsten haben wir seit dreißig Jahren oder so immer dieselben Verdächtigen: Vitamin C bzw. Antioxidantien, Hydroxysäuren und pflegende Inhaltsstoffe (Ceramide und Co). Plus Sonnenschutz. Gab es auch in einem der allerersten Beiträge auf diesem Blog im November 2010 (Link). Daneben halte ich es nach wie vor mit der Regel: kein Alkohol, keine Duftstoffe. Insbesondere bei letztem Punkt sind dann gefühlt 90% des Beautymarkts leider raus, allen voran die üblichen Parfümerieverdächtigen und Luxusfirmen. Was ich persönlich auch nicht mag, sind ungefällige Konsistenzen (die DM- und Rossmann-Versuche habe ich schon vor längerem aufgegeben) sowie Inhaltsstoffe in vermutlich wenig wirksamen Konzentrationen oder den Overload an Niacinamid und Hyaluronsäure. Letztere kann nämlich insbesondere in der niedermolekularen Variante Mikroentzündungen begünstigen.

Sehr hochpreisige Pflege ist bei mir schon lange ausgeschieden, für meinen Geschmack stimmt da das Preis-Leistungsverhältnis nicht. Und die Wirksamkeit ist, nun ja, ungewiss?

Also tummele ich mich im mittelpreisigen Bereich, sehr selten auch im günstigen und versuche, die Anzahl der Produkte möglichst gering zu halten sowie kritische Inhaltsstoffe zu vermeiden. Stichwort empfindliche Haut.

Notwendig und hinreichend

Fühlt sich jemand an den Mathematikunterricht in der Oberstufe erinnert? Kurvendiskussion und Ableitungen? Richtig, da war doch etwas: es gab immer eine notwendige und eine hinreichende Bedingung für Dinge wie Nullstellen oder Wendepunkte. Keine Bange, das artet jetzt nicht zu einer Mathematikstunde aus, aber (wie immer) sind mathemathische Konzepte nicht so schlecht.

Wovon redet die Frau? Von kluger Planung der Pflegeroutine.

Nehmen wir mal ein plakatives Beispiel: ich möchte mir einen Tee kochen. Notwendig dafür sind Wasser und etwas, dass sich zu Tee weiterverarbeiten lässt, also zum Beispiel Teeblätter oder Ingwer. Ohne Wasser und ohne “Teegrundstoff” kein Tee. Ingwer ist ein gutes Beispiel für hinreichend, man kann daraus Tee kochen, aber eben auch aus Teeblättern, frischer Minze und ähnlichem. Ingwer ist also nicht notwendig.

Übertragen wir das auf Hautpflege und nehmen mal die obigen fünf Stars der Hautpflege und ergänzen um die bei heutigen Umweltbedingungen notwendige Reinigung ergibt sich aus meiner Sicht folgendes: notwendig sind eine gute Reinigung, eine Pflegecreme und Sonnenschutz. Das reicht für eine gut gepflegte Haut. Möchte man aber eine noch schönere Haut (glatter im Sinn von Lichtreflektion, mehr Kollagen zwecks Unterfütterung von Fältchen, Minderung von Pigmentstörungen etc), sind wir bei hinreichend. Das sind bei mir (momentan) Vitamin C, BHA und Retinal.

Hier merkt ihr auch den Charme von hinreichenden Bedingungen: Vitamin C kann viele Ausprägungen haben (Derivate etc), man kann auch andere Antioxidantien nehmen je nach persönlichem Geschmack und Verträglichkeit. BHA kann man auch durch AHA oder PHA ersetzen. Und nicht jede mag Retinal, ich würde auch Tretinoin verwenden, wenn ich es vertragen würde.

Vielleicht nimmt man das Vitamin C gegen Pigmentstörungen, dann wäre evtl. auch Tranexamsäure oder ein anderer Wirkstoff eine Alternative. Oder man verträgt beim besten Willen kein Vitamin A (Retinal und Co), dann wären bestimmte Peptide eine Option.

Das Prinzip ist immer dasselbe: so viel wie notwendig und so wenig wie hinreichend. Und wenn man ein gutes und funktionierendes Produkt gefunden hat: einfach dabei bleiben. Damit fahre ich bei meiner Haut ausgesprochen gut, ich probiere nur noch sehr sehr wenig Neues aus. Hat die Nebenwirkung, dass es hier nicht mehr so viele Produktreviews gab und gibt. Glücklicherweise haben wir ja noch diverse andere Themen und die sind immer öfter nicht konsumgetrieben. Gefällt mir.

Meine aktuelle Pflegeroutine

Eigentlich ist da weiter oben schon alles gesagt: Reinigung, Pflegecreme, Sonnenschutz, BHA, Retinal und Antioxidantien. Ok, plus ein paar kleine Extras, ich mag weder eine weiß gestrichene, leere Wohnung noch das Pflegependant dazu. Es muss aber auch keine vollgestopfte Wohnung sein, bewusster Konsum ist das Stichwort. Sowie hautfreundliche Pflege ohne Beduftung (mir verschafft das kein Wellnessgefühl, sondern Hautreizungen) und Alkohol. Das ist dann doch ein etwas längeres Thema und nächsten Montag gibt es den ausführlichen Bericht mit meinen Lieblingsprodukten dazu.

Einfach, aber gut
Bewusst und Ziele im Blick, 
Umwelt sagt danke

Wie haltet ihr es mit der Pflegeroutine und dem zugehörigen Konsum bzw. den Testversuchen?