Endich mal wieder: Lesefutter

In diesem Jahr habe ich schon sehr viel gelesen bzw. gehört, aktuell bin ich bei Buch Nr. 53. Es waren einige gute, einige weniger gute dabei. Letztere lese bzw. höre ich nie zu Ende. Was soll ich mich herumquälen, wenn ich mir in der Zeit besseres zu Gemüte führen kann?

Weiten, unendlich
Zukunft, unentdecktes Land
Faszinierend - Spock!

Auf meiner Liste “Gelesene Bücher” steht in diesem Jahr eine Menge Science Fiction. Ich habe teils sehr alte Bücher von Alan Dean Foster nach zwanzig oder dreißig Jahren nochmal gelesen (immer noch gut), Auslöser war der derzeit letzte auf deutsch erhältliche Titel seiner Flinx-Serie. Das ist jetzt zugegeben nur etwas für Liebhaberinnen. Und noch mehr zugegeben habe ich zwar alle Bände der Serie, aber sechs davon nie gelesen, weil da irgendwie zwischendurch der Schwung ausgegangen ist und es immer langweiliger wurde. Der letzte Band “Die Spur der Tar-Aiym” (Nr. 14) war klasse und dann habe ich nochmal die ersten sieben Bücher gelesen, das erste ist Jahrgang 1972. Ich konnte es nicht so recht glauben.

Außerdem habe ich mir endlich die Kollaps-Trilogie von John Scalzi gegönnt. Ich neige dazu, Bücher von LieblingsautorInnen aufzusparen. Einerseits wäre das blöd, wenn ich morgen tot umfalle – dann blieben sie ungelesen. Andererseits könnten die AutorInnen aber auch tot umfallen und dann gibt es keinen Nachschub mehr. Das muss man sorgfältig austarieren, ich habe noch einen Vorrat an Donna Leon (sie ist 82). Zurück zur Trilogie, sie war wie alles von Scalzi spannend, durchdacht und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Den neuesten Roman “Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster” habe ich am Bett liegen, aber den spare ich auch noch ein bisschen auf. Für richtig miese, dunkle, kalte Winterzeiten. Januar oder so.

Ansonsten habe ich tatsächlich zum dritten Mal “Der Astronaut” von Andy Weir gelesen, ich liebe das Buch, es ist eine tolle Story. Schade, dass es noch nichts Neues von ihm gibt. Und ich kann Mary Robinette Kowal empfehlen, die einen Meteoriteneinschlag in den 50er Jahren mit gesellschaftlichen und feministischen Themen kombiniert, sprich: alternative Version der neueren Geschichte.

Aber genug von der Science Fiction.

Meine Lese- und Hörempfehlungen

Es gibt Bücher, die hört man sich meiner Meinung nach besser an – dazu gehört “Altern” von Elke Heidenreich von ihr selbst gelesen (gibt es auch auf Spotify). Sie erzählt von ihrem Leben, ihren Lieben und Erlebnissen. Am besten hat mir ihre sehr gelassene Einstellung zum Alter und zum Tod gefallen. Das wünsche ich mir auch, wenn ich hoffentlich 80 werde. Übrigens gibt es auch eine sehr hörenswerte Folge mit ihr bei dem Podcast “Frauenstimmen” von Ildiko von Kürthy. So ziemlich das Beste, was ich zum Thema alt werden und alt sein seit langem gehört habe.

Ganz anders ist Marcel Huwyler, er schreibt u.a. Krimis und die sind einfach klasse. Die Reihe um Frau Morgenstern ist – sagen wir – außergewöhnlich. Die Protagonistin ist eine pensionierte Grundschullehrerin, die gerne mal Selbstjustiz übt und die Bösewichter dieser Welt aus eben dieser befördert. Blöd ist, dass das auffällt und sie dann bei einer streng geheimen Schweizer Organisation landet, die eigentlich auch nichts anderes macht. Das Ganze ist so witzig und absurd und teilweise auch so ernsthaft, ich habe mir gerade den dritten Band ausgeliehen. Es gibt auch noch eine zweite Reihe, das ist Lesefutter für den Winter.

“Eine Frage der Chemie” von Bonnie Garmus ist durch die Netflix Apple TV+-Serie bekannt geworden, die habe ich mir (noch) nicht angeschaut. Ich habe eigentlich nur begeisterte Kommentare zu dem Buch gelesen und schließe mich an. Ich vergesse immer, dass die Zeiten, in denen Frauen Menschen zweiter Klasse waren, noch nicht so lange her sind. Mich erinnert das daran, dass wir alle verantwortlich sind, dass wir das nicht wieder werden und unsere Töchter auch nicht. Es reicht, dass in weiten Teilen der Welt Frauenrechte einen Dreck wert sind.

Mein letzter Tipp war ein Zufallsfund bei meiner Stadtbücherei, es hörte sich irgendwie witzig an: der 13-jährige Mischa lebt mit seiner Mutter (Krankenschwester) in einer Dienstwohnung im Krankenhaus und bekommt jeden Sonntag in einer bestimmten Telefonzelle Anrufe von Toten mit ihren letzten Wünschen. Und er bemüht sich nach Kräften, diese zu erfüllen. Hört sich erstmal völlig abstrus an. Nicht abschrecken lassen, das ist bisher mein Buch des Jahres. Die Geschichte ist so phantasievoll, warmherzig, berührend, melancholisch und gleichzeitig fröhlich, ich war völlig hin und weg. Unterwegs erfährt man dann mehr über die Familiengeschichte und (ich spoilere ein bisschen) es gibt ein ganz ganz wundervolles Ende, ich musste ein wenig weinen. “Nicht von dieser Welt” ist der Debütroman von Michael Ebert.

Lachen und weinen
real oder unwirklich
Kopfkino lockt - schön!

Was habt ihr gelesen? Empfehlungen?


28 Kommentare

Kommentieren →

Ich habe dieses Jahr unendlich viele Krimis auf französisch und englisch gelesen. Mir macht das sehr viel Freude, die Originale zu lesen, weil es mich deutlich mehr in die jeweilige Welt abtauchen lässt und außerdem mein Hirn fit hält. Dank integriertem Wörterbuch im Kindle ist das sehr angenehm und weil ich das inzwischen seit ein paar Jahren mache, fällt es mir auch leicht.

Besonders gefesselt hat mich die Inspektor Gamache Reihe von Louise Penny gefesselt, die in Québec spielt. Es sind Bücher voller Weisheit und Fantasie, die alle Facetten des Lebens aufgreifen. Toll ist die Entwicklung der Charaktere über so viele Jahre hinweg.

Es gibt 18 Folgen, die ich in der richtigen Reihenfolge gelesen habe und bald erscheint das nächste. Ich freue mich schon sehr. Denn da geht es mir wie dir, Irit, es ist ein richtiges Vergnügen, etwas über eine längere Zeitspanne zu lesen.

Endlich jemand, der Flinx kennt und liebt. Ich bin irgendwann in den frühen 80ern über die Reihe gestolpert, kannte aber niemanden, der die Bücher gelesen hat.

wie ich gerade festgestellt habe, ist meine Stadtbücherei bestens ausgestattet und der erste Band ist gleich auf meiner Merkliste gelandet – danke für den Tipp

Oh nein, ich habe sie alle und lese z.B. Die denkenden Wälder immer und immer wieder. Mein absolutes Lieblingsbuch, auch wenn es nur am Rande zur Flinx-Serie gehört.

das habe ich natürlich auch (sogar die Erstausgabe 😂) und insgesamt bestimmt schon fünfmal gelesen, war mein allererstes Buch von Alan Dean Foster

ja, das wurde in der Tat immer schlechter, ich habe von den neuen Sachen auch praktisch nichts behalten. Apropos: auf dem Beitragsbild sieht man meinen kompletten Bücherbestand – ich habe in mehreren Wellen in den letzten zehn Jahren heftig aussortiert

Es gibt auch eine tolle Verfilmung der Inspector Gamache-Reihe unter dem Titel „Three Pines“. Wenn ich mich richtig erinnere, auf Amazon Prime. Leider nur eine Staffel, dann wurde die Serie eingestellt.

Oh ja, Three Pines habe ich gesehen und es hat mir sehr gefallen. Ich finde es sehr schade das es nur eine Staffel gibt, obwohl mich die Serie oft sehr zu Tränen gerührt hat.

Danke für die Tips, liebe Irit, das letzte habe ich sofort heruntergeladen, sowas kann ich derzeit brauchen. Ich habe dieses Jahr sehr viele Sachbücher gelesen beziehungsweise gehört, da ist sowas auch mal wieder schön.
Ich habe Johann Hari entdeckt, einen britischen Journalisten, der sich vertieft mit den Themen unserer Zeit (Aufmerksamkeitsdefizit durch smartphones pp, Ozempic, Drogen, Depressionen) beschäftigt und lese derzeit gerade zwei israelische Sachbücher zum 7.Oktober und dem zugrundeliegenden Konflikt.
Aber auch das neue Buch von Ewald Arenz, das zweite von der Großmutter, die im Regen tanzt, Jenny Erpenbecks großartiges “Kairos” über eine toxische Beziehung in den Endjahren der DDR, Reichskanzlerplatz über Fra Goebbels und etliches über den Holocaust haben mich beschäftigt. Es war ein gutes Lesejahr bis jetzt.

Neben Vollzeitjob und alleinerziehend mit jungem Kind schaffe ich es leider nicht mehr so viele Bücher wie früher zu lesen,aber immerhin wieder mehr als zu Kleinkindzeiten. Meine persönliche Challenge sind 30 in diesem Jahr, das habe ich schon erreicht. Meine absolute Entdeckung des Jahres ist Ann Pattchet, warum kannte ich die bisher nicht? Wer amerikanische Familiensagen a la Jonathan Franzen mag, ist hier genau richtig. Außerdem sehr gern gelesen: Doris Knecht, Jarka Kubsova, Alena Schröder, Naomi Alderman.

Dank einer schon länger zurückliegenden Empfehlung von Irit habe ich ebenfalls “Der Astronaut” und “Der Marsianer” von Andy Weir gelesen. Tolle Geschichten die ich sonst im Leben nicht gefunden hätte – Toptipp!
Wegen meiner eigenen kleinen Reise in die Welt des Ju Long und mein damit einhergehendes Interesse an Buddhismus, hat mir meine Lehrerin folgendes Buch ans Herz gelegt: “Das weise Herz” von Jack Kornfield. Ich habe es verschlungen und meine Sichtweise auf die Achtsamkeit im Umgang mit allen Mitmenschen und mir selbst im Alltag bereichert.
Sehr empfehlenswert ist auch “Kopf hoch” von Prof. Dr. Volker Busch. In diesen krisengebeutelten Zeiten eine Wohltat an Zuversicht – kein esoterisches bla bla bla.
Ich freue mich schon sehr auf eure Highlights – und sage Dankeschön!

Hier auch noch einen Daumen hoch für die Reihe um Inspector Gamache von Louise Penny! Ich lese gerade den 9. Band und bin froh, dass noch einige kommen!

„Eine Frage der Chemie“ ist toll. Ich wusste gar nicht, dass es verfilmt wurde. Ist der Titel auf netflix identisch?
Mein Highlight war bisher „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher. In diesem autobiografischen Roman wird das Glück der Familie am Gewicht der Mutter festgemacht. Der Roman ist sowohl inhaltlich als auch stilistisch hervorragend. „Kairos“ von Jenny Erpenbeck fand ich zwiespältig.
Bei den Krimis empfehle ich „Fünf Winter“ von James Kestrell. Das ist weit mehr als ein Krimi. Völlig zu Recht hat er mehrere Auszeichnungen erhalten.
Allen, die Paris lieben, empfehle ich die Reihe um Kommissar Lacroix von Alex Lepic (= Alexander Oetker). Es macht unheimlich Spaß, mit Lacroix durch Paris zu laufen.

ich weigere mich, allen möglichen Kram zu abonnieren, zu bezahlen und nicht zu benutzen. Ich habe auch mein Wow-Abo gekündigt, mache ich wieder, wenn die neuen Staffeln von And just like that und Pokerface komplett draußen sind, für einen Monat oder so.

By the way: ich glaube, wir brauchen mal wieder einen Serienpost mit Tipps aller Art!

Eines meiner Highlights dieses Jahr war mit Sicherheit „Fenster ohne Aussicht“ von Dror Mishani. Eigentlich Krimiautor hat er hier seine sehr persönliche, bewegende Geschichte des 07. Oktobers in Israel erzählt. Sehr spannend, hat mich tief berührt.
Und um bei der Thematik zu bleiben: Dorit Rabinyan „Wir sehen uns am Meer“, die Liebesgeschichte einer Israelin und eines Palästinensers in New York.
Ein Buch, dem ich eine zweite Chance geben musste, war von Ronan Hession „Leonard und Paul“, der Liebling der unabhängigen Buchhandlungen. Genau das richtige für ein verregnetes Wochenende, die Geschichte von zwei liebenswerten Außenseitern, die ihren Platz im Leben suchen. Einfach schön!

Ich lese sehr viel, weil ich viel im Zug unterwegs bin. Meine Highlights dieses Jahr waren: von Herve le Tellier, die Anomalie, wer‘s noch nicht kennt, ist von 2020, aber eine tolle „was wäre wenn“ Geschichte mit interessanten Charakteren. Als leichtes Sommer Buch, eine coming of Age Geschichte, Ewald Arenz: der große Sommer. Weil ich in Lissabon war habe ich ein paar von den Lissabon Krimis von Luis Sellano gelesen. Ein Buch, über das ich viel nachgedacht habe ist von Syd Atlas das Jahr ohne Worte, es ist die Geschichte ihrer Liebe und Ehe mit einem Mann, der ALS bekommt, sehr interessant zu lesen, nicht so traurig, wie man denkt, eher überraschend.
Danke für Eure Büchertipps!

Ich bin gerade bei Buch 109 in diesem Jahr und hätte zwei ganz fette Empfehlungen. Wer englischen Humor mag und die Sprache beherrscht, sollte sich auf jeden Fall “The Greatest Nobodies in History” von Adrian Bliss anhören.
Außerdem habe ich den zweiten Teil um Emily Wilde, einer Feenexpertin, von Heather Fawcett verschlungen. Macht das Herz warm, und eine ganz ganz tolle Frauenfigur.

Dann habe ich noch ein tolles Duo-Hörbuch gefunden: Butcher & Blackbird von Brynne Weaver. Das geht es ganz schön zur Sache (grins), aber die beiden Protagonisten lesen das so toll!

Außer Konkurrenz läuft “Views” von Marc-Uwe Kling. Unmöglich, viel über das Buch zu sagen, ohne zu spoilern, aber so viele Emotionen hatte ich noch nie bei einem Buch. Ich denke heute noch daran. Im Guten wie im Schlechten.

Und noch eine Empfehlung für Menschen, die es gerne etwas dunkler mögen, von Simon R. Green die Nightside-Bücher oder auch die Edwin Drood-Reihe. Urban Fantasy, ein paar Aliens, abgehalfterte Götter, diverse Morde, Kämpfe und ungewöhnliche Beziehungen. Hat sogar meinem Sohn (Leserichtung Manga und Co.) gefallen.
Ebenfalls Urban Fantasy sind die Bücher von Ben Aaronovitch und super recherchiert.

Ich oute mich jetzt als Literaturbanausin: gerade die Liste der 100 besten Bücher im aktuellen Spiegel durchgeschaut. Ich habe genau eins gelesen (Dürrenmatt) und erinnere mich ehrlich gesagt nicht mehr daran, ist fast vierzig Jahre her.

Schreibe einen Kommentar

The maximum upload file size: 4 MB. You can upload: image. Drop file here