Mehr Feuchtigkeit? Da hätte ich DEN Geheimtipp: Glycerin

Vor ein paar Wochen sah ich eher zufällig bei Shereene Idriss (Dermatologin mit Youtubekanal und phantastischer Haut) zwei kleine Videos, in denen sie erklärte, warum Hyaluronsäure nun nicht das Wundermittel ist und warum man lieber Glycerinspray nehmen sollte.

Da kamen nun mehrere Dinge zusammen: erstens fand ich meine Haut irgendwie “ausgetrocknet” (siehe auch Fotos ganz unten) und zweitens habe ich ja eine streng geheime Vorliebe für Do it yourself. Das ist bei kosmetischen Produkten aller Art nicht besonders schlau, in diesem Fall war es aber (Achtung Spoiler) ein voller Erfolg.

Was ist eigentlich Glycerin und was macht es?

Glycerin ist ein tatsächlich ein echtes Multitalent in der Hautpflege. Man findet es praktisch überall vom Shampoo bis zur Creme, ich habe sogar mal einen Tipp gelesen, dass man etwas in Nagellackentferner geben soll, damit er pflegender wird. Hatte ich ausprobiert, war vom Erfolg her eher semi.

Chemisch gesehen ist Glycerin ein Alkohol (offensichtlich von der guten und pflegenden Sorte!) und die Molekülgröße beträgt etwa 92 g/mol. Das ist auch der interessant Teil, das ist nämlich sehr klein, weswegen Glycerin leicht in die Haut eindringen kann. Außerdem kann Glycerin Wasser aus der Umgebung anziehen und binden.

Kurz und laienhaft gesagt: es hat feuchtigkeitsspendende Eigenschaften und wirkt als Humektant, zieht Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft an und hält sie in der Haut. Und noch besser: Glycerin hilft, die Hautbarriere zu stärken und verhindert das Austrocknen der Haut, die Haut sieht also glatter und weicher aus und fühlt sich auch so an.

Und warum ist das nun toller als Hyaluronsäure? Ganz einfach, es liegt an der Molekülgröße. Die liegt bei Hyaluronsäure je nach Typ zwischen 2.000 und 2.000.000 g/mol. Und von der Molekülgröße hängt unter anderem die Eindringtiefe in die Haut ab. Hochmolekulare Hyaluronsäure sorgt für den Kurzzeiteffekt, weil es sozusagen auf der Haut bleibt und sie aufpolstert. Niedermolekulare dringt etwas tiefer ein und hat einen eher mittel- bis langfristigen Effekt. Und Oligohyaluron kommt am weitesten, weil es am kleinsten ist. Aber immer noch DEUTLICH größer als Glycerin.

Noch ein Hinweis zur Herkunft: Glycerin wird sowohl aus pflanzlichen als auch aus tierischen Fetten und Ölen gewonnen. In der industriellen Produktion entsteht Glycerin hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Herstellung von Biodiesel und Seifen. Ich habe meins einfach in der Apotheke bestellt und war sehr erstaunt, als ich die Firma auf der Flasche las – Spinnrad. Da musste ich doch gleich an Frau Niklas und die Anfänge in der Hobbythek denken.

Wie macht man es und… die Wirkung!

Vom Grundsatz her ist es ganz einfach: man nehme etwas (!) Glycerin und Wasser und gebe es in eine Sprühflasche. Schütteln, aufsprühen, fertig.

In der Realität ist es natürlich etwas komplizierter.

Zunächst mal empfehle ich maximal 10% Glycerin in der Mischung zu verwenden, sonst kann es nämlich passieren, dass das Glycerin als feuchtigkeitshungriges Molekül das Wasser aus der Haut zieht. Man kann sich einfach herantasten, was gut funktioniert und auch mit etwas weniger anfangen.

Ich habe auch kein Leitungswasser genommen, sondern destilliertes Wasser (hatte ich eh da, weil ich damit bügele). Man kann auch Rosenwasser oder öhnliches nehmen, das mag ich persönlich aber nicht gern.

Und dann kommt der Knackpunkt: die Sprühflasche. Da bin ich eher zufällig auf Gold gestoßen, die auf dem Foto habe ich in der Pharmacie Becker gekauft. Sie sprüht extrem fein, tatsächlich wie eine Flasche mit Treibgas. Wie ich dann feststellte, kann man solche Flaschen aber auch bei Amazon (oder woanders) erstehen, einfach nach “sprühflasche wassernebel ultrafein” suchen und darauf achten, dass die Flasche diesen Sprühhebel hat.

Auf dem Foto oben seht ihr dann auch, wieviel Glycerin ich verwende. Ich habe schlicht die Höhe abgemessen und dann mit Zollstock daneben in etwa 10% genommen.

Die Anwendung ist auch einfach: ich nehme das Glycerinspray morgens nach Reinigung und BHA und abends nach der Reinigung. Und auch gerne ein- bis zweimal zwischendurch tagsüber. Aber Vorsicht! Die Wirkung ist toll, aber ich kann versichern, dass zehnmal am Tag nicht so gut ist, meine Haut reagierte dann mit roten Knübbelchen. Die waren am nächsten Tag aber wieder weg.

Wichtig: vor Gebrauch immer schütteln!

Womit wir zu den Beweisfotos kommen. Ich mache nie Vorher-Fotos, das hat schlechtes Karma, die Produkttests waren dann IMMER Fehlschläge. Diesmal musste ich aber nicht hektisch nach einem geeigneten Vorherfoto suchen, nehmen wir dieses hier von vor drei Wochen:

Ich fand es nämlich ziemlich schlimm, dass meine Haut so knitterig und ausgetrocknet aussah. War mir nie so aufgefallen.

Dieses Foto habe ich gestern gemacht:

Es war leider niemand zum fotografieren hier und ich habe versucht, so in etwa denselben Winkel hinzubekommen. Und natürlich hat das iPhone mal wieder alles ziemlich hell gemacht. Tut mir leid, ging nicht besser, aber man sieht: die “Knitterfalten” sind weg!

Update: das miese BIld hat mich jetzt doch gestört und ich habe eben den nächsten Versuch gemacht…

Da sieht man es doch etwas besser. Und was man blöderweise auch sieht… Tranexamsäure wäre doch wieder eine gute Idee, Stichwort Pigmentflecken.

Feuchtigkeit vermisst
Glycerin, altbewährt, wirksam 
Pralle Haut, gepflegt

Ich fand diesen Effekt schon sagenhaft. Allerdings muss man auch sagen, dass es halt bei meiner Hautsituation so ist. Ich neige zu feuchtigkeitsarmer Haut (Fett ist nie ein Problem) und da scheint mir das Glycerinspray der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Zumindest wurde ich letzte Woche wieder zehn Jahre jünger geschätzt, das hatte ich schon lange nicht mehr.

Habt ihr schon mal Glycerinspray ausprobiert? Und wer geht unter die Selbstrührer bzw. -schüttler?