Immer, wenn ich meine Liste der gelesenen Bücher anschaue, bin ich erstaunt über meine Mischung. Aber mit Büchern ist es wie mit dem Essen, manchmal darf es ein Butterbrot oder ein deftiger Eintopf sein, manchmal ein Gericht, an dem man zwei Stunden kocht und manchmal schlicht Schokolade.
Alexander Hagelüken: Wirtschaft für Kids
Verlagstext:
Kinder und Jugendliche haben viele Fragen an die Wirtschaft – und sind selbst wirtschaftliche Akteure. Dieses Buch erklärt jungen Leserinnen und Lesern auf das Wesentliche konzentriert und anhand anschaulicher Beispiele die Grundzüge der Ökonomie. Dabei gelingt es Alexander Hagelüken, spannend und kurzweilig die zentralen Details und die großen Zusammenhänge deutlich zu machen.
Wie schon etwas länger versorgt mich der C.H.Beck Verlag mit meinen Wunschbüchern und dieses hier habe ich aus reiner Neugier bestellt. Denn: ein leicht zu lesendes Buch über Wirtschaft, in dem aber die wichtigsten Themen behandelt werden, ist nicht nur für junge Leser:innen interessant, sondern auch für Ältere, die sich noch nie “so richtig” mit dem Thema befasst haben.
Die acht Kapitel sind logisch aufgebaut. Los geht es mit dem lieben Geld und weiter über Beruf und Arbeit. Dann wird es etwas allgemeiner, es gibt einen Überblick über Wirtschaftssysteme, Kapitel über Ungleichheit, Globalisierung und Digitalisierung, Klimawandel und Armut sowie Verbrechen und Wirtschaftskrisen. Und zum guten Schluss noch etwas zum Thema Geldanlage.
Sehr kurzweilig zu lesen, nicht zu viele, aber alle notwendigen Informationen und ich kann es sehr empfehlen für alle ab 13, die sich einen Überblick verschaffen wollen.
Thomas Piketty: Eine kurze Geschichte der Gleichheit
Verlagstext:
Mit seinen voluminösen Bestsellern «Das Kapital im 21. Jahrhundert» und «Kapital und Ideologie» hat Thomas Piketty eine internationale Debatte über die Ursachen sozialer Ungleichheit in Gang gebracht. Sein neues Buch ist eine bewusst komprimierte Weltgeschichte der sozialen Konflikte und Konstellationen und zugleich eine Lektion in globaler Gerechtigkeit: das eine Ökonomie-Buch, das wirklich jeder gelesen haben sollte.
Thomas Piketty hat mit seinen Büchern die soziale Ungleichheit wieder zurück ins Zentrum der politischen Debatten gebracht. Er sieht und benennt den Fortschritt in der Geschichte, und er zeigt uns, mit welchen Mitteln er erzielt wurde. Aber zugleich verwandelt er die historischen Einsichten in einen Aufruf an uns alle, den Kampf für mehr Gerechtigkeit energisch fortzusetzen, auf stabileren historischen Fundamenten und mit einem geschärften Verständnis für die Machtstrukturen der Gegenwart. Denn auf dem langen Weg zu einer gerechteren Welt stellt sich für jede Generation die Frage, ob sie ein neues Kapitel der Gleichheit aufschlägt – oder eines der Ungleichheit.
Ein ganz anderes Kaliber ist Thomas Piketty. Dieses Buch ist nicht leicht oder schnell zu lesen, es ist gespickt mit Statistiken und Daten und über manche Absätze muss man auch mehrmals nachdenken. Es ist zum Teil erschreckend zu lesen, wie ungleich auch unsere Gesellschaft ist. Andererseits ist auch schon einiges getan.
Mit seinen Thesen kann ich mich nur bedingt anfreunden. Ich finde das Buch gut als Startpunkt, um sich mit seinen Thesen zu befassen. Im Netz findet sich dann auch reichlich Kritik dazu.
Immer wieder gut: Martin Walker und sein Bruno
Die Serie rund um Bruno, den Polizisten aus dem Périgord, ist mittlerweile bei Band 14 angekommen, ich hinke etwas hinterher – mit Absicht. Ich spare mit immer gerne Bücher einer geliebten Serie auf, damit ich noch einen kleinen Vorrat habe, sollte sie aus welchen Gründen auch immer nicht fortgesetzt werden.
Dieses Jahr habe ich Menu Surprise (Band 11) und Connaisseur (Band 12) gelesen. Und wie immer bekam ich dabei Hunger (Reminder: unbedingt nochmal im Périgord Urlaub machen), die Fälle sind interessant und die Verbindung mit der neueren Geschichte richtig gut gemacht.
Wie immer kann ich Martin Walker allerwärmstens empfehlen!
Zwei Ausflüge in die Vergangenheit: Tom Clancy und Charles Sheffield
Re-Reads sind eine Sache für sich. Ich habe beim Aufräumen und Ausmisten meines Bücherregals so einiges fürs Wiederlesen in mein Schlafzimmer gepackt, u.a. “Die McAndrew Chroniken” von Charles Sheffield. Einer meiner liebsten SF-Autoren und zu meinem großen erstaunen las sich dieses Buch von 1983 richtig gut. Charles Sheffield ist vor zwanzig Jahren gestorben, aber zwei ungelesene Bücher aus einer Reihe habe ich noch. Die sind demnächst dran.
Wie ich auf Tom Clancy kam, kann ich wirklich nicht mehr sagen… irgendwie fand ich mich bei meinem Onlineaccount der Stadtbücherei wieder und lieh mir “Im Zeichen des Drachen” aus. Dieses Buch ist nicht gut gealtert, es war wohl extremer Zeitgeist. Ich dachte, ich bin in einer Werbeveranstaltung für das US-Militär.
Cozy Crime von David Safier und Robert Thorogood
Man sieht: ich habe ein neues Wort gelernt. Ich war noch nie eine Freundin von blutrünstigen Krimis, ich mag brutale Schilderungen nicht. Diese hier dafür umso mehr:
“Mrs Potts’ Mordclub und der tote Nachbar” von Robert Thorogood ist ein englischer Krimi at its best. Eine etwas schrullige alte Dame (die natürlich an der Themse wohnt), ein nettes englisches Städtchen und mysteriöse Mordfälle. Beste Unterhaltung.
Teilweise laut gelacht habe ich beim Hören der beiden “Miss Merkel”-Bände von David Safier. Beim Nähen höre ich sehr gerne Bücher und David Safier hat hier eine liebevolle Version unserer Angela samt Ehemann und der Uckermark verfasst. Ein ganz normales langjähriges Ehepaar mit Ecken und Macken. Und einigen ungewöhnlichen Hobbys. Wer auf der Suche nach kurzweiliger Unterhaltung ist, sollte auf das Hörbuch setzen. Die Sprecherin ist kongenial. Gibt es bei Spotify.
Ganz wunderbar: Mick Herron
Ich hatte euch schon den ersten Band von Mick Herron “Slow Horses” empfohlen (hier), die beiden nächsten “Dead Lions” und “Real Tigers” sind genauso gut. Die Geschehnisse rund um die aussortierten MI5-Agenten sind so anders als alle anderen Krimis/Thriller, die ich kenne. GANZ dicke Empfehlung!
Ein spannendes Gedankenexperiment
“Die andere Hälfte der Welt” von Christina Sweeney-baird fand ich faszinierend.
Die Story (vom Klappentext):
Glasgow, 2025. Dr. Amanda Maclean behandelt einen jungen Mann mit leichtem Fieber. Innerhalb von drei Stunden stirbt er. Die mysteriöse Krankheit breitet sich mit tödlicher Geschwindigkeit im Krankenhaus aus. Und das ist nur der Anfang. Alle Opfer sind Männer. Dr. Maclean schlägt Alarm, doch das Virus erreicht bald jeden Winkel der Erde. Bedroht Familien. Regierungen. Länder. Die Welt ist fremdartig geworden – eine Welt der Frauen, die sich rasend schnell an die Abwesenheit der Männer anpassen müssen. Können sie ein Heilmittel finden bevor es zu spät ist? Wird diese Krankheit das Ende der Geschichte der Welt sein – oder ihre Rettung?
Wie sieht eine Welt aus, in der 90% der Männer sterben? Wie erträgt man es, dass man als Frau nichts bekommt, aber Mann und Söhne über Ansteckung höchstwahrscheinlich umbringt? Wie sieht unser Leben aus, wenn die männlich besetzten Berufe von Frauen ausgeübt werden (müssen)?
Ich fand dieses Buch ganz phantastisch, insbesondere weil die Autorin der Versuchung widersteht, reißerische feministische Statements zu machen. Und sie hat eine interessante Erzählweise gewählt, es gibt viele Protagonistinnen, die aus ihrer eigenen Perspektive den Fortgang erzählen. Eben ein Gedankenexperiment.
Das Buch wurde größtenteils vor Corona geschrieben. Wenn man das so liest, waren wir mit Corona noch gut bedient…
Anmerkung…
Wer sich wundert, warum es so wenige Bilder der Buchcover gibt: ich versuche mir möglichst viel bei der Stadtbücherei auszuleihen und lese auf meinem neuen Tolino Vision 5 (als alter Sparfuchs ein älteres Modell mit Extrarabatt während einer Aktion gekauft…). Finde ich deutlich angenehmer als ein iPad, aber es ist halt schwarz-weiß. Sieht auf Fotos uninspiriert aus.
Was habt ihr in letzter Zeit gelesen?
10 Kommentare
Guten Morgen liebe Irit,
ich liebe Bücher, aber aktuell sind heftige Ermüdungserscheinungen in Bezug auf ernste oder komplexe Themen aufgetreten.
Daher meist nur ein bisschen Mord und Totschlag oder Fantasy, möglichst ohne zu viele Verluste an Menschenleben. Sehr nett ist die Innkeeper Reihe von Ilona Andrews. Bedient alles was man sich vorstellen kann Vampire, Werwölfe, fremde Welten, ist aber eine völlig neue Sicht auf diese Spezies. Meilenweit entfernt von den klassischen Geschichten.
Auch spannend, aber eher düster und blutiger sind die Nacherzählungen von Christina Henry, z. B. Hook oder Alice.
Und sehr interessant in einem künftigen Amerika die Gunnie Rose Bücher von Charlaine Harris.
Ben Aaronoovitch mit seiner Flüsse-von-London-Reihe ist auch prima.
Alles gut geschrieben ohne Anspruch auf Selbstreflexion oder Drama, einfach gute Unterhaltung, wenn man diese Art von Büchern mag.
Schönes Wochenende ich geh jetzt aufs Sofa zum Weiterlesen
Edith
Danke für die Anregungen, da ist gleich einiges auf meiner Liste gelandet.
Hui, da könnte ich den ganze Tag schreiben. Rotz und Wasser geheult habe ich kürzlich bei “Stay away from Gretchen” von Susanne Abel. Die Geschicht um Gretchen, die an zunehmender Demenz leidet und langsam aber sicher vergisst, was ihr zu Nazi-Zeiten passiert ist (ich will nicht spoilern) hat mich wirklich ganz extrem angefasst. Rotz und Wasser ist nicht übertrieben.
Dann ich als Hardcore Nordic Crime-Leserin die Cosy Crimes für micht entdeckt. Dicke Empfehlung hier Anders de la Motte “Der Tod macht Urlaub in Schweden”.
Bonnie Garmus mit “Eine Frage der Chemie” auch ganz großes Kino.
Ansonsten höre ich zum Entspannen und kurzweiligem Lachen gerne alle Hörspiele von Tommy Krappweis (kennt man vielleicht noch aus RTL Samstag Nacht). Kohlrabenschwarz, Ghostsitter + Mara und der Feuerbringer (eigentlich eher für Kinder, mir doch egal), Rufus T. Feuerflieg. Zum Brüllen.
“Stay away from Gretchen” steht auf meiner Vormerkliste bei der Stadtbücherei – kommt Ende November hoffentlich
Ich bab gerade „Stay away from Gretchen“ gelesen und bin total begeistert. Habe jetzt gerade das Folgebuch „Was ich nie gesagt habe“ angefangen und freu mich, dass die Geschichte weiter geht. Selten so was Spannendes zu dem Thema gelesen.
und ich habe eben die Mail von der Stadtbücherei bekommen, wird heute Abend heruntergeladen!
Ich habe die auch aus der Bibliothek – analog zwar, aber auch okay.
Ich probiere mich gerade an Tragödie und Hoffnung von Carroll Quigley. Eigentlich sehr spannend, aber auch sehr anstrengend da ich derart dicke Wälzer als iBook Leser normalerweise nicht mehr gewöhnt bin. Trotzdem, ich bleibe irgendwie dran.
Dann habe ich gerade „über Meereshöhe“ von Francesca Melandri gelesen. Wunderbar geschrieben und sehr berührend. Dann, Das achte Leben von Nino Haratschiwili, leider sehr aktuell…und eines meiner absoluten Lieblingsbücher..Eleni von Nicolas Gage. Absolut empfehlenswert und ein wichtiges Stück Geschichte, wie ich finde.
Und natürlich die nordischen Thriller, Emilie Schepp, Anna Nordby, Tomas Enger und noch ein paar mehr. Ich lese einfach sehr gerne, ziehe ein gutes Buch ( fast) jedem Film vor.
an dich habe ich diese Woche noch gedacht: was macht das Wasser in Südfrankreich?????
Guten Morgen
Tja, in unserem Brunnen ist es zum Glück nicht weniger geworden, aber leider auch nicht mehr. Es gab bei uns seit April:
2 moderate Gewitter und vielleicht 3 Stunden Fisselregen. Das war’s dann auch schon. Also nicht wirklich Entspannung…wir hoffen auf mehr im Winter. Überdies ist es viel zu warm, nächste Woche sollen es schon wieder 26grad werden! Ich finde es natürlich super keine Socken anziehen zu müssen, aber etwas beängstigend ist das schon.
Liebe Grüsse
dann drücke ich die Daumen für die nächsten Monaten und wünsche dir ganz viel Regen!
Bei uns hier ist es auch zu warm (was allerdings angesichts der Gassituation nicht schlecht ist) – für Ende der Woche sind bis zu 25 Grad angesagt.