Nachdem ich letzte Woche mit Besorgnis die Entwicklung der Zahlen gesehen habe und wie immer die Nachrichten verfolgt habe, gibt es derzeit für mich nur ein einziges Highlight: meine Mutter wurde am Freitag geimpft.
Ansonsten: ich dachte, wir hätten den Chaostiefpunkt schon erreicht, aber nein. Herr Laschet eiert rum und wechselt dreimal pro Woche seine Meinung plus die zugehörigen Verordnungen. So einen als Kanzler – herzlichen Glückwunsch. Herr Hans (der aus dem Saarland, kannte ich vorher tatsächlich nicht) macht eine schöne Öffnungsstrategie direkt neben einem Hochinzidenzgebiet. Und – ich wiederhole es ungern, aber man kommt derzeit nicht drumherum – die Mallorca/Urlaubsgeschichte ist der krönende Höhepunkt dazu. Ich gönne jedermann den Urlaub und würde auch lieber heute als morgen nach Südfrankreich oder Djerba. Aber ist eben nicht.
Ansonsten haben wir noch gut 1600 freie Intensivbetten in Deutschland, in den letzten drei Wochen stieg die Anzahl der belegten um 700. Das waren die Zeiten, als die Inzidenz noch niedrig war. Wir können uns also alle auch ohne detaillierte Kenntnis einer Exponentialfunktion ausrechnen, wo wir in zwei Wochen stehen: vor der Triage.
Da wird dann über testen, impfen und freiwillige Selbstbeschränkung – mit Verlaub – gelabbert. Das ist alles JETZT nicht so oder nur in Ansätzen verfügbar.
Was ich absolut nicht verstehe: es gibt mittlerweile genügend Belege, dass ein harter Lockdown das Infektionsgeschehen radikal eindämmt (s. unter anderem Portugal). Warum hat niemand den Mut, mal vier Wochen wirklich alles dicht zu machen und dann ist der Zauber vorbei? Natürlich ist das nicht schön oder angenehm und ja, es ist mit hohen Kosten verbunden und es hat auch was von Polizeistaat. Aber das wäre zumindest eine realistische Chance aus diesem Hin und Her herauszukommen. Apropos: mir ist derzeit völlig unklar, ob ich meine Mutter nächste Woche in Rheinland-Pfalz besuchen darf. Weiß jemand mehr?
6 Kommentare
Liebe Irit,
nein, ich weiß nicht mehr. Aber ich wiederhole meine Worte vom letzten Mal: ich unterschreibe jedes Wort. Hin und her, kreuz und quer, planlos und nur darauf bedacht, niemanden zu verärgern. So wird das leider nie was. Niemals hätte ich gedacht, das Folgende mal zu sagen, aber es ist leider wahr: ohne Härte wird das nix, und mit dieser Meinung stehen wir nicht allein. Die Mehrheit wünscht sich harte Maßnahmen, damit irgendwann mal ein Ende in Sicht ist. Ich auch!
LG, Wally
Liebe Irit,
leider weiß ich auch nicht mehr, obwohl ich “neben” Rheinland-Pfalz lebe und in RLP arbeite. Meine Eltern leben in der Stadt in der ich arbeite, ich ein Bundesland nebendran. Das führt manchmal zu Rätselraten, was ist wo erlaubt, sind Geschäfte auf oder zu, wann fängt die Ausgangsbeschränkung an, war es 20 oder 21h? Auch das Thema “wieviele Leute darf man treffen” ist munter unterschiedlich, und ändert sich selbstverständlich immer mal wieder, immer “in Abhängigkeit des Inzidenzwertes”.
Bitte nicht falsch verstehen, ich finde gut, dass in Abhängigkeit dieses Wertes Maßnahmen ergriffen oder gelockert werden, im praktischen Alltag ist es manchmal allerdings einigermaßen schwer den Überblick zu behalten.
Am besten, Irit, schaust du 1-2 (oder auch 3) Tage vor dem Besuch bei deiner Ma nach den gültigen Regelungen ihrer Stadt, denn heute erst hat die Ministerpräsidentin Dreyer für RLP individuell angepasste Regelungen angekündigt.
Viele Grüße und schöne Ostern für dich und deine Lieben!
Simone
Radikalität ist in unserem Land eine ganz schwierige Sache — auch und gerade für “das Richtige”… Es ist alles so wabbelig. So zögerlich. So halbherzig. So tröpfelig. Nicht nur in Pandemie-Angelegenheiten. Vor dem nächsten Kanzler graust mir auch ganz doll 😉
Natürlich “darfst” Du besuchen. Alle reisen kreuz und quer durch Deutschland, privat, beruflich. Wahrscheinlich mit dem Auto? Kurz nachdenken: “Welche Gefahr bedeutet mein Verhalten für mich und andere”… entscheiden… machen/nicht machen. Fertig. Bei uns auf dem Land gibt es überall Schnelltest-Möglichkeiten. Da, wo Du wohnst, sicher auch.
na klar, und ich habe Vorräte zu Hause. Bei jeder Gelegenheit bei Aldi Tests gekauft
Unterschreibe ich auch. Was mir dabei auf die Nerven geht, ist die Unverhältnismäßigkeit. Warum bleiben Wettbuden geöffnet? Warum sind Gottesdienste zu Ostern erlaubt? Warum wird Individualsport verboten?
ich war versucht zu sagen, dass Ostern der höchste Feiertag für Christen ist und man könnte ja mal. Und genau das ist die Wurzel des Übels – man könnte hier, man könnte da und am Ende haben wir dann den derzeitigen Flickenteppich. Ich bin sehr gespannt, was nächste Woche kommt. Ich vermute aber, nicht viel Gutes. Ich bleibe jedenfalls bis auf Einkäufe zu Hause.