Selbstoptimierung oder ich kann es nicht mehr hören

Das neue Jahr ist schon fast einen Monat alt und man wird weiterhin auf allen Kanälen geflutet: wie man seine guten Vorsätze umsetzt, wie man seine Ziele erreicht, wie man die Wohnung am besten aufräumt, wie man endlich die tollste Haut aller Zeiten bekommt, wie man 50 kg abnimmt und so weiter und so weiter.

Das ging letztes Jahr nach Weihnachten auf Bloglovin los. Entschuldigt, dass ich so oft über Bloglovin schreibe, aber das ist meine Website, um den Überblick über Blogs zu behalten. Social Media mache ich so gut wie nicht mehr, Instagram finde ich furchtbar (ich lese lieber als zu gucken) und Facebook ist halt irgendwie durch. Wobei wir bei Pinterest wären, aber das ist noch ein anderes Thema…

Zurück zu den zu erreichenden Zielen etc, ich hätte da mal einen revolutionären Gedanken.

was, wenn ich einfach gut bin wie ich bin?

Das würde das Leben doch stark vereinfachen. Ja, ich überlege auch immer, dass ich dringend mehr Sport machen müsste, meine Zeitplanung verbessern, endlich diese blöden 10 kg (bzw. meine Bauchrolle) los werden und so weiter.

Damit versaue ich mir regelmäßig meinen Tag und wenn wir mal ehrlich sind: ist das wirklich wichtig?

Nein, ist es nicht.

Ich glaube nicht, dass mich jemand weniger mag, weil ich besagte Bauchrolle habe oder keine 50 Liegestütze schaffe oder meine Shuffles nicht perfekt sind. Meine Töchter mögen es, wenn wir abends zusammen auf dem Sofa abhängen und Netflix schauen – das ist wichtig. Und wenn die neue Gardinenstange noch nicht angebracht ist, tut es die alte auch noch weiter. So what.

Ich rede hier nicht davon, dass man anstehende Aufgaben wie die Steuererklärung liegen lassen sollte. Ich denke aber, dass ich ein gesundes Maß zwischen Notwendigkeit und Anspruch finden sollte.

Dieser Drang zum Perfektionismus in allen Lebensbereichen bringt mich um den Spaß im Leben oder reduziert ihn zumindest beträchtlich.

Also gibt es keine neuen Vorsätze für 2019. Nein, stimmt nicht, es gibt genau einen: ein schönes Leben haben.

Wer ist dabei bei einem entspannten 2019?

20 Kommentare

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Hallo,

das finde ich einen großartigen Vorsatz!! Auf den Artikel hier hin habe ich mir gestern die Lippenstifte von Pat McGrath angesehen. Leider ist der Elson2 zur Zeit ausverkauft……. Liebe Grüße, Martina

„Was, wenn ich einfach gut bin, wie ich bin?“

Die Frage hab ich mir noch nie gestellt. Ich bin gut, wie ich bin.

Ein großer Teil von mir ist aber Abenteuerlust und die verlangt ihren Teil. Dafür brauch ich Energie. Die krieg ich aber nur durch erfolgreiche Aktivitäten. Ich brauche die Balance zwischen Aktivität und Entspannung. Liegt der Schwerpunkt zu sehr auf Entspannung, macht mich das unzufrieden. Januar ist mein traditioneller Entspannungsmonat, aber in diesem Jahr mache ich aktiv Gesundheitsvorsorge (anders essen, Sport) und hole mir Kraft. Ich hab letzes Jahr rumgehangen und es hat mir nicht gut getan. Dieses Jahr wird mein Jahr und ich nehme schon Anlauf. #herewego!

Hier also: eher nein. 🙂

WIE man sich entspannt, ist doch völlig egal – bei den einen abhängen, bei den anderen Sport, bei anderen noch andere Konzepte.

Ich mag mich nicht mehr von außen unter Druck setzen lassen

Keiner will sich von außen unter Druck setzen lassen. Eigentlich macht man es immer nur selber. Wer hat denn diesen Einfluss auf dich? Lass doch die anderen quatschen und mach dein Ding. 🙂

(Für mich ist Sport, wie ich ihn mir vorgenommen habe, übrigens nicht Entspannung, ich hab ein anders Ziel.)

Ich meine, was ist denn „schöner leben“ anderes als Selbstoptimierung?
Der Unterschied ist wohl, dass es deine eigenen Optimierungen sind, während dich vage Ziele anderer irgendwie triggern und deswegen nerven. Ich hab deinem Posting entnommen, dass es auch die Perfektion ist, die du nicht willst. Was hindert dich denn daran, es nur bis zu der Stufe zu machen, mit der du dich wohlfühlst?

die Herausforderung ist, die Stufe zu finden, die mir selbst entspricht und eben nicht etwas anderes. Das ist nicht einfach

Hallo Irit! Ich setze mich leider immer noch selbst unter Druck! Daran muss ich arbeiten! Wenn ich mal einen Tag keinen Sport mache, geht die Welt ja nicht unter!Aber es ist schwer, obwohl ich bei 1,70 55 kg habe und heute 64 Jahre alt geworden bin🙈 das ist ne Zahl, das ist schon mal ne Ansage und man kriegt ein wenig Angst!

Liebe Irit – du sprichst mir heute aus der Seele!
Ich liebe mein Leben, so wie es ist, ich will und mag nicht etwas hinterherrennen, nur weil es andere vielleicht toll finden.
Ich mag mich nicht unter Druck setzen lassen, weder von Marie Kondo noch von Ernährungs- und Fitnesspäpsten.
Was nicht heisst, dass es bei mir zuhause aussieht wie in einer Rumpelkammer, ich bin sehr ordentlich, meine Wohnung ist luftig und aufgeräumt.
Trotzdem bin ich zurzeit, so peu à peu, zusammen mit meinem Mann am Ausmisten, grad so, wie es uns passt.
Weil wir selber, nun da wir älter sind, Lust haben, uns von Ballast zu trennen.
Und nicht, weil es grad Mode ist und alle in leergeräumten, kahlen Wohnungen leben wollen.

Wenn ich Lust habe, nach Draussen in die Natur zu gehen, dann tu ich das, wenn nicht, geniesse ich meine schöne Wohnung, mein bequemes Sofa, die Katze, die neben mir liegt und schnurrt, Freunde einladen, gut essen, viel lachen…..

Ich habe seit zig Jahren keine guten Vorsätze an Neujahr, ich plane mein Leben nicht für die nächsten Monate/Jahre durch, ich will spontan das, was kommt, annehmen können, ich will Veränderungen, die sich in mir anbahnen, Zeit und Raum geben, sich zu entwickeln, ohne Druck von Aussen, ohne dass mir jemand sagt, was ich zu tun oder wie ich zu sein habe.

Von daher: Ich bin dabei, bei einem entspannten 2019!
Mit roten Lippen natürlich!

Wir leben doch auf Autopilot. Wir spulen Routinen ab, den ganzen Tag. Aufstehen, Frühstücken, zur Arbeit fahren, nach Hause kommen, Hausarbeit verrichten, vielleicht ein wenig Sport oder andere Hobbies, Fernseher oder Internet und dann ab ins Bett. Bloß ja nicht großartig denken müssen. Unser Gehirn hat uns somit schon selbstoptimiert. Zeigt sich bei solchen Dingen wie „habe ich jetzt die Wohnung, das Auto abgeschlossenen, den Herd ausgeschaltet, die Geschwindigkeitsbeschränkung in Zone 30 beachtet?…..
Alles was jetzt neu daherkommt wie zB. diese Vorschläge sich gute Vorsätze für das beginnende Jahr vorzunehmen, würden uns aus unserer Routine herausbefördern. Extra Aufwand für das Gehirn, also eigentlich gar keine Selbstoptimierung.
Ich halte es für wichtig, von Zeit zu Zeit mal über das eigene Leben nachzudenken und sich zu fragen, ob das so wie es abläuft, noch ok ist. Ich mache das aus eigenem Antrieb. Kann vielleicht nicht jeder. Dann sind solche Hilfen wie die guten Vorsätze zum Jahresbeginn möglicherweise eine Hilfe.

ja, die Gewohnheiten, ein ganz schwieriges Kapitel und du hast völlig recht – ohne den “Autopiloten” könnte man das Leben nicht bewältigen

Über das eigene Leben nachdenken und dann tatsächlich Dinge ändern, die nicht gefallen – ein langer Prozess

‘Über das eigene Leben nachdenken und dann tatsächlich Dinge ändern, die nicht gefallen – ein langer Prozess”

Findest du? Wenn mir Dinge an mir oder meinen Lebenumständen nicht gefallen ändere oder optimiere ich sie wie ich es für richtig halte. Ohne großartig darüber nachzudenken oder sie auf die lange Bank zu schieben. Sonst wird das nämlich nix. Ich kann mir aber auch ganz gut selbst in den A… treten. Manchmal sind äußere Umstände das letzte Zünglein an der Waage, zugegeben. Aber machen muss ich. Was andere von mir denken ist mir mittlerweile ziemlich egal, Gruppenzwänge, Trends u.ä. lassen mich ziemlich kalt. Ist mir aber auch erst so bewusst geworden, seit ich wieder allein lebe.

ja, es geht ja nicht nur um 2x die Woche Sport machen, sondern eben manchmal auch sehr weitgehende Entscheidungen. Also ich breche derlei nicht einfach übers Knie – ich wäge immer gern die Alernativen ab

Das mache ich natürlich auch. Trotzdem, wenn ich was wirklich will, kommt es nicht auf die lange Bank. Wenn ich was wirklich will, wird es durchgezogen, wenn auch ggf. anstrengend oder unbequem. Wenn ich WILL, schaffe ich alles. Und Risiko ist immer dabei, absolute Sicherheit gibt es nicht.

da hast du völlig recht. Ich verfolge derzeit auch sehr hartnäckig eine tiefgreifende Änderung und bereite schon mal alles vor, leider bin ich da von anderen abhängig… aber das will ich auch unbedingt!

Ach, Danke, Irit. Das kann nicht oft genug laut gesagt werden. Wir holen uns unsere Selbstbestimmtheit zurück!
Am abartigsten finde ich ja die elektronischen Tracker, die nachts (WTF) aufzeichnen, wie ich geschlafen habe. Zuvor natürlich ne App genutzt, um mich zu entspannen. Tagsüber ne App, um meine Schritte, Kalorien, Eiweiß-, Fett- und Kohlehydrate-Anteile zu zählen, ne andere App, um meine Auszeiten zu organisieren…

Am Wochenende habe ich mal wieder ohne Make-up gelebt. Also mein Gesicht, wie es w i r k l i c h ist. Ich bin so identifiziert mit der hübschen Maske, die morgens drauf kommt und abends runter –, dass ich mir ohne selbst fremd vorkomme. Man könnte jetzt sagen (und das tu ich ja auch schön immer): “Wow, toll, was Du aus Dir machen kannst.” Ja, is cool. Aber das b i n ich eben nicht. Nicht in echt. Und hier ist das, was ich bin… wenn ich nichts “aus mir mache”. Der Irrwitz ist: Um “nur” das zu sein, was man einfach ist, muss man heute mutig sein. Nichts aus sich zu machen, ist gegen den Trend, gegen den Hauptstrom, gegen den Anstand (überall alle Haare wachsen zu lassen z.B.). Einfach nur man selbst sein, ist doch irgendwie zu wenig. Oder?! — ist es genug…

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