Diesen Monat gab es ein wesentliches Learning: es gibt Grenzen.
Und zwar in vielerlei Hinsicht. Am auffälligsten war meine Erschöpfung. Ich musste zu meinem Erstaunen feststellen, dass meine Kraftreserven nicht unbegrenzt sind, sondern dass ich Auszeiten brauche – auch Urlaub genannt. Und zwar nicht nur mal ein langes Wochenende, sondern mindestens zwei Wochen am Stück und am besten ohne Handy.
Die letzten zwei Wochen waren einfach gut, insbesondere die Woche auf Djerba. Man mag ja über Cluburlaube und auch Tunesien denken, was man will. Für mich ist es Erholung pur. Ich sitze morgens auf meinem Balkon mit Meerblick und mache – nichts. Außer einen Kaffee trinken. Und so geht der Tag ungefähr weiter – am Strand liegen und aufs Meer schauen, ab und an darin schwimmen, mit den Kindern quatschen, schlafen (ich sage nur Mittagsschläfchen…). Die ersten zwei Tage war ich noch ziemlich rappelig, danach kehrte Ruhe und Frieden ein. Ich habe für mich gemerkt, dass ich einfach etwas länger brauche um abzuschalten und diese Zeit werde ich mir in Zukunft sehr bewusst nehmen.
Aber auch andere Grenzen wurden mir bewusst: ich brauche mehr Zeit, um neue Dinge zu lernen. Wenn man zwanzig ToDos im Hinterkopf hat, ist die Konzentration auf ein spezielles Thema schwierig. Und es gibt Themenblöcke, die so groß sind, dass ich es nicht einfach nebenher oder in Etappen erledigen kann. Bei einem speziellen Thema arbeite ich an einer Lösung, mal sehen, wo das hinführt. Vermutlich werde ich es aber einfach lassen. Manchmal muss man Pläne anpassen und auch einfach mal etwas streichen. Das ist in diesem speziellen Fall schade, aber nicht zu ändern.
Weg von den Grenzen, ich habe noch mehr gelernt: Wände streichen. Jawohl, ich kann das. Ich muss mir einfach nur genug Zeit nehmen und alles sorgfältig erledigen (insbesondere abkleben…) und siehe da: eine grüne Wand. Siehe auch hier.
Was habt ihr im letzten Monat dazugelernt?
4 Kommentare
Ich hab vor einigen Jahren mitbekommen, dass sowohl Regenerationszeiten länger werden als auch Konzentrationszeiten kürzer.
Obwohl ich Adrenalin in mir wirklich sehr mag, tut es mir nur bis zu einer gewissen Grenze gut, die ich locker reiße, wenn nicht nicht aktiv aufpasse. Wenn man Jahrzehnte in einen gewissen Energiestrom gelebt hat, fühlt es sich mitunter hie und da mal unbefriedigend an, sich hier auszuklinken, aber: diese Lücke füllt ein anderes Gefühl, ich genieße nach und nach Ruhe und meine eigene Gesellschaft wie früher sehr guten Wein. Ich weiß nicht mal, ob es früher weniger gebracht hätte, die Seele zu pflegen, heute ist mir auf jeden Fall klar, wie wenig ich wirklich verpasse, wenn ich immer öfter nein sage und die Zeit mir selber gönne. Wurde die Wertschätzung für mich größer? Brauche ich weniger Anerkennung als früher? Definitiv.
In unserer schnellpulsigen Zeit fühlt es sich seltsam an, überhaupt erst mal innezuhalten, aber das Leben ist limitiert. Mir gab zu denken, gelesen zu haben, dass man auch, wenn man länger lebt, das Leben ja nicht wie im jetzigen Alter verbringt, sondern oft später mit deutlichen Einschränkungen, die einen dann zur Ruhe zwingen, sogar zu einer bestimmten Art, die nicht mehr selbstbestimmt ist. Ich frage mich, ob das Immunsystem die letzte Reißleine zieht, wenn der Kopf einfach so weitermachen will. Ich selber brauche offenbar sehr starke Pole, zwischen denen ich balanciere. Der Ruhepol wird stärker, der Aktivitätspol kürzer, um in Balance zu sein. Seit einiger Zeit gönne ich mir Zeit wie früher Einkäufe. Ich bin eigentlich sehr froh, früher so viel gemacht und selbst gekauft zu haben.
Am schwierigsten war es für mich, einzusehen, das extra erreichte körperliche Energie zwar sehr viel bringt, aber auch dazu verführen kann, sich seelisch und kraftmäßig zu übernehmen, weil sich das oft auch so hochpulsig anfühlt. Das einfach für sich zu nutzen, statt für immer neu anstrengende Sachen im Außen scheint mir ein kluger Ansatz für sich selbst zu sein. Ich hab früher Rückzug eher wie Resignation verstanden, während es sich jetzt wie stilles Strahlen anfühlt. So gesehen ist älter werden wirklich toll und die Zeit jetzt extrem kostbar.
Liebe Irit, mir geht es ähnlich wie dir, ich brauche mehr Erholung, am besten ohne Handy. Sooo schnell wie ich manches gerne erledigen würde geht es nicht, WEIL ich dann noch erschöpfter bin als mir bewusst ist. Ob es mir gelingt, mehr Auszeiten zu integrieren vage ich allerdings zu bezweifeln. Aber ich arbeite daran.
Ich kenne das auch nur zu gut.
Ständig 20 Dinge auf dem Schirm, versuche immer und überall präsent zu sein…
Auf Dauer macht das kaputt.
Multitasking geht immer zu Lasten der Qualität.
Lieber nur auf eine Sache konzentrieren, und die dafür zu Ende bringen.
Freue mich auf meinen Urlaub im November.
Endlich mal raus aus dem Hamsterrad des Alltags….
ich sehe schon… wir sind alle reif für (erneuten) Urlaub und Auszeiten….