Von der Schönheit des Erledigens

Heute ausnahmsweise mal nichts zum Thema Minimalismus, sondern ein paar Gedanken zum alltäglichen Leben, zu Aufgaben und Pflichten und all den Dingen, die irgendwie nicht so toll sind.

Wem kommt die Situation bekannt vor? Wäscheberg hier, Spülmaschine nicht ausgeräumt, Rechnungen müssten auch noch bezahlt werden, das Auto muss zum TÜV (oder wahlweise Sommer/Winterreifen bekommen), der Blogpost für morgen noch nicht geschrieben und dann klingelt auch noch das Telefon.

Bäääh.

Dreimal bäääh, weil man nämlich gerade wirklich nichts tun möchte und überhaupt alles zu viel ist. Habe ich auch ab und an, hat wohl jeder mal.

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich es so richtig realisiert habe, aber genau diese Situation ist eine echte Chance auf Glück.

Stellen wir uns da einfach so vor: Zettel her nehmen (oder das Notizbuch), alles in kleine Portionen verpackt aufschreiben und loslegen. Zunächst mal die kleinen Sachen, Spülmaschine ausräumen dauert maximal fünf Minuten. Termin für den TÜV abmachen auch. Rechnungen bezahlen vielleicht eine Viertelstunde. Derzeit läuft schon die Waschmaschine und bei jedem Gang durch die Wohnung wird nebenher etwas mitgenommen, aufgeräumt, in Ordnung gebracht.

Zwei Stunden später ist recht viel auf der Liste abgehakt. Gutes Gefühl, wenn man so viel geschafft hat. Ein regelrechtes Glücksgefühl, der Stolz auf das, was man geleistet hat und so gut erledigt hat.

Tolle Sache, oder? Den lästigen Alltagskram erledigen und so ganz nebenher die gute Laune wiederfinden und sich selbst mögen.

Ich erinnere mich noch mit Schrecken an die Sprüche meiner Mutter (“was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen” und so weiter), aber da ist etwas dran. Das gute Gefühl, notwendige Dinge erledigt zu haben und anschließend mit gutem Gewissen zusammen mit einem Buch aufs Sofa zu sinken – unbezahlbar.

Das funktioniert natürlich auch bei der Arbeit…

Oder jetzt gerade: es ist Montagabend, bin heute morgen um vier aufgestanden, um meinen Flieger zu bekommen und hundemüde. Blöderweise ist wegen Urlaub usw absolut nichts für den Blog fertig, weder meine Reviews noch sonst etwas. Diverse unbeantwortete Mails und so weiter. Also noch zwei Stunden dranhängen. Das habe ich getan und ja, da ist dieses tolle Gefühl, wenn man etwas geschafft hat und mir geht es gut. Ich werde gleich ruhig einschlafen.

Kennt ihr diese Situation und diese Gefühlslage?

7 Kommentare

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Mal ein ganz anderes Thema – ich lese und kommentiere i.d.R. nur die Beauty Beiträge – ein Fehler wie ich gerade feststelle. Natürlich kenne ich das Problem – auch ich habe eine Neigung zu Aufschieberitis. Habe ich mir allerdings schon lange abgewöhnt weil ich festgestellt habe, dass die aufgeschobenen Dinge sich hartnäckig im Hinterkopf festsetzen und irgendwie latent präsent sind – das empfinde ich als belastend, und das so sehr, dass das sofortige Abarbeiten nach Überwindung des kleinen Schweinehundes viel weniger belastet – im Gegenteil – das Erledigen schüttet tatsächlich und SOFORT Glückshormone aus, und es ist aus dem Kopf verschwunden. Leider klappt dies nur im Privatbereich – im Job habe ich das komischerweise nicht so gut im Griff. Da können schon mal 2 Wochen Ablage auflaufen. Ich verstehe nicht, warum ich das privat hin bekomme und im Job nicht, aber ich arbeite daran. Du hast mit deinem Beitrag mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen! Es ist Samstag und ich werde jetzt meine Überweisungen machen, die Wäsche, den Pizzateig für abends usw. ? Schönes Wochenende, und ich bin neugierig was andere noch dazu schreiben, LG aus dem stürmischen und kalten München, Alexa

Ich finde, Schweinehunde werden unterschätzt – schließlich ist es unsere Aufgabe, die Besitzer vor Überforderung zu bewahren. Sie sollen sich nicht erkälten, wenn sie draußen im Regen rumrennen, sie sollen sich Zeiten der Regeneration nehmen und gut zu sich sein.
Aber dennoch:
Als ich noch jung und unerfahren war, hielt ich Chillen auf der Chaiselongue, ein Glas des Lieblingsweins in Reichweite, Pralinen vom Hofkonditor und ein „gutes Buch“ für einen unter allen Umständen erstrebenswerten Tagesausklang.
Mittlerweile zieren mein Fell etliche Silberfäden und als – hüstel – gealterter Schweinenehund sehe ich die Dinge wie Irit – sie scheint mir eine Jüngerin Epikurs zu sein, auch wenn ihr das vielleicht nicht bewusst ist. Nach Epikur erreicht der Mensch die Lebenslust als Prinzip und Ziel eines gelingenden Lebens , wenn er sich nicht durch vorübergehende Lustgefühle leiten lässt, sondern einen Zustand anhaltender Befriedigung anstrebt.
Und sagt selbst, diese Zustand – die “Meeresstille der Seele” – entsteht doch weit eher durch die tiefe Zufriedenheit nach ungeliebter und dennoch getaner Arbeit als durch ein Übermaß an Rotwein und Schokolade. (Seufz!)

Selten so “ertappt” und “den Nagel auf den Kopf getroffen” gefühlt wie bei diesem Beitrag … und schmunzeln müssen bei den Kommentaren von happyover50 und schweinehund :-).

Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende .. und mache mich jetzt noch über irgendetwas Nützliches 🙂 …!

Ich hab mit den Jahren sogar das Gefühl, dass ich viel tiefer entspannen kann, wenn ich was erledigt habe. Meine Mutter und ich unterhielten uns neulich darüber und stellten fest, dass wir beide zuerst aufräumen, wenn wir das Gefühl bekommen, krank zu werden. Der Erholungseffekt danach ist größer, obwohl es normalerweise fast immer relativ ordentlich ist. Aber meist gehen gerade in dieser Zeit paar Schwächetage voraus. Ich glaube, man unterschätzt mentale die Energie, die man aufbringt, Dinge aufzuschieben, also aktiv auszublenden. Habe ich das erledigt, kriege ich die Energie dafür sofort frei, was sich wie ein Energieschub für mich anfühlt. In größeren Maßstab ging es mir auch bei meiner Trennung so. Es hat vorher, von mir unbemerkt, unheimlich viel Kraft gekostet, auszublenden, dass unsere beiden Zukunftswege sich schon gegabelt hatten. Als ich mich getrennt habe, bekam ich danach meine eigentlich normale Energie wieder, die sich anfühlte wie ein neues Leben.

Dabei hab ich früher immer gedacht, etwas liegenzulassen spart Energie – aber man verpulvert sie nur unbemerkt woanders – und muss es trotzdem später immer noch machen.

Das ist ein interessanter Aspekt, so habe ich noch nie darüber nachgedacht. Ich glaube, du hast recht. Man verschwendet Zeit und Energie aufs verdrängen anstatt die Sache (welche auch immer) zu klären. Das mag dann kurzzeitig unangenehm sein, aber hinterher ist es besser – man hat den Kopf frei!

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