Vor kurzem habe ich über meine Lesegewohnheiten geschrieben, die sich im Lauf der Jahre geändert haben – und ihr hattet viel dazu zu sagen. Durch meinen Vorsatz, dieses Jahr 50 Bücher zu lesen, war ich mehr oder weniger gezwungen, mich mit meinem Bücherstapel auseinander zu setzen. Ich habe sortiert (Stichwort: aufgeräumte Wohnung) und vor allem aussortiert. Und neu gekauft.
Bei mir sind die Bücher in drei Kategorien aufgeteilt: Science Fiction, Krimis/Thriller und der Rest. SF ist etwas für Sammler, man wirft keine guten alten Bücher weg (man bekommt sie nämlich im Zweifel nie wieder, SF hat immer nur kleine Auflagen) und so habe ich davon die meisten. Ein ganzes Regal voll mit meinen diversen Lieblingsautoren und eins mit bunter Mischung.
Bei den Krimis habe ich festgestellt, dass sie doch sehr zeitgeistig sind. Ich habe erstmal die Tom Clancys und Co entsorgt, eine längst vergangene Welt. Wobei es erstaunlich ist zu sehen, worüber man sich vor zwanzig oder dreißig Jahren Gedanken gemacht hat. Ich bin mal gespannt, wie ich in zwanzig Jahren über die Bücher aus diesem Jahrzehnt denke.
Dann war da noch der Rest. Und eine erstaunliche Entdeckung. Ich konnte keine Romane mehr lesen. Vor allem keine, in denen Gefühle im Vordergrund standen. Liebesromane schon gar nicht, höchstens die leichte Sorte a la Ildiko von Kürthy. Als hätte ich mich selbst von einem Teil von mir entfernt und unter keinen Umständen wollte ich ihm wieder näher kommen.
Heute lebe ich in Teilzeit allein (sozusagen zwei halbe Töchter), meine Töchter sind mir näher denn je (was aber vielleicht auch eine Altersfrage ist), erstaunlicherweise meine Mutter auch und langsam aber sicher lebe ich wieder mein Leben. Mit allem Drum und Dran. Ich habe abgenommen – ganz von allein. Es macht mir wieder Spaß zu schwimmen. Ich tanze. Und ich lese sogar wieder Romane. Ich bin wieder ich.
3 Kommentare
Romane mag ich auch so gut wie gar nicht mehr lesen. Auch Krimis in denen die privaten Probleme der Protagonisten mehr Platz einnehmen als das Handlungsgeschehen lege ich sofort wieder weg. LG Jutta
Liebe Irit,
der letzte Abschnitt, vor allem der letzte Satz berührt mich sehr. Und es freut mich sehr für Dich. Ich denke, es ist ein tiefes inneres Glück, sagen zu können, ich bin wieder ich. Auch wenn es oft mit Leid, Schwierigkeiten und Problemen einhergeht.
Ich hoffe, ich erreiche diesen Zustand? auch wieder. Und warum gelingt es in Beziehungen so schlecht, man selbst zu sein? Trotz aller wirtschaftlichen Selbständigkeit, einem guten Beruf und eigenen Interessen?
Auch schön, dass das mit dem Lesen wieder Freude macht. Ich stelle auch fest, dass manche Bücher, auch gute Literatur nicht mehr zu einem passen. Noch fällt es mir da schwer, sie weg zu werfen.
Mach’ weiter so und viel Glück!
Hm, ich konnte eine ganze Zeit – länger als du – auch keine Romane mehr lesen. Als es ganz extrem war, ging auch nichts anderes. Mittlerweile gehen auch bei mir wieder Romane. Vorangegangen waren emotionale Erschütterungen, die erst heilen mussten. Den Genuss für Bücher, Lesen brauchte ich als Selbstheilungskraft. Ja, man wird wie man selbst, aber irgendwie anders als vorher.