ein großer Lesegenuss. Der Berliner Strafverteidiger, der mehr und mehr als Schriftsteller arbeitet, fasziniert mich seit Jahren mit seinen Geschichten und auch dem ersten Roman “Der Fall Collini”.
Von Schirach ist ein Sprachkünstler, und er ist ein Minimalist, seine Sprache wirkt nicht durch starke Worte, sondern eher durch das Weglassen, durch den Raum zwischen den Worten, in den der Leser eingeladen wird, in dem er sich aber auch leicht verfangen kann. Ich muss schon genau hinschauen und vieles zweimal lesen, damit ich nichts verpasse. Für diese Geschichte habe ich das gerne getan.
Geschildert wird das Leben eines introvertierten und vielleicht sogar ein wenig sonderbaren Mannes mit leicht autistischen Zügen, der sich verfängt in den nicht verarbeiteten Kindheitserlebnissen und seiner Kunst. Er ist sehr erfolgreich als Fotograf und als Künstler mit aufwändigen Installationen. Als er auf die großen Fragen des Lebens, was ist Schuld und wie gehe ich damit um, keine Antwort findet, inszeniert er eine weitere große Installation, diesmal aber nicht in Hallen oder Ateliers, sondern in seinem Leben unter Beteiligung von Polizei, Staatsanwaltschaft und Strafgericht. Hätte er nicht den tiefsinnigen Verteidiger Biegler überzeugen können, ihn zu vertreten, hätte diese Inszenierung auch anders ausgehen können.
Ein poetisches, anrührendes, liebevolles Buch, das ganz lakonisch daherkommt. Eine Freude.
1 Kommentar
Ich habe das Buch Gestern zu ende gelesen. Absolut lesenwert.Mir gefielen die vor einigen Monaten am Sonntagabend gg 22.00 Uhr im ZDF ( glaube ich) gezeigten “Kurzkrimis” schon sehr gut, weil mal eine andere Perespektive des Täters und seiner Tat aufgezeigt wurde. Aber dieses Buch ist noch mal eine Steigerung in der Darstellung.