Ich habe eine Langzeitliebe, die tatsächlich noch älter ist als die Beziehung mit meinem Mann. Diesen Sommer ist sie 25 Jahre alt, sie begann sehr wild, stürmisch und laut und wie bei allen Beziehungen wurde es irgendwann mal leiser, aber intensiver. Und letztes Jahr haben wir zusammen ein denkwürdiges Jubiläum begangen.
Nicht, dass jetzt hier irgendjemand glaubt, ich hätte einen Langzeitlover – das hier ist die Kategorie Feuilleton. Die Rede ist vielmehr von meinen Lieblingsmusikern, den Einstürzenden Neubauten.
Ich habe sie zum ersten Mal 1986 in Bochum bei einer Veranstaltung namens “Herz aus Stahl” gesehen und seitdem bin ich hin und weg. Die Musik ist gut, wandelbar und immer wieder neu. Und ich mag die Texte – da ist thematisch einfach alles dabei. Blixa Bargeld (der Sänger) setzt seinen literarischen Anspruch einfach gut um.
Zugegebenermaßen sind die alten Platten aus den 80ern und Anfang der 90er ein wenig, äh, gewöhnungsbedürftig – es ist laut, metallisch, anarchistisch. War ja auch eine wilde Zeit damals. Mittlerweile sind die Jungs auch um die 50, haben Frauen und Kinder und die Musik ist nicht mehr ganz so laut. Kann sie aber ab und zu.
Letztes Jahr waren wir auf dem Konzert zum 30-jährigen Bühnenjubiläum in Berlin (Janne hat auf unsere Kinder aufgepasst :-)) und es war wunderbar – mein Mann und ich teilen denselben Musikgeschmack, wir haben uns auch in einer eher fragwürdigen Disco kennengelernt… Egal, zwei Stunden waren wir wieder jung und wild, tranken Bier aus Pappbechern und haben uns bestens amüsiert.
Und falls jetzt jemand neugierig geworden ist: das Album “Alles wieder offen” ist mein Einsteigertipp.