Minimalismus: Vorratshaltung

Das Thema “Loslassen” wird in meinem Leben immer präsenter und in den letzten zwei Jahren hat es langsam aber sicher meine Vorräte erwischt.

Kennt Ihr das noch von Zuhause? Meine Mutter hatte früher jeweils 10kg Mehl und Zucker in der Vorratskammer plus diverse Konserven plus plus plus. Als ich 1985 nach Dortmund gezogen bin, bekam ich eine Erstausstattung – der Vorratsschrank war voll. Das war natürlich ein Verhalten geprägt aus der Kriegserfahrung (meine Mutter ist Jahrgang 1937), aber irgendwie habe ich es übernommen und nie in Frage gestellt.

Bis ich vor drei Jahren angefangen habe, mein ganzes Leben neu zu sortieren. Der Minimalismus und die Reduzierung der Besitztümer zog in meinem Leben ein und eines Tages stand ich in meiner Speisekammer und fragte mich, vor welchem Krieg ich Angst habe. Da gab es größere Einkäufe aus dem Asiamarkt (da fahre ich ja nicht so oft hin), Konserven (die ich eigentlich nie zum Kochen nehme), Stapel von Tempos und Toilettenpapier, Alufolie und Frischhaltefolie, 2,5 kg Kaffee, Aldi-Angebote in zigfacher Ausführung (Sardellen, Kapern und so weiter), jedes einzelne Putzmittel auf Reserve und so weiter und so weiter.

Es hat anderthalb Jahre gedauert, bis ich meine Vorräte reduziert habe – durch schlichtes Aufbrauchen und teilweise auch wegwerfen. Sehr einfach.

Genauso lange hat es gedauert, mein Einkaufsverhalten zu ändern. Nein, ich brauche weder Putzmittel auf Vorrat (DM ist nicht von der Pleite bedroht, hoffe ich zumindest) noch zehn kleine Dosen Oliven. Auch die fünf Tuben Zahnpasta sind eher unnötig. So lebe ich jetzt ein befreiteres Leben mit viel Platz in der Speisekammer (da geht allerdings noch was) und zu viel Zeugs macht mich mittlerweile nervös. Und meistens gelingt es mir auch, dem Einkaufsimpuls zu widerstehen.

Bis auf eine Ausnahme…

Ich alter Sparfuchs kann bei Barilla für den halben Preis einfach nicht widerstehen und kaufe den Quartalsvorrat an Spaghetti ein. Immerhin habe ich die Tomatensauce nicht gehortet. Und das Chili con carne oben rechts verdampft bei uns irgendwie immer. Ich arbeite noch daran, bei Sonderangeboten zu widerstehen.

Und noch eine Ausnahme gibt es: mein Büchervorrat. Aber der verdirbt ja nicht und ich liebe es vor meinem Regal zu stehen und das nächste Buch auszusuchen. Aber auch da habe ich heftig ausgemistet, allerdings bei den gelesenen Büchern.

Ähem, kommen wir zum Beautykram. Die aktuelle Vorratskiste sieht so aus:

Für meine Verhältnisse extrem überschaubar und es sind alles Produkte, die ich auch benutze. Die berühmten Backups. OK, es gibt noch eine zweite Kiste mit Zahnpasta, Rasierklingen und so weiter, also Dinge, die meine Töchter auch benutzen. Aber auch die hat sich deutlich geleert.

So lasse ich dann langsam aber sicher los und gewinne an Sicherheit in meinem Leben.

Wie haltet Ihr es mit den Vorräten?

 

16 Kommentare

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Wirklich! Die haben auch ganz dünne Spagetti…und die Rigatoni sind auch super! Die einzigen Nudeln ohne Ei die Klasse sind.
Schönes Wochenende!

Noch eine Stimme für De Cecco 🙂 Barilla hat dafür meines Erachtens die mit Abstand beste Pasta Integrale, die wirklich schmeckt und auch gut aussieht!

Ansonsten arbeite ich daran, mich nicht von jedem Sonderangebot verführen zu lassen. Vorräte habe ich allerdings weiterhin bei Dingen des (zügigen!) täglichen Gebrauchs, die nicht (tief-)gekühlt werden müssen und lange haltbar sind.

Ich kann nicht ohne Dosentomaten (Aroma nicht zu vergleichen mit der trostlosen “Frischware” außerhalb der Saison), Kapern, Sardellen, Sardinen (mein schnellster/bester Überraschungs-Gäste-Happen 🙂 -> Sardinen in Chili-Öl abtropfen lassen, dann vorsichtig wie ein Wiener Schnitzel panieren, ausbacken, dazu frisches Tsatsiki, Oliven, Zitronenspalten, Baguette oder Toast – passt zu Wein, Bier, oder einfach so), Bohnen, Linsen, Nudeln, Langkorn- und Risottoreis, Tee, Kaffee. “Zwangsläufig” Kriecherlmarmelade von unserem wunderbaren Baum. Backpulver und Essig – auch zum Putzen.

Im Kühlschrank hab’ ich’s dafür gern so übersichtlich bis leer wie möglich 😉 … ich möchte mein Essen nicht danach richten, was unbedingt “wegmuss”, damit es nicht in der Tonne landet (was in unserer Überflussgesellschaft trotzdem viel zu oft der Fall ist) …

Guten Morgen Irit,

da ich wenig Geld zur Verfügung habe, kaufe ich immer Vorräte, wenn Artikel im Preis reduziert sind (sofern es gerade finanziell möglich ist). So gab es kürzlich bei Lidl die große Dose Kichererbsen reduziert von 99 auf 59 Cent. Da habe ich gleich 50 gekauft. Bei haltbaren Lebensmitteln, die ich regelmäßig verbrauche, finde ich Vorratshaltung generell gut, so muss ich seltener und weniger Einkaufen, meist nur frisches. Für alles andere mache ich alle paar Monate einen Großeinkauf. Auch bei Produkten wie Zahnpasta, wo ich regelmäßig die gleichen zwei bis drei Sorten kaufe, habe ich nichts gegen Vorratshaltung. Anders sieht es bei Foundation und Cremes aus. Da probiere ich gerne neues aus und habe recht wenig zu Hause.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Ich habe beim lesen einige De ja vous gehabt und arbeite ebenfalls daran nicht ALLES auf Vorrat zu kaufen, schon aus Platzgründen. Bei Angeboten tue ich mir auch schwer, ich backe leidenschaftlich, jetzt vor der Adventszeit besonders, und da z.B. Butter extrem teuer geworden ist schlage ich da schon zu und friere ein. Ich habe das Glück dass mein Mann das Gegenteil eines Horters ist der wartet wirklich immer bis etwas aufgebraucht ist. Da sind wir zwar manchmal im Clinch weil er oft das letzte nimmt und nichts sagt aber wir haben einen Mittelweg gefunden. Obwohl kein Kriegskind habe ich gerne ALLES da für alle Fälle aber ich zügle mich so gut es geht. Mein Backschrank allerdings ist schon SEHR voll, ein Alptraum- ich möchte was backen und es fehlt eine Zutat. Fazit: Manche essentiellen Dinge (Toilettenpapier) sind vorrätig aber sonst versuche ich mich zu bremsen- wie schon gesagt vor allem aus Platzgründen nicht aus wirklicher Überzeugung- leider. Wenn ich einen Vorratsraum hätte wie früher daheim wäre der gut gefüllt. Dein Beitrag erzeugt bei mir dennoch Nachdenklichkeit, danke dafür.

Das Dosen-Tütenproblem hab ich auch. Bei mir ist es ja nicht nur die elterliche Kriegeserfahrung, sondern auch die Mangelwirtschaft im Osten, bei man das Verhalten der Eltern eher noch vertieft hat und die mir noch in greifbarer Nähe scheint. Dann kommen noch die sehr sparsamen Zeiten dazu, die man hie und da und zum Teil lange hatte, in denen man für Sonderangebote anfällig wurde.
Was mir am besten hilft, aber ich bin auch noch auf einem Weg, der noch lange nicht zu Ende ist, ist aber das praktische Beispiel. Meine Großtante und unserer Freund, als er noch in London lebte, waren lebendige Beispiele, die überzeugender wurden und für die Theorie lediglich zusätzliche Flankierung war. Ich musste allerdings wirklich selber sehen, wie entspannt äußerliche Ordnung und Übersichtlichkeit auf die Menschen wirken, die so leben, sowie auf mich, die diese Besuche überraschenderweise entspannt wie einen intensiven Kurzurlaub empfand. Ich überlege gerade warum.

Ich denke, Menschen, bei denen nicht jeder oder viel freier Raum besetzt sind, haben Platz, sich auf was Neues einzulassen, weil der Raum dafür da ist. Das meine ich nicht physisch. Wer es schafft, freie Räume wie wichtige Gestaltungselemente einzurichten, der hat auch Platz, sich auf andere einzulassen, deren Gedanken, sich aus den Gesprächen knospende neue Ideen usw.
Neue Sachen sind nicht mit alten Verlusten verbunden, machen aber auch klar, dass Materielles nicht so extrem präsent ist. Wenn es das nicht ist, wird Ideelles präsenter.

Ich las neulich mal einen Artikel über schwindende Bücherregale und dass es schade ist, bei anderen nicht zu sehen, was sie lesen. Ich frage mich aber, ist das wirklich gut oder schlecht.
Wenn Bücherregale Bücher enthalten, die uns vor 10 Jahren begeistert haben und wir sie zwar noch schätzen, sagt das wirklich noch was über uns aus? Helfen Bücher nicht auch dabei, Menschen in Schubladen zu stecken, denen man sonst mit der Freiheit aller möglichen Interessengebiete begegnen würde? Wenn man sich an nichts festhalten kann und man das bedauerlich findet, sagt es was über diejenigen oder über uns aus?

Mit der Küche ist es irgendwie genauso. Es ist recht schwer, neue Gerichte und Essgewohnheiten zu etablieren, wenn die Vorratshaltung das Alte anbietet, das man sowieso aus dem Handgelenk kocht. Neues hat es dann übermäßig schwer.
Ich hab Z.B. Bei einem Londonbesuch vor 2 Jahren Edamame-Bohnen kennengelernt. Giftgrüne, frische junge Sojabohnen, die dort z.T. aus optischen, aber auch geschmacklichen und ernährungstechnischen Gründen (kalorienarm, riesiger Eiweißanteil, nur wenig davon macht satt und damit auch schlank) in fast jedem fertigem Salat im Supermarkt waren. Ich wollte das unbedingt auch und hier gibt es die nur im Asiasupermarkt, gefroren. Nicht immer. Nimmt im Tiefkühlschrank viel Platz weg, weil die auch noch in Schalen sind, aus denen man die auspolken muss. Platzproblem im TK-Schrank, in dem sich dafür Sachen befinden, die ich viel weniger gern esse oder mir bekommen. Eine mit Curry gegrillte Hühnerbrust und paar Bohnen davon sind ein super Essen, das schmeckt, satt und zufrieden macht. Warum also hab ich dafür nicht den Platz? Pure Gewohnheit. Das Alte wird einfach wieder neu gekauft, ist im Schrank präsent und dann auch auf dem Teller.

Platz in den Schränken bietet hier etwas an: die Variante, im Hier und Jetzt zu sein, so, wie wir gerade sein oder wo wir hin wollen. Gewohnheit ist eine starke Macht, aber wir unterscheiden selten, ob es in jedem Bereich noch das ist, was wir aktuell wollen.

Ich gehe jetzt den Tiefkühschrank ausmisten und Edamame-Bohnen kaufen. 😀

Vielen Dank Amy, wusste ich nicht. Ich könnte schwören, dass die in London alle roh waren. Ich finde schon, dass die (gefrorenen) in der Schale viel besser als die geschälten sind. Aber eine Dose als Erinnerung könnte Wunder wirken.

Hey Iridia,
Edamame Bohnen sind so lecker ?
Ich kaufe sie TK ausgepult im denns Bio Supermarkt. Das Volumen ist vergleichbar mit Erbsen.
Liebe Grüße und einen guten Start in die neue Woche.
Ulrike

Ja, ich kenne die gut. Das Problem bei mir ist, dass die Gewohnheit der Dosen-Tüten-Problematik selbst dann überpräsent ist, wenn man eigentlich was Besseres gefunden hat, das genauso schnell zuzubereiten ist. Hat man das Zeug aber erst gekauft, bestimmt es trotzdem die Möglichkeiten dessen, was man meint, noch gern in den Mengen zu essen. Die Bohnen waren jetzt eher ein Beispiel. Das Neue hat es dann schwer, wenn alles mit alten Gewohnheiten sprichwörtlich zugestellt ist. Wenn es überhaupt zugestellt ist und keinen Platz mehr für Möglichkeiten lässt.
Dasselbe hätte ich jetzt auch über Science Fiction oder Krimis sagen können. Man weiß seit Jahren, wer der Mörder ist. Wie oft hab ich die tatsächlich noch gelesen und sollte ich auch Buchreihen wie Cormoran Strike wirklich aufheben, so toll sie waren? Buchreihen – ein Thema für sich. Raum aktiv leer zu lassen, um aktuell Passenderes und Gewünschteres einzuladen, ist irgendwie schwer zu ertragen. Ihn zu verteidigen, ist trotz Wissens um die Vorteile sehr schwer.

In unserem Vorratsschrank stand auch unheimlich viel bis ich auch wach wurde und einsah daß ich 7 Tage die Woche einkaufen kann (US Militär Supermarkt hat auch Sonntags auf). Bei mir stehen auch zig Kartons Barilla Nudeln?, aber auch viele Dosen Bohnen, extra Mandelmilch und einige Backzutaten. Der Vorratsschrank im Bad ist noch katastrophal! Ich arbeite aber dran. Ich habe Amazon(com) Prime. Das heißt, ich lese, sehe, höre etwas und mit dem Abdruck meines Daumens kann ich das Produkt sofort bestellen!? Duschgel kaufe ich immer auf Vorrat, Deostifte auch weil meine Mitbewohner es irgendwie nie schaffen mir im Voraus zu sagen was bald leer ist. Was Beautyprodukte aber angeht da bin ich viel besser geworden! Ich lasse auch schonmal was ausgehen bevor ich nachkaufe da ich gerne neue Sachen teste. Aber die Produkte die ich immer nehme (Bepanthol Intensive Gesichtscreme) die kaufe ich sofort wenn ich merke das die Tube langsam zu ende geht. Von Sonderangeboten lasse ich mich nicht mehr locken. Es wird sie immer wieder geben. Putzmittel kaufe ich überhaupt nicht mehr! Ich mische Essig, Wasser, einen Schuss Alkohol und 10 Tropfen Lavendelöl in eine Sprühflasche. Fertig! Putze Küche, Bad, Böden und Fenster damit. Ich muss mir aber zugestehen das ich NIE eine “Wasser und CD” Person werde. Ich brauche meine diversen Tuben, Fläschen und Tiegel. Nach 50 Jahren Hautpflege (bei meiner Ichthyose musste ich schon als Kleinkind richtig pflegen) weiß ich so ziemlich was mir guttut. Es sind aber diese Vielversprecher die mich immer wieder locken. Ich lerne aber und es wird!

Ich muß mich unbedingt Christiane anschließen. Brauch aber vorher Deinen Barilla Vorrat auf. Sonst wirfst Du die weg…
Noch viel besser: Probier mal die Pasta von Giuseppe Cocco. Wenn es DIE zum halben Preis gäbe, hätte ich mehr als meine üblichen zwei Packungen im Schrank.
LG Tina

Wenn ich mir eure Kommentare durchlese, geht es hier vielen wie mir. Loslassen (Vorräte UND alte Gewohnheiten!) ist schwierig, es ist tatsächlich ein Aufbruch in ein anderes Leben. Nicht nur physisch, sondern auch im Kopf. Ich musste lächeln, als ich von den 50 Dosen Kichererbsen las – das ist doch ein 2-Jahres-Vorrat, oder? In der Zeit gibt es immer neue Angebote und ich mag mein Essen nicht mehr von Supermarktangeboten bestimmen lassen. Meine persönliche Freiheit. Freiheit war aber noch nie ein einfaches Kapitel.

Aus Italien bringen wir immer kartonweise de cecco Pasta und Mehl Typ 0 und 00, Wein, Öl, Sardellen und Dosentomaten mit. Was wäre ich ohne meine Speisekammer ( und ohne unseren Bus ?) In die Speisekammer habe ich noch einen extra TK-Schrank gequetscht. Den haben wir erst ein halbes Jahr und er ist voll bis zum Anschlag. Vorher ging es irgendwie auch ohne. Wie nur? DVDs und gelesene Bücher könnte ich eigentlich komplett entsorgen. Habt Ihr das schon gemacht? Ich zweifle v.a. bei Büchern, aber wieso eigentlich? Wahrscheinlich Aberglaube. Bei Klamotten sortiere ich doch auch regelmäßig rigoros aus. Ich verfolge Deine Minimalismusberichte und bin gespannt auf mehr.

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